Umfangreiche One-Health-Studie

Verbreitung des Borna Disease Virus 1 (BoDV-1)

Mag. Kristin Schalkowski, 
Pressestelle des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) 


Das „klassische“ Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) wird von Spitzmäusen übertragen und kann zumeist tödliche Gehirnentzündungen bei Tieren (v. a. Pferden) und ­Menschen verursachen. Die Letalität liegt bei über 90 %. Obwohl sowohl das Virus als auch die Er­krankung schon sehr lange bekannt sind, war die Daten­lage zur Verbreitung dieses zoonotischen Erregers bisher sehr lückenhaft und größtenteils veraltet.

Unter Leitung des Nationalen Referenzlabors für ­Bornavirusinfektionen der Tiere am Friedrich-Loeffler-­Institut (FLI) wurde nun die bisher umfassendste Studie zur Verbreitung von BoDV-1 veröffentlicht. Die Studie war im Rahmen des vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ge­förderten Forschungs­verbunds „ZooBoCo“ durch­geführt worden. Beteiligt an der Studie waren mehr als 25 Institutionen aus der Veterinär- und Humanmedizin im DACH-Raum. Im Rahmen des Projekts wurden Gehirnproben von aktuellen sowie archivierten Fällen von BoDV-1-Infektionen bei Menschen und Tieren untersucht, die gefundenen Viren genetisch typisiert und umfangreiche Hintergrund­informationen zu den Fällen gesammelt. Eine gemeinsame Analyse dieser neuen Daten in Kombination mit den bereits zuvor publizierten Fällen erlaubt nun erstmals die Festlegung von definierten Kriterien zur Identifikation von Verbreitungsgebieten, in denen ein Risiko für eine Übertragung von BoDV-1 auf Tier und Mensch besteht. Darüber hinaus liefert die Studie eine erste Übersicht über alle 46 bisher publizierten laborbestätigten BoDV-1-Infektionen beim Menschen.

Verbreitung in begrenzten Gebieten 

Hinweise auf ein Vorkommen des Virus wurden ausschließlich in den zuvor bereits angenommenen Verbreitungsgebieten, vor allem in südlichen und öst­lichen Teilen Deutschlands und begrenzten Gebieten in Österreich und der Schweiz, gefunden. Anzeichen einer deutlichen Ausbreitungstendenz des Virus über die vergangenen Jahrzehnte gibt es nicht. Die verschiedenen genetischen Varianten von BoDV-1 treten in voneinander abgrenzbaren Regionen innerhalb des Verbreitungsgebiets auf. Dieser Umstand erlaubt es, anhand ihrer genetischen Signatur die Herkunft der Viren und damit die Infektionsorte von Mensch und Tier einzugrenzen. So konnte in fast allen Infektionsfällen bei Menschen der gefundene Virustyp der jeweiligen Heimat­region der Patientin oder des Patienten zugeordnet werden, was auf in der Regel wohnortnahe Infektionsquellen schließen lässt.

Die Detailuntersuchungen und genetischen Typisierungen der ­Proben werden durch das Nationale Referenzlabor weitergeführt, um die Datenlage weiter zu verbessern und künftig noch genauere Aussagen zu Risikogebieten und ­Infektionsquellen treffen zu können. Die Kartierung der Verbreitungsgebiete soll zudem dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für die Infektion in der Human- und Veterinär­medizin zu stärken. „Nun muss in diesen Regionen genauer hingeschaut und BoDV-1 als Erreger für Mensch und Tier in Betracht gezogen werden; Verdachts­fälle müssen abgeklärt werden“, so PD Dr. Dennis Rubbenstroth, Leiter des ­Referenzlabors für Bornavirusinfektionen der Tiere.

Links:
One-Health-Studie in „Nature Communications“: https://www.nature.com/articles/s41467-024-52192-x
Informationen des FLI zum Bornavirus: https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/bornaviren/ 

Quelle für die Karten:
https://www.fli.de/de/presse/pressemitteilungen/presse-einzelansicht/umfangreiche-one-health-studie-zur-verbreitung-des-borna-disease-virus-1-bodv-1-in-nature-communications-veroeffentlicht