Demenz bei Hunden

Bewegung als Prävention

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Welche Umstände eine Demenz-Erkrankung bei Hunden begünstigen können, zeigt eine Studie der University of Washington, die Einblicke