Equines Asthma

Über den Umgang mit Staub im Pferdestall

Dr. Astrid Nagl

Dr. med. vet. Angela Honeder erklärt, warum die Bronchoalveoläre Lavage in der Diagnose des Equinen Asthmas, einer häufigen Erkrankung, unverzichtbar ist – und wie die Besitzer-Compliance gefördert werden kann, wenn langfristige ­Änderungen der Haltungsbedingungen notwendig werden.

Mit welchen Symptomen werden Patienten, die an Equinem Asthma leiden, bei Ihnen meist vorgestellt?

Unter dem Sammelbegriff „Equines Asthma“ werden chronische entzündliche, nicht infektiöse Atemwegserkrankungen zusammengefasst, die früher als IAD, Inflammatory Airway Disease, und RAO, Recurrent Airway Obstruction, bezeichnet wurden. Die unterschiedlichen Schweregrade werden als gering- bis mittelgradig und hochgradig eingestuft. Pferde mit gering- bis mittel­gradigem Equinem Asthma zeigen hauptsächlich Leistungsschwäche mit oder ohne Husten und sind in Ruhe asymptomatisch. Hochgradiges Equines Asthma äußert sich durch erschwerte Atmung und Dyspnoe im Ruhe­zustand, Leistungsintoleranz und meist auch Husten und Nasenausfluss. 

Woran muss man differenzial-diagnostisch denken?

Unter dem Sammelbegriff „Equines Asthma“ werden chronische entzündliche, nicht infektiöse Atemwegserkrankungen zusammengefasst, die früher als IAD, Inflammatory Airway Disease, und RAO, Recurrent Airway Obstruction, bezeichnet wurden. Die unterschiedlichen Schweregrade werden als gering- bis mittelgradig und hochgradig eingestuft. Pferde mit gering- bis mittel­gradigem Equinem Asthma zeigen hauptsächlich Leistungsschwäche mit oder ohne Husten und sind in Ruhe asymptomatisch. Hochgradiges Equines Asthma äußert sich durch erschwerte Atmung und Dyspnoe im Ruhe­zustand, Leistungsintoleranz und meist auch Husten und Nasenausfluss. 

Wie differenzieren Sie bei chronischer Atemwegs-Symptomatik zwischen Asthma und anderen Erkrankungen der Atemwege? Welche diagnostischen Schritte empfehlen Sie?

Als Erstes wird der Patient klinisch untersucht, in Ruhe, während und nach Bewegung oder Belastung. Manchmal – vor allem bei sehr großen oder sehr dicken Pferden – sind die Befunde der Auskultation nicht ganz so ergiebig. Daher sollte bei Pferden, die eine deutliche klinische Symptomatik haben oder nicht ausreichend auf eine Therapie ansprechen, eine Bronchoskopie durchgeführt werden. Die Bronchoskopie erfolgt immer in Kombination mit einer Probennahme für eine zytologische Analyse des TBS, des Tracheobronchialsekrets, und einer Broncho­alveolären Lavage, BAL. Gibt es Hinweise auf eine seltenere Lungenerkrankung, wie zum Beispiel eine interstitielle Erkrankung des Lungenparenchyms, können weitere diagnostische Schritte nötig werden: ein Lungenröntgen, eine Ultraschalluntersuchung des Thorax oder auch eine Lungenbiopsie. 

Warum ist es so wichtig, sowohl das Tracheobronchialsekret als auch die Proben aus der Bronchiallavage zytologisch untersuchen zu lassen?

Ich finde, die Bronchoskopie ist für die Compliance der Tierbesitzer hinsichtlich Optimierung der Haltung und des Managements ihrer Pferde sehr wichtig. Oft wird ihnen erst so richtig bewusst, dass ihr Pferd lungenkrank ist, wenn sie die Veränderungen, wie zum Beispiel viel zähen Schleim in der Trachea, bei der Bronchoskopie sehen können. Ich würde empfehlen, wirklich immer eine BAL-Probe zu nehmen. Es kommt immer wieder vor, dass die untersuchten Pferde wenig Veränderungen in der Bronchoskopie zeigen, wenig bis gar kein Schleim, Bifurkation unverändert; und dennoch eine deutliche Erhöhung der Zellen, vor allem der neutrophilen Granulozyten, vorhanden ist. Ohne BAL würde man sich bei diesen Patienten in falscher Sicherheit wiegen, dass die Lunge in Ordnung ist. 

Wie beurteilen Sie die Befunde von TBS und BAL hinsichtlich der Aussagekraft? Manchmal wird ja ein unterschiedliches Zellbild gefunden.

Das Zellbild von TBS und BAL korreliert nicht immer, die BAL ist jedoch repräsentativer für das Geschehen in den tieferen Atemwegen als das TBS. Doch auch das TBS liefert wichtige Informationen, wie etwa zum Auftreten von Curschmann-Spiralen (diese bilden sich aus verfestigter Schleimsubstanz und treten bei Dyskrinie auf, Anm.), von inhalierten Fremdbestandteilen wie Staub oder Schimmelpilzsporen und Pollen. Anhand des Zellbilds kann man – in Kombination mit den Befunden der Auskultation, der klinischen Symptomatik und der Bronchoskopie – das Asthma punkto Schweregrad einteilen. So gilt ein gering- bis mittelgradiges Asthma generell als heilbar. Es besteht jedoch das Risiko eines Übergangs zu hochgradigem Asthma; dieses ist nicht mehr heilbar, sondern nur durch ein entsprechendes Management zu kontrollieren. 

