Ektoparasiten-Prophylaxe

So können wir unsere Haustiere vor Zecken und Flöhen schützen

Dr.med.vet. Elisabeth Wagmeister im Interview mit Provatdoezntin Dr.med.vet. Michèle Bergmann

Ektoparasiten können lästige Begleiter unserer Haustiere sein und nicht nur Unannehmlichkeiten ver­ursachen, sondern auch Infektionserreger übertragen. Der Schutz mit auf dem Tier verbleibenden Spot-ons oder Hals­bändern mit repellierendem Effekt ist die wichtigste Maßnahme, um Infektionen vorzubeugen – Privat­dozentin Dr. med. vet. Michèle Bergmann, Leiterin der Gesundheits­­­­vorsorge für Hunde und Katzen an der Kleintierklinik der ­Ludwig-Maximilians-Universität München, im Gespräch.

Frau Dr. Bergmann, Ihr Schwerpunkt liegt in der Gesundheitsvorsorge für Hunde und Katzen. Unser Thema ist heute die ­Ektoparasitenprophylaxe – welche Ektoparasiten gibt es und wie können Tier­besitzer*innen sie er­kennen?

Zu den Ektoparasiten bei Hunden und Katzen zählen unter anderem ­Flöhe, Haarlinge, Mücken, Läuse sowie Zecken und ­Milben. Im Rahmen unserer Gesundheitsvorsorge kommt Flöhen und Zecken und im mediterranen Ausland zusätzlich den Mücken die größte Bedeutung zu.
Insbesondere Zecken werden von vielen Tierbesitzer*innen durch ihr charakteristisches Aussehen leicht erkannt. Sie haben einen kleinen schwarzen bis rotbraunen Körper, der sich nach dem Blutsaugen ballonartig ausdehnt und eine graublaue Farbe annimmt. Zecken sind häufig an ­wenig behaarten Hautstellen oder an Bereichen, die bei der Fellpflege schlecht erreichbar sind, wie dem Kopf- und Halsbereich, zu finden.
Bei einem Befall mit Flöhen verhält es sich etwas anders, da nur ein Teil der Flohpopulation auf den Tieren selbst und der Rest in der Umgebung ist. Oft sind nur die Ausscheidungen der Flöhe im Fell von Hunden und Katzen sichtbar. Diese zeigen sich als kleine dunkle „Krümel“, die beim Zerdrücken in einem feuchten Tuch durch das verdaute Blut rot-bräunlich erscheinen.

Welche Präparate zur Ektoparasitenprophylaxe gibt es?

In der Gesundheitsvorsorge ist das primäre Anliegen, ­Stiche und Bisse von Ektoparasiten zu vermeiden. Dafür werden ­Repellentien eingesetzt, zum Beispiel Permethrin und Deltamethrin für Hunde. Diese Wirkstoffe sind für Katzen toxisch und dürfen ihnen deshalb keinesfalls verabreicht werden. Flumethrin, das ebenfalls eine repellierende Eigen­schaft hat, kann hingegen bei Hunden und Katzen angewendet werden. 

Was ist bei der Anwendung der Präparate zu beachten?

Bei der Anwendung von Spot-on-Präparaten wird das Fell gescheitelt, um das Mittel direkt auf die Haut auftragen zu können. Dafür sollte eine Stelle gewählt werden, die nicht abgeleckt werden kann, zum Beispiel der Nacken. Spot-on-Präparate schützen circa drei bis vier Wochen vor Zecken, daher sollten sie monatlich angewendet werden. Halsbänder hingegen wirken bis zu sechs Monate. In der Regel werden Repellentien gut vertragen, Neben­wirkungen wie lokale Rötung, Haarverlust, Juckreiz, Unruhe oder Zittern sehen wir sehr selten; bei Auftreten empfehlen wir, den Wirkstoff zu entfernen, indem das Tier bis zur Besserung der Symptome täglich shampooniert wird. Bei Tieren mit vorangegangenen Unverträglichkeiten, kranken Tieren oder bei Tieren mit offenen Hautstellen wie Wunden oder Entzündungen sollte auf Spot-on-Präpa­rate und Halsbänder verzichtet werden. Als Alternative zu ­Repellenzien gibt es Tabletten, z. B. mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Isoxazoline, die die Ektoparasiten abtöten. Hier ist jedoch zu beachten, dass die Wirkung erst nach dem Biss oder Stich eintritt und Infektionserreger somit auch übertragen werden können. Weiters ist zu beachten: Wenn Hunde mit ­Katzen in einem Haushalt leben, sollten vorsichtshalber keine Präparate mit Permethrin oder Deltamethrin angewendet werden. Den Ergebnissen einer australischen ­Studie zufolge können Permethrin-­Intoxikationen bei ­Katzen bereits auftreten, wenn gewisse Berührungs­punkte zwischen Hund und Katze existieren, beispiels­weise die Nutzung gleicher Liegeplätze.1

