Erfahrung oder HighTech?

worauf es Tierhaltern ankommt

Bettina Kristof

Tierärztliche Ordinationen sind sehr unterschiedlich aus­gestattet. Die Bandbreite erstreckt sich von der Hightech-­Praxis inklusive Computertomografie bis hin zu einfach ausgerüsteten Ordinationen, die vielleicht gerade einmal über ein Röntgengerät verfügen.  

Wir haben einige Tierhalter gefragt, wie wichtig ihnen die technische Ausstattung ihres Tierarztes ist – und was mehr zählt: Erfahrung oder Technik.

Dipl.-Ing. Gritli Ramschag-Wollein
Magyar Vizsla „Boris“

 

Was ist Ihnen bei Ihrem Tierarzt wichtiger: menschliche Erfahrung oder aufwendige technische Ausstattung der Ordination?
Beides ist wichtig. Denn es nützt nichts, wenn ein Tierarzt tolle Geräte hat und keine Erfahrung. Ein Tier kann nicht sprechen und zeigt oft nicht, was ihm wehtut. Wenn ein Tierarzt auf langjährige Erfahrung zurückgreifen kann, kann er oftmals aufgrund dieses Wissens eine Diagnose stellen, die er eventuell noch durch ein Diagnosegerät absichert. Ein erfahrener Tierarzt weiß, wann er Technik einsetzen muss und wann eine Augendiagnose ausreicht. 

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ich habe einen 13-jährigen Magyar Vizsla, den ich regelmäßig zum Alterscheck zu unserem Tierarzt bringe. Unser Tierarzt macht routinemäßig einen Labortest, den er aufgrund seiner Erfahrung interpretiert. Weiterführende Untersuchungen empfiehlt er nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. Dies erspart dem Tier langwierige Checks und dem Tierhalter hohe Kosten. Die Ordination des Veterinärmediziners meines Vertrauens ist mit zahlreichen Diagnosegeräten ausgerüstet, die er bewusst und effizient einsetzt.

 
Mag. Martin Erhart
Portugiesischer Wasserhund „Black Twister“

 

Legen Sie Wert darauf, dass die Tierarztpraxis Ihrer Wahl technisch top ausgestattet ist? Oder zählt die gründliche Untersuchung mehr?
Mir ist beim Tierarzt meines Vertrauens besonders wichtig, dass er auf das Tier eingeht und mir das Gefühl gibt, dass er es optimal betreut. Ich sehe den Tierarzt als Treuhänder für die Gesundheit des Tieres. Er sollte aufgrund seiner Erfahrung eine Diagnose stellen. Wenn eine bildgebende Absicherung notwendig ist, dann sollte er an einen Spezialisten weiterleiten. Bei einer sehr hoch ausgestatteten Klinik ist der Tierarzt vielleicht versucht, aufwendige Untersuchungen zu machen, weil er seine Geräte auslasten muss. Die Sorge habe ich nicht, wenn mein Tierarzt über diese Geräte gar nicht verfügt und im Bedarfsfall überweist.

War es schon einmal notwendig, dass Ihr Hund mit -technischen Geräten untersucht werden musste?
Mein Hund ist relativ gesund, es waren noch keine intensiveren Untersuchungen notwendig. Ein einziges Mal war ein Röntgen notwendig, das konnte der Tierarzt vor Ort machen.

Elke Eulenberger
Kaninchen „Schnuffi“

 

Ist für Sie bei der Wahl Ihres Tierarztes die technische Ausrüstung der Ordination ausschlaggebend? Oder zählt die tierärztliche Erfahrung mehr?
Ich lege größten Wert darauf, dass der Tierarzt langjährige Erfahrung hat. Das ist für mich vorrangig und nicht durch ein technisches Gerät ersetzbar. Ich finde es aber schon wichtig, dass der Tierarzt zur Absicherung der -Diagnose über bildgebende Geräte verfügt. Das erspart dem Tier womöglich unnötige Belastungen durch eine falsche Behandlung aufgrund einer Vermutungsdiagnose. 

Unter welchen Umständen setzen Sie auf Hightech?
Als mein Kaninchen nicht gefressen hat, musste es zur Erstellung einer Diagnose röntgenisiert werden. Der erste Tierarzt, bei dem ich war, hatte aber kein Röntgengerät und wir wurden zu einem anderen überwiesen. Das war für mein Tier sehr stressig. Deshalb achte ich jetzt darauf, dass der Tierarzt meines Vertrauens zumindest ein Röntgen und ein kleines Blutlabor hat. MRT und CT haben wir noch nicht gebraucht, es wäre aber schon praktisch, wenn der Tierarzt auch diese Geräte hätte.

Mag. Michaela Marschall
Berner Sennenhund „Hugo“ und Mischlingsdame „Befana“

 

Welcher Untersuchungsmethode geben Sie den Vorrang: Labortechnik oder Diagnose durch Erfahrung?
Vom normalen Haustierarzt erwarte ich mir eine moderne Grundausstattung mit Röntgen, Ultraschall und einem kleinen Labor. Das ist wichtig, um gegebenenfalls Dia-gnosen absichern und schnelle Entscheidungen treffen zu können. Wenn Blutproben erst eingeschickt werden müssen, kann sich die zeitliche Verzögerung der Dia-gnose und somit des Behandlungsbeginns negativ auf das Tier auswirken. CT oder MRT muss mein Tierarzt nicht haben. Natürlich ist es auch wichtig, dass der Tierarzt erfahren ist.

War bei einem Ihrer Hunde schon einmal eine spezielle Untersuchung notwendig, die Ihr Tierarzt nicht anbieten konnte?
Ja, einer meiner Hunde musste operiert werden, und da war es notwendig, dass davor eine Computertomografie gemacht wurde. Dafür wurden wir zu einem Spezialisten überwiesen.