Freundschaft

im großen Stil

Mag. Eva Kaiserseder

Was ist eigentlich der Rotary Club? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen – nicht zuletzt, weil aktuell ein Tierarzt mit an der Spitze steht. 

Viele kennen Rotary, gleichzeitig ist aber gar nicht so bekannt, was dahintersteckt. Dabei hat der 1905 gegründete Club, der klein anfing, mittlerweile beeindruckende Dimensionen angenommen: 1,2 Millionen Mitglieder gibt es aktuell, und diese Mitglieder sind auf allen Kontinenten vertreten. Die Rotarier gibt es ursächlich, weil der Anwalt Paul Harris Anfang des 20. Jahrhunderts mit Korruption, Betrug und Machtmissbrauch konfrontiert war. Das Chicago dieser Zeit, wohin Harris übersiedelt war, wurde nämlich dominiert von der Mafia. Oberstes Ziel des Anwalts war daher, einen Gegenentwurf zur herrschenden Moral zu skizzieren: Und tatsächlich, seine Suche nach aufrechten, toleranten und ehrlichen Männern war von Erfolg gekrönt. Vier Herren, die Harris’ Prinzipien teilten, waren die ersten Rotarier. 

Die Ziele der Rotarier sind seither nahezu unverändert: Der Serviceclub legt „einerseits großen Wert auf die  Berufstätigkeit – wir erwarten und wünschen uns hier herausragende Leistungen unserer Mitglieder –, andererseits sind uns persönliche Integrität und Toleranz gegenüber allen Religionen und Hautfarben sehr wichtig. Und die Jugendarbeit ist ebenfalls sehr wichtig“, so Walter Weidenholzer, der aktuell einer der obersten Rotarier des Landes ist – und seit 2017 pensionierter Tierarzt. Er sieht Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit, egal, ob privat oder im Job, Aufgeschlossenheit und vor allem Hilfsbereitschaft als die Kernthemen des Rotary Club. „In unseren Projekten spiegelt sich das ganz stark wider, gerade in Ländern, wo es an allem, also Nahrung, Bildung oder gesundheitlicher Versorgung fehlt. Und bei Menschen, die in Not ­geraten sind, darf die erste Frage nicht lauten: Hast du selbst Schuld daran? Sondern es muss heißen: Wir ­helfen! Es zählt die Hilfe, egal, aus welchen Gründen“, fasst ­Weidenholzer die Grundprinzipien zusammen. 

Traditionell hat außerdem das Thema Jugendarbeit bei den Rotariern einen großen Stellenwert, eine wichtige Säule ist dabei der Jugendaustausch: Junge Menschen werden für rund ein Jahr in ein fremdes Land geschickt und sollen dort den Alltag in all seinen Facetten erleben. Aktuell befinden sich um die 8.500 Jugendliche weltweit in einem derartigen Schüleraustausch, 90 sind auch hier in Österreich. Mittlerweile wird dieser Dialog auch für Erwachsene angeboten, natürlich in wesentlich verkürzter Form. Außerdem werden Friedensstipendien vergeben, wo sich die Stipendiaten an insgesamt sechs Unis wie z. B. Tokio, Uppsala oder Bangkok intensiv mit Friedens- und Konfliktforschung beschäftigen. 

Mit dem Rad durch ganz Amerika 

Eines der bekanntesten Projekte der Rotarier ist „End Polio now“. Für den Kampf gegen die Kinderlähmung wird seit 1985 gesammelt, gespendet und Engagement gezeigt.  Eine extrem spannende sportliche Challenge ist dabei das „Race across America“: Dabei durchqueren Teams, darunter auch ein rotarisches, auf ihren Rädern die gesamten USA, von Oceanside in Kalifornien bis Annapolis nahe Washington, D. C. – eine Strecke von 4.828 Kilometern. Diesmal ist auch ein österreichisches Team mit dabei. Der Clou: Bei jeder Rotary-Club-Dependance, die auf der Reise passiert wird, wird gespendet. 2017 kamen dabei beeindruckende 550.000 US-Dollar zusammen. Imposanterweise haben sich „Mr. Microsoft“ Bill Gates – der übrigens kein Rotarier ist – und dessen Frau Melinda bereit erklärt, die gesammelten Beträge zu verdreifachen. 

Was Walter Weidenholzer nach Ende seiner Amtszeit im Juni machen wird? 

„Einmal Rotarier, immer Rotarier, ich bin seit 26 Jahren mit Leidenschaft dabei. Und es gibt noch so viele Möglichkeiten, etwas zu tun, da brauche ich nur an die Jugendarbeit oder an das Thema Schulbildung in Afrika zu denken. Das sind mir ganz besondere Anliegen.“