Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 03/2022
Heimtierreisen in Europa haben einen Einfluss auf die gegenwärtige epidemiologische Entwicklung – dazu und zu anderen Themen ist aktuell ein Update des ESCCAP veröffentlicht worden. Eines steht fest: Die Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen wird künftig komplexer.
Im Februar 2022 veröffentlichte ESCCAP eine aktualisierte Empfehlung zur Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen in deutscher Sprache. Die neue Ausgabe der Ektoparasiten-Leitlinie von ESCCAP wurde inhaltlich von führenden ExpertInnen der Veterinärparasitologie überarbeitet und bündelt die neuesten Erkenntnisse zu Diagnose und Therapie für die Kleintierpraxis. Die Richtlinie konzentriert sich auf die wichtigsten Gruppen von Ektoparasiten, nämlich Flöhe, Zecken, Läuse (die taxonomisch aus zwei verschiedenen Gruppen bestehen: Saugläuse und Kauläuse) und Milben. Andere Ektoparasiten wie Phlebotome (Sandmücken) und Stechmücken sind vor allem als Krankheitsüberträger von Bedeutung und werden in einer separaten Richtlinie behandelt.
Die in letzter Zeit immer beliebter gewordenen Heimtierreisen in und durch Europa sowie der Anstieg der klimatischen Veränderungen werden einen Einfluss auf die gegenwärtige epidemiologische Entwicklung haben. Bestimmte Ektoparasiten sowie Krankheitserreger werden sich regional noch mehr verbreiten und seltene Krankheiten können aufgrund der zunehmenden Einfuhr oder Etablierung der Erreger entsprechend zunehmen. Krankheitserreger und deren Vektoren gelangen so in derzeit nicht endemische Gebiete, beispielsweise wurde in den letzten Jahren in ganz Mittel- und Nordeuropa beobachtet, dass sich die Hunde-Babesiose hier ausgebreitet hat.
Darüber hinaus hat die Aufhebung der Grenzkontrollen im Rahmen des Schengen-Abkommens dazu geführt, dass innerhalb der Europäischen Union das Reisen zwischen den verschiedenen Ländern Kontinentaleuropas vereinfacht wurde. Dies trug leider auch dazu bei, dass es zu nicht genehmigten und sogar illegalen Verbringungen von Heimtieren innerhalb Europas kam. Haustiere, die mit ihren Besitzern reisen, machen einen Großteil der gesamten Heimtierbewegungen aus. Zudem trägt aber auch die Haustiervermittlung von Hunden und Katzen, die meist von Tierschutzvereinen (beispielsweise aus Mittelmeerländern) an Privathaushalte in ganz Europa vermittelt werden, dazu bei, dass sich das epidemiologische Geschehen verändert. Zu betonen ist dabei, dass das Mittelmeer ein Gebiet ist, in dem der Befall mit zahlreichen Ektoparasiten oder von ihnen übertragenen Krankheitserregern weitverbreitet ist.
In Zukunft wird es daher umso wichtiger sein, dass Haustiere mit modernen Ektoparasitiziden behandelt werden – sei dies prophylaktisch oder therapeutisch zur Bekämpfung. Tierärzt*innen wird daher nahegelegt, sich aufgrund dieser Entwicklungen den gesetzlichen Vorgaben entsprechend regelmäßig weiterzubilden.
Hier geht’s zum Download der überarbeiteten Version des ESCAPP-Leitfadens „Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen“:
www.esccap.de