Erste Uni in Europa

gründet One Health Institute

David Werner, Leiter Storytelling & Inhouse Media, Universität Zürich

Veterinärmedizin, Humanmedizin sowie Naturwissen­schaften unter einem Dach: Seit Mai 2023 gibt es in ­Zürich das einzige universitäre One Health Institute europaweit. Gegründet wurde es von der Universität Zürich (UZH) und erforscht wird hier, wie die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammenhängt. 

„Wir sitzen alle im selben Boot“, sagt Liza Rosenbaum ­Nielsen, „die Gesundheit von Wild- und Nutztieren, Menschen und Pflanzen ist stärker miteinander verbunden, als die meisten von uns wahrnehmen.“ Rosenbaum Nielsen ist Professorin für Präventive Veterinärmedizin an der Universität von Kopenhagen und Mitglied des Advisory Boards des One Health Institute der UZH. „Der Mensch hat die Tendenz, ohne Rücksicht auf andere Arten und Ökosysteme alles zu dominieren“, sagt sie – damit entstünden viele Probleme für die Umwelt und Gesundheit, nicht nur von uns Menschen: „Mit den ganzheitlichen ­Ansätzen von One Health können diese Probleme an­gegangen werden.“

Inhaltlich fokussiert das Institut in seiner Anfangsphase auf die drei Schwerpunktthemen Zoonosen, Arzneimittelresistenzen und Stoffwechselerkrankungen. Sie reflektieren die Expertise der drei tragenden Fakultäten Vetsuisse, Medizinische Fakultät und Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät. Für die Querschnittsthemen Evolution und Epidemiologie hat die Institutsleitung zwei Assistenzprofessuren ausgeschrieben. Prof. Thomas Van Boeckel wurde zum ersten Professor am One Health Institute der UZH gekürt: Der Vetsuisse-Rat und die Universität Zürich haben ihn per 1. August zum Außerordentlichen Professor für One Health mit Fokus auf Epidemiologie ernannt. Der Berufungsprozess für die Assistenzprofessur mit Tenure Track „One Health with Focus in Evolutionary Genomics“ wird voraussichtlich mit Ende 2024 beendet sein.

Wie die Sars-CoV-2-Pandemie gezeigt hat, stehen Epidemiolog*innen an vorderster Front, wenn es um die Bekämpfung eines Krankheitserregers geht. Das gilt sowohl in der Human- wie auch der Veterinärmedizin. „Oft sind es Epidemiolog*innen, die als Erste die Verbreitung eines Krankheitskeims feststellen und Informationen zur Entwicklung von Maßnahmen liefern“, sagt Adrian Hehl, ­Professor für Parasitologie und Mitglied des Steuerungsausschusses des One Health Institute.

Seuchenmonitoring 

Er verweist auf die grassierende Afrikanische Schweinepest in Osteuropa. Zurzeit sind vor allem Wildschweine betroffen, die das Virus auf Nutztierbestände von Schweinen übertragen können. In dieser Situation seien Epidemiolog*innen gefragt, die die Ausbreitung der Seuche modellieren können.

„Das Feld der Epidemiologie ist sehr breit“, sagt Hehl. Es reicht von der Identifizierung und Verbreitung von Krankheiten und Keimen über die Ausbreitung von Resistenzen bis zur Analyse landwirtschaftlicher Praktiken, die das Entstehen neuer Erkrankungen oder Keime begünstigen. Letztlich gehe es darum, mithilfe der Epidemiologie Zoonosen und Krankheiten unter Kontrolle zu bekommen, sagt Hehl, was eine besonders enge Zusammenarbeit zwischen Veterinär- und Humanmedizin bedingt. 

„Große Datenmengen spielen auch in One Health eine ­immer wichtigere Rolle“, sagt Thomas Lutz, Vorstand des Steuerungsausschusses der UZH. Hier möchte man von Beginn an kompetitiv mit dabei sein und bereite eine ­Berufung vor. Inhaltlich wird es darum gehen, durch intelligente Ana­lysen großer Datenbestände neue Forschungsansätze zu entwerfen.
Internationale Ausstrahlung

Um dem One Health Institute Kontur zu verleihen, werden die geschaffenen Professuren die Forschung voranbringen und den wissenschaft­lichen Nachwuchs aufbauen, der den One-Health-­Ansatz ­weiterträgt. In der Lehre sollen spezifische Module ­geschaffen und internationale Summer Schools durch­geführt werden; langfristig ist geplant, einen Master­studiengang zu etablieren. Das neue Institut soll mit seinen Aktivitäten auf die ganze Universität ausstrahlen, zugleich soll es die nationale und internationale Sichtbarkeit der UZH im Bereich One Health stärken.

In den kommenden fünf Jahren erhält das One Health Institute zur Anschubfinanzierung 1,99 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet etwa 2,1 Millionen Euro. In dieser Zeit soll es zu einer dauerhaften Ein­richtung heran­wachsen, die in der Lage ist, selbstständig Drittmittel einzuwerben und ihre Reichweite aus eigener Kraft weiter auszubauen. Die Mittel für die Anschub­finanzierung des One Health Institute wurden im Rahmen der neuen Förderlinie Transform bereitgestellt. Die UZH führte diese Förderlinie Ende 2021 ein, um schnell und mit originellen Lösungen auf neuere Entwicklungen in der Forschungslandschaft reagieren zu können.

Link zur Website des One Health Institute: https://www.onehealth.uzh.ch/en.html