Die richtige Ernährung für Katzen

mit Diabetes Mellitus

Bettina Kristof

Wie man Katzen, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, mit der richtigen Ernährung unterstützen kann, verriet uns Dr. med. vet. Christine Iben, Universitätsprofessorin an der Vetmeduni Vienna. 

 

Diabetes mellitus tritt bei Katzen relativ häufig auf. Der Behandlungserfolg bei dieser Stoffwechselerkrankung hängt zu einem großen Teil von einer angepassten, artgerechten Ernährung ab. Mit Dr. med. vet. Christine Iben, Universitätsprofessorin an der Vetmeduni Vienna (Institut für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe) sowie European Specialist in Veterinary and Comparative Nutrition, sprach das Vetjournal über die richtige Ernährung für Katzen, die an Diabetes mellitus leiden. 

Frau Professorin Iben, Diabetes mellitus tritt bei Katzenhäufig auf. Kann man dieser Erkrankung vorbeugen? 

 

Wie eine Schweizer Studie zeigt, ist Fettleibigkeit bereits bei jungen Tieren mit Diabetes assoziiert. Dabei wiesen bereits acht Monate alte Katzen, die dicker waren als eine Vergleichsgruppe, eine verminderte Insulinsensitivität auf. Offensichtlich gibt es auch eine genetische Veranlagung zu Übergewicht. Um Diabetes mellitus vorzubeugen, ist es auf jeden Fall wichtig, die Katze schlank zu halten und darauf zu achten, dass sie sich ausreichend bewegt. Freigänger sind naturgemäß körperlich aktiver, Wohnungskatzen kann man zum Spielen animieren oder auch Trockenfutter verstecken, das sie suchen müssen. Es ist auch hilfreich, die Futterfrequenz zu erhöhen – ohne aber dabei die tägliche Futtermenge zu steigern. 

Hat die Futterfrequenz eine Auswirkung auf das Körpergewicht?

Es gibt eine Studie, in der nachgewiesen wird, dass Katzen, die öfter als zweimal täglich gefüttert werden, schlanker bleiben. Allerdings gibt es weitere Studien, die dies nicht bestätigen. In der Natur frisst die Katze mehrmals am Tag kleinere Portionen und bewegt sich dazwischen. Daher würde es dem natürlichen Fressverhalten der Katze entsprechen, wenn sie mehrmals am Tag gefüttert wird. Für eine kleine Katze wären drei bis vier 50-Gramm-Portionen Feuchtfutter am Tag ideal, für eine große Katze fünf bis sechs. Wichtig ist, dass das Futter bedarfsentsprechend gegeben wird und nicht ständig zur freien Aufnahme zur Verfügung steht. Außerdem sollte der Tierhalter die Katze ab und zu abwiegen.

Wie sollte die Ernährung einer Katze aussehen, wenn sie bereits an Diabetes mellitus erkrankt ist?

Wenn die Katze Diabetes mellitus hat, sonst aber keine andere Erkrankung vorliegt, werden eher eiweißreiche Rationen mit einem niedrigeren Kohlenhydratgehalt und einem höheren Rohfaseranteil empfohlen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Der Kohlenhydratanteil sollte nicht über 20 Prozent in der Trockensubstanz liegen, der Rohfaseranteil bei höchstens zehn Prozent und der Fettgehalt unter 20 Prozent liegen. Der Eiweißgehalt kann 50 Prozent ausmachen. 

Sollte man generell eher Feucht- oder Trockenfutter geben?

Es gibt eine Studie, die nahelegt, dass der höhere Gehalt an Kohlenhydraten im Trockenfutter die Neigung, Diabetes mellitus zu entwickeln, begünstigt. Katzen, die von ihren Besitzern als normalgewichtig bezeichnet wurden, erkrankten häufiger an Diabetes mellitus, wenn sie Trockenfutter bekamen. Wurden alle Katzen – übergewichtige und normalgewichtige – zusammengefasst, war das Risiko, an Diabetes zu erkranken, bei den übergewichtigen höher, und zwar unabhängig von der Futterart*.

Sind fertige Diätfutter für Katzen, die Diabetes haben, zu empfehlen?

Es gibt einige Anbieter, die hochwertiges Diätfutter im Sortiment haben, das den Bedürfnissen der Diabeteskatzen entspricht und hilft, ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die Ernährung solcher Patienten ist heutzutage mit dem speziellen Fertig-Diätfutter natürlich einfacher. 

Wenn eine Katze insulinabhängig ist, sollte man ohnehin eher Fertigfutter verwenden, am besten immer das gleiche, weil ja die Insulingabe auf das Futter eingestellt werden muss. Grundsätzlich kann man auch Diät-Trockenfutter verwenden, bei dem der Kohlenhydratanteil reduziert ist. Es ist auf jeden Fall auf ein günstiges Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren zu achten, ungefähr 

3–5:1, also mehr Omega-3 als in üblichen Futtermitteln. Das ist in guten Diät-Fertigfuttern berücksichtigt. 

Diätfutter ist hochpreisiger als herkömmliches Futter. Was empfehlen Sie Katzenbesitzern, die sich das nicht leisten können?

Man muss darauf achten, ein Futter zu verwenden, das einen moderaten Fettgehalt – weniger als 20 Prozent in der Trockensubstanz – hat, weil der Fettstoffwechsel durch die Diabeteserkrankung beeinflusst wird. Diesem Fertigfutter sollte man Zellulose, circa 0,5 Gramm pro Kilo und Tag, oder eine andere geeignete Rohfaserquelle, etwa Flohsamen, beimischen. Zusätzlich kann man Fischölkapseln aufschneiden und in das Futter geben, um den Omega-3-Fettsäurenanteil zu erhöhen. Omega-6 ist ohnehin ausreichend im Futter enthalten.

Worauf muss man bei der Ernährung achten, wenn die Katze noch andere Erkrankungen hat?

Wenn eine Katze Diabetes mellitus hat, besteht die Gefahr, dass sie an der Bauchspeicheldrüse oder den Nieren erkrankt. Bei Nierenproblemen muss man eiweißreduziert füttern, was ein Widerspruch zu der Ernährung bei Diabetes mellitus wäre. Da muss man sich nach den Blutwerten richten, um das Futter optimal zusammenzustellen. Grundsätzlich muss Phosphor reduziert und der Eiweißgehalt an die Situation angepasst werden.

Wie ermittelt man die richtige Futterfrequenz?

Wenn Insulin gespritzt wird, muss ein bestimmter Abstand zwischen der Insulingabe und der Futteraufnahme eingehalten werden. Das ist ganz wichtig und muss unbedingt mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden. Wenn noch kein Insulin gegeben werden muss, ist eine mehrmalige Gabe kleiner Futtermengen sinnvoll, da dies für die postprandiale Glukosekurve besser ist. Ganz wichtig ist auch, dass die Katze immer frisches Wasser zur Verfügung hat.

* Quelle: Öhlund et al. J Vet Intern Med 2017; 31:29–35