Sie bieten ja eine spezielle Sprechstunde für Katzen zur Gesundheitsvorsorge an. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Katzen werden generell seltener bei Tierärzt*innen ­vorgestellt als Hunde. Dabei ist die ­Gesundheitsvorsorge, zu der auch die Ektoparasitenprophylaxe gehört, von großer Bedeutung. Um den tierärztlichen Besuch für Katzen so ­angenehm wie möglich zu gestalten, bieten wir bei uns an der Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität ­München die Spezialsprechstunde „Cat’Xpert – Gesundheits­vorsorge für ­Katzen“ an. Dabei gehen wir ganz individuell auf die Bedürfnisse der ­Katzen ein – mit einem eigenen Warte­zimmer, ­speziell geschultem Personal, Kuscheldecken, beruhigender Katzenmusik und angenehmen Düften. Unsere ­Spezialsprechstunde wird sowohl von den Katzen als auch von den Katzen­besitzer*innen sehr gut und gerne angenommen.

Was ist zu beachten, wenn Kinder im Haushalt leben?

Wenn Kleinkinder im Haushalt leben, ist Vorsicht geboten. Es dauert etwa zwei Tage, bis sich ein Spot-on-Präparat in der Haut, genauer in den Haarfollikeln und Talgdrüsen, verteilt hat. Bis dahin sollte ein Kontakt mit dem Flüssigkeitsfilm vermieden werden. Halsbänder werden permanent ge­tragen und geben kontinuierlich ihren Wirkstoff ab. Meiner ­Er­fahrung nach sehen Familien mit Kleinkindern vorsichtshalber von Halsbändern ab und greifen alternativ auf die bereits genannten Tabletten zurück. 

Welche Faktoren beeinflussen das Risiko, Parasiten zu bekommen?

In einer Studie aus den USA wurden Unterschiede im ­Risiko eines Zeckenbefalls bei Hunden in Bezug auf Alter, ­Geschlecht, Kastrationsstatus und Rasse fest­gestellt – von diesen Faktoren hängt auch maßgeblich die Akti­vität der Tiere im Freien ab. Außerdem ist das jeweilige ­Zeckenaufkommen entscheidend. Jüngere und auch nicht kastrierte Hunde verbringen in der Regel mehr Zeit im ­Freien als ältere Hunde, was ihr Risiko für einen Zecken­befall erhöht.2 Vertreter von Toy-Rassen, die im Allgemeinen oftmals getragen werden und weniger oft im hohen Gras spielen, wiesen in der ­Studie das geringste Risiko für einen Zeckenbefall auf. Ein line­arer ­Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem ­Risiko für Zeckenbefall bestand jedoch nicht. In einer Studie aus Groß­britannien hatten Hunde mit langem Haarkleid ein höheres Risiko für einen Zeckenbefall. Bei Freigängerkatzen wurde ein erhöhtes Risiko bei männlichen und sexuell intakten Tieren festgestellt.3 
Als Risikofaktor für einen Flohbefall wurde in einer ­Studie aus Großbritannien das Alter von Katzen und Hunden identifiziert. Die meisten Fälle von Flohbefall wurden bei Tieren in einem ­Alter unter zwölf Monaten beobachtet. Außerdem spielte die Herkunft der Tiere eine Rolle; das Risiko eines Flohbefalls war höher, wenn die Tiere aus struktur­schwachen Gebieten oder ungepflegter Haltung stammten.4
 

Welche Maßnahmen können Tierbesitzer*innen ergreifen?

