Mag. Silvia Stefan-Gromen
Abteilungsleiterin Medien und Kommunikation der Österreichischen Tierärztekammer
Der mehrfach ausgezeichnete Biobauer und Buchautor Norbert Hackl ist in seinem Metier schon lange kein Unbekannter mehr. Vor Kurzem hat er sein neues Buch über Labonca und dessen Hintergründe mit dem Titel „Dürfen Schweine glücklich sein? Wie ein Biobauer die Schweinebranche auf den
Kopf stellt“ veröffentlicht.
Labonca sei mehr als nur eine Philosophie, beteuert Norbert Hackl, wenn er auf seinen Hof angesprochen wird. Er sei Biobauer mit Leib und Seele – und er hat seinen Beruf zur Berufung gemacht. Eines ist dem Querdenker gelungen: Er setzte mit seiner Art der Schweinehaltung vollkommen neue Maßstäbe und definierte „bio“ neu.
Seit 2003 beschäftigt sich Hackl bereits mit dem Begriff, er rief damals das Projekt „Sonnenschweine“ ins Leben: Die Tiere verbringen ihr Leben ganzjährig im Freien – die Haltung stellte Hackl laut seinen Angaben ganz auf die Bedürfnisse der Tiere ab. Knapp 50 Hektar Ackerland und 30 Hektar Grünland werden hauptsächlich den Sonnenschweinen und Bergschecken-Rindern als Futter- und Weidefläche gewidmet. „Wir gehen auf unserem Bauernhof einen einfachen, aber kompromisslosen Weg. Wir nehmen Abstand von Massenproduktion und gehen wieder zurück zu reinen und natürlichen Bewirtschaftungsformen, die sich vor allem in der respektvollen Haltung der Tiere und in der biologischen Bearbeitung der Ackerflächen zeigen. Dass dadurch auch die Qualität der von uns produzierten Lebensmittel deutlich gestiegen und ‚schmeckbar‘ ist, ist eine weitere erfreuliche Erscheinung unserer Wirtschaftsform“, erklärt Hackl seinen Zugang.
Mit viel Herzblut und Emotion, aber auch mit Sachkenntnis und dem professionellen Blick hinter die Kulissen der Branche hat Norbert Hackl seinen teilweise steinigen Weg nun in Form eines Buches der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In seiner Ersterscheinung gewährt Hackl Einblicke in die Labonca-Philosophie, die Projekte, Werte und auch Zukunftsideen, die nicht selten in eine andere Richtung als jene der Branche in Österreich führen. Er thematisiert die hiesige Schweinehaltung und geht kritisch auf die Lebensmittelherstellung ein.
Eines stellt Hackl unmissverständlich fest: Schlachtungen können nie „glücklich“ sein, maximal neutral. Denn er beschäftigte sich viel mit den Gegebenheiten und Hintergründen der Tierhaltung; hinterfragte, in welcher Situation sich Tiere befinden müssen, um keine Angst zu haben. Der Biobauer kam zu dem Schluss, dass Nutztiere in gewohnter Umgebung am zufriedensten sind. In der Schlachtung gehe es primär um Effizienz, Menge, Masse und einen niedrigen Preis – dies sei infrage zu stellen. Dass es anders funktioniere, könne er mit seinem Weideschlachthaus beweisen.
Einen eindringlichen Wunsch formulierte Hackl auch an die EU-Agrarpolitik: Österreich sei kein Land für die Massenproduktion – vor allem auch nicht, um nach China zu exportieren. Vielmehr solle Österreich der „Feinkostladen für Europa“ werden.
Und der Preis für Fleisch soll laut Hackl zudem höher sein, denn damit würde auch der Konsum sinken. Dies hätte für alle Beteiligten nur Vorteile – für die Tiere, den Menschen und generell die Welt.