Welche Rolle spielen Allergien bei Equinem Asthma? Können Allergietests weiterhelfen, um Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden?

Leider gibt es zu den Allergietests noch keine evidenzbasierten Studien. Grundsätzlich testet ein „Allergietest“ auch nicht, ob eine Allergie vorliegt, denn das ist eine klinische Diagnose, sondern nur, gegen welche Anti­gene Antikörper vorliegen. Die Interpretation verbleibt hier grundsätzlich bei den behandelnden Tierärzt*innen und muss in Abstimmung mit den restlichen Symptomen und dem zeitlichen Verlauf der Erkrankung gesehen werden. Beim sogenannten „Summer Pasture Associated Asthma“ kann Beobachten und Abgleichen mit dem lokalen Pollenflugkalender sinnvoll sein. 

Eine Austallung in der Außenbox wird für Asthmapatienten empfohlen - doch was, wenn auch eine Pollenallergie mitspielt?

Prinzipiell ist für alle Patienten mit Equinem Asthma viel Frischluft wichtig. Wenn ein Pferd stark auf Pollen reagiert, etwa beim Summer Pasture Associated Asthma, kann es unter Umständen sinnvoll sein, das Pferd vorüber­gehend in einem gut gemanagten Stall unterzubringen. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für die Erntezeit, wenn die Felder gedroschen werden. Die enorme Feinstaubbelastung in der Außenluft kann bei Asthmapatienten einen erneuten Anfall auslösen, weshalb es sicher besser ist, das Pferd vorübergehend für ein paar Stunden in einen Stall zu stellen.

Die wesentliche Basis der Therapie des Equinen Asthmas besteht aus Änderungen der Haltungsbedingungen, etwa punkto Fütterung von nassem Heu - ein Mehraufwand für die Pferdebesitzer*innen, die so etwas oft nicht oder nicht für einen längeren Zeitraum umsetzen möchten. Wie erreichen Sie hier, dass die Besitzer*innen mitziehen?

Da die medikamentöse Therapie von Asthmapatienten nur symptomatisch ist, steht eine Optimierung der Haltungsbedingungen dieser Pferde an oberster Stelle, um die Fremdpartikel und potenziellen Allergene, welche die Lunge belasten, zu minimieren. Das ist mit viel zusätz­lichem Zeitaufwand und Mehrkosten verbunden. Viele Reitstallbesitzer*innen oder die Pferdebesitzer*innen selbst können oder wollen gewisse Haltungsoptimierungen daher nicht umsetzen. Für uns Tierärzt*innen ist das frustrierend. Hier ist die Kommunikation mit den Pferde­besitzer*innen enorm wichtig: Sie müssen verstehen, dass ohne eine Optimierung der Haltung keine dauer­hafte Verbesserung eintreten kann und auch häufig der Therapieerfolg ausbleibt. Das führt wiederum zu einem vermehrten Einsatz von Medikamenten, der ebenfalls eine finanzielle Belastung darstellt.

Zu welchen Maßnahmen raten Sie den Pferdebesitzer*innen?

Zu den Haltungsoptimierungen zählen viele verschiedene Faktoren: Das Heu sollte von guter Qualität sein, komplett gewässert oder bedampft werden und vom Boden gefüttert werden. Als Alternative zu nassem respektive bedampftem Heu eignet sich auch Heulage. Das Füttern von großen Rundballen in Heuraufen, wie es oft in Offenstallhaltungen durchgeführt wird, ist problematisch – die ­Pferde können keine physiologische Fresshaltung einnehmen und somit kann der möglicherweise vorhandene Schleim nicht abtransportiert werden. Außerdem werden viele Staubpartikel inhaliert, wenn das Pferd die Nase stundenlang ins trockene Heu steckt. 

Sollte auch die Einstreu angepasst werden?

Ja, sie sollte einerseits möglichst staubfrei sein, anderer­seits aber auch eine gute Saugfähigkeit und gute Bindungsfähigkeit von Ammoniak aufweisen. Ebenso spielen Stallluft und Stallstaub eine große Rolle: Die Stallluft beinhaltet neben Schadgasen, Futter- und Einstreu­partikeln auch Schimmelpilze, Bakterien, Milben, Pollen et cetera. Wichtig wäre, dass sich die Pferde nicht im Stall befinden, während die staubintensiven Arbeiten im Stall durchgeführt werden – Ausmisten, Zusammenkehren, Einstreuen, Füttern. Auch auf die Böden der Reitplätze darf nicht vergessen werden: Sand- und Textilböden haben häufig einatembare Staubpartikel und können zu chronischen Lungenschäden führen. Staubige Reitplatzböden sollten deshalb bewässert werden, um die Staubexposition während der Arbeit mit den Pferden zu reduzieren.