Idealerweise bemerkt man die Zecken schon im Fell und kann diese entfernen, bevor es zur Aufnahme von Blut kommt. Daher sollten Haustiere mindestens einmal täglich gründlich nach Zecken abgesucht werden, Hunde am besten direkt nach jedem Spaziergang. Eine Zecke sollte sofort manuell entfernt werden, da Zecken Infektions­­erreger übertragen können und die Übertragungswahrscheinlichkeit mit der Dauer der Blutmahlzeit steigt. Es gibt verschiedene Hilfs­mittel zur Entfernung von Zecken, z. B. einen Zeckenhaken, der sich als einfache und effiziente Methode in einer Testreihe mit Tierärzt*innen und Besitzer*innen bewährt hat.5 Diesen verwende auch ich persönlich am liebsten. Beim Entfernen ist es wichtig, die Zecke nicht zu zerdrücken, um eine Ansteckung über infizierte Speicheldrüsen der Zecke zu vermeiden. Außerdem sollte die Zecke vollständig entfernt werden; ansonsten kann es zu einer Fremdkörperreaktion kommen. Dann sollte die Bissstelle gereinigt und desinfiziert werden.6 Danach sollte die Zecke unschädlich gemacht werden, z. B. durch Zerdrücken mit einem festen Gegenstand.
Bei einem Befall mit Flöhen sind die Maßnahmen etwas anders, da sich der Großteil der Flohpopulation nicht auf den Tieren, sondern in der Umgebung befindet. Flöhe auf dem Tier können effektiv mit insektiziden ­Medikamenten wie den bereits genannten Tabletten abgetötet werden. Alle vierbeinigen Mitbewohner*innen im Haushalt sollten behandelt werden. Zudem ist die Umgebungsbehandlung entscheidend: Dazu gehören Maßnahmen wie Staubsaugen, Waschen und gegebenenfalls die Anwendung von ­Präpa­raten mit ovizider und larvizider Wirkung, entweder als Pestizid für die Umgebung oder als Arzneimittel für das Tier.

Wie können Ektoparasiten der Gesundheit schaden?

Zum einen kann der Parasit selbst Schaden verursachen, wenn beispielsweise der Kopf der Zecke bei der Entfernung in der Haut stecken bleibt. Im Weiteren können Juckreiz und daraus resultierendes Kratzen zu Hautläsionen und so zu Sekundärinfektionen führen. Starker Juckreiz tritt oft im Zusammenhang mit der bei Hunden und Katzen häufig vorkommenden Flohspeichelallergie auf. Bei sehr starkem Ektoparasiten­befall kann es außerdem, eher bei Jungtieren, zu Anämie kommen. Zum anderen spielen Ektoparasiten als Vektoren eine große Rolle, da sie Infektionserreger übertragen können. 

Können Sie auf Ektoparasiten als Vektoren näher eingehen?

Eine Übersicht über relevante vektorübertragene Infektionserreger bei Hunden und Katzen zeigt Abbildung 2. Für ­Haustiere in unseren Regionen sind Infektionen mit ­Babesien und Anaplasmen, die über Zecken übertragen werden, von großer Bedeutung. Einige Erreger können auch direkt von unseren Haustieren auf den Menschen übertragen werden und Krankheiten, z. B. Bartonellose, umgangssprachlich ­Katzenkratzkrankheit, hervorrufen. In den wärmeren ­Regionen Europas gibt es weitere Vektoren und damit verbunden ­somit ­natürlich auch mehr vektorübertragene Krankheiten.

Gibt es bei Reisen und Auslandsaufenthalten etwas zu beachten?

