Diskussion
Die feline gastrointestinale eosinophile sklerosierende Fibroplasie (FGESF) ist eine relativ seltene und unbekannte Erkrankung. Auch uns hat die imposante Zubildung der Magenwand vor ein großes Rätsel gestellt. Das erschreckende Erscheinungsbild kann leicht als bösartiger Tumor missinterpretiert werden.
Die feline gastrointestinale eosinophile sklerosierende Fibroplasie (FGESF) stellt eine Art der eosinophilen Entzündung dar und definiert sich durch die Anwesenheit eosinophiler Massen, die sich auf den Gastrointestinaltrakt und die regionalen Lymphknoten beschränken. Die Ursache dieser Erkrankung ist unbekannt. Obwohl direkte Beweise fehlen, wurde die Hypothese formuliert, dass manche Katzen eine genetische Prädisposition aufweisen, eine eosinophile Entzündung als Antwort auf Antigene wie Bakterien oder Parasiten zu entwickeln (Linton et al., 2015). Bakterien konnten bei einem wesentlichen Anteil der Katzen aus den Läsionen isoliert werden, aber nicht bei allen. Es bleibt daher unklar, ob Bakterien eine primäre oder sekundäre Rolle bei der Entstehung dieses Krankheitsbildes spielen (Linton et al., 2015). Weiters wird eine immunologische Dysregulation angenommen, die durch Futtermittelallergien oder -intoleranzen, Dysbakterie oder andere Faktoren (Endoparasiten, aufgenommene Haare oder Pflanzenteile) getriggert wird (Linton et al., 2015).
Histomorphologisch wird die FGESF durch ihr charakteristisches trabekuläres Muster aus dichtem Kollagen, das Osteoid ähnelt, geprägt. Dies kann manchmal zu der fälschlichen Diagnose Osteosarkom führen. Auch die Verwechslung mit einem Mastzelltumor ist aufgrund des oft hohen Anteils an Mastzellen möglich (Suzuki et al., 2013).
Vor allem Katzen mittleren Alters (median 7 Jahre), Ragdolls sowie männliche Tiere scheinen von dieser relativ unbekannten Krankheit vermehrt betroffen zu sein (Linton et al., 2015) und häufig werden erkrankte Tiere noch während der explorativen Laparotomie aufgrund des malignen Erscheinungsbildes euthanasiert. Deshalb liegt es uns am Herzen, mehr Bewusstsein für diese Erkrankung zu schaffen.
Viele Therapieformen (Operation, Antibiose, Kortiko-steroide, Analgetika etc.) wurden bislang in der Literatur diskutiert, aber welches Regime tatsächlich am besten funktioniert, ist unklar. Fest steht, dass eine frühzeitige Diagnose und Therapie für ein erfolgreiches Ergebnis ausschlaggebend sind. Weiters scheint Kortison die Überlebenszeit positiv zu beeinflussen (Linton et al., 2015) und betroffene Tiere können mit entsprechender Behandlung mehrere Jahre überleben.
Auch für uns war Jester der erste Patient, der an feliner gastrointestinaler eosinophiler sklerosierender Fibroplasie (FGESF) erkrankt war. Deshalb stellten wir uns die Frage, ob der Körper in der Lage sein würde, das massiv zugebildete Gewebe wieder abzubauen. Mit einer kompletten Remission der Veränderungen hätten wir niemals gerechnet. Ob dieser Therapieerfolg dauerhaft ist, werden die nächsten Jahre zeigen.
Dieser Fallbericht soll eine relativ unbekannte Erkrankung vorstellen, die Wichtigkeit einer histologischen Untersuchung unterstreichen und vor einer vorschnellen Euthanasie warnen. Vielleicht denken Sie ja beim nächsten ähnlich gelagerten Fall an Jester.