Im mediterranen Ausland stellen vor allem Sandmücken und Stechmücken eine Gefahr dar, da kein Repellent zu 100 ­Prozent zuverlässig vor Stichen dieser Parasiten schützt; ­somit können beispielsweise Leishmanien und Dirofilarien auf unsere Haustiere übertragen werden. Ein Aufenthalt im Freien in Zeiten der Dämmerung sollte unbedingt vermieden werden; zusätzlichen Schutz bieten Moskitonetze. 
Die Empfehlung an Besitzer*innen für den besten Schutz ist, mit den Tieren nicht ins mediterrane Ausland zu reisen. Falls dies dennoch geschieht, sollten Maßnahmen zur Prävention von Infektionserkrankungen wie Impfung, Entwurmung oder Immunmodulation individuell und rechtzeitig – circa einen Monat vor Reisebeginn – im Rahmen eines Gesundheits­vorsorgetermins in Betracht gezogen werden. Nach Reiserückkehr sollte auf bestimmte Krankheits­erreger getestet werden; so können Infektionen früh erkannt und angemessen behandelt werden.
Allgemein ist es bei Reisen mit Tieren ins EU-Ausland wichtig, den EU-Heimtierausweis mit gültiger ­Tollwutimpfung mitzuführen. Wir empfehlen, ­spezielle Vorschriften des Ziellands beim Auswärtigen Amt zu erfragen, um alle erforderlichen Maßnahmen rechtzeitig durchführen lassen zu können. 

Welche Gefahren für den Menschen gibt es?

Flöhe können leicht von Tieren auf Menschen übergehen, darüber hinaus übertragen sie Erreger mit zoonotischem Charakter wie Bartonellen oder den Gurkenkernbandwurm. Infektionen verlaufen beim Menschen in der Regel mild; ­Vorsicht ist jedoch bei Kleinkindern, Schwangeren, älteren und immunsupprimierten Personen geboten. 
Durch Zecken können Menschen auch mit human­pathogenen Erregern wie Borrelien oder Anaplasmen infiziert werden. Eine Studie in Maryland, USA, untersuchte die ­Expositionsgefahr von Hundebesitzer*innen7 – diese hatten ein signifikant höheres Risiko, von Zecken befallen zu werden, wenn der eigene Hund selbst Zecken hat. Eine sorgfältige Ektoparasitenprophylaxe kommt somit auch den Besitzer*innen zugute. Enge Interaktionen mit dem Hund wie Kuscheln oder gemeinsame Liegeplätze nahmen keinen signifikanten Einfluss. Allerdings bestand ein erhöhtes Risiko für Besitzer*innen von Hunden, die regelmäßig Kleinsäugern nachjagen.

Literatur:

1 Permethrin spot-on intoxication of cats Literature review and survey of veterinary practitioners in Australia. Richard Malik, Michael P Ward, Aine Seavers, Anne Fawcett, Erin Bell, Merran Govendir, Stephen Page. J Feline Med Surg. 2010 Jan;12(1):5-14. doi: 10.1016/j.jfms.2009.12.002.

2 Prevalence of and risk factors for canine tick infestation in the United States, 2002-2004. Malathi Raghavan, Nita Glickman, George Moore, Richard Caldanaro, Hugh Lewis, Larry Glickman. Vector Borne Zoonotic Dis. 2007 Spring;7(1):65-75. doi: 10.1089/vbz.2006.0570.

3 Risk factors for tick attachment in companion animals in Great Britain: a spatiotemporal analysis covering 2014-2021. Arsevska E, Hengl T, Singleton DA, Noble PM, Caminade C, Eneanya OA, Jones PH, Medlock JM, Hansford KM, Bonannella C, Radford AD. Parasit Vectors. 2024 Jan 22;17(1):29. doi: 10.1186/s13071-023-06094-4. 

4 Seasonality and other risk factors for fleas infestations in domestic dogs and cats. Sean Farrell, John McGarry, Peter-John Mäntylä Noble, Gina J Pinchbeck, Sophie Cantwell, Alan D Radford, David A Singleton. Med Vet Entomol. 2023 Jun;37(2):359-370. doi: 10.1111/mve.12636. 

5 Mechanical tools for the removal of Ixodes ricinus female ticks – differences of instruments and pulling or twisting? Duscher GG, Peschke R, Tichy A. Parasitol Res 2012; 111: 1505-1511.

6 Tick removal. Gammons M, Salam G. Am Fam Physician 2002; 66: 643-645.

7 Love the ones you’re with: Characteristics and behaviour of Maryland pets and their owners in relation to tick encounters. Sara de Wet, Heather Rutz, Alison F Hinckley, Sarah A Hook, Stefanie Campbell, Kathe­rine A Feldman. Zoonoses Public Health. 2020 Dec; 67(8):876-881.doi: 10.1111/zph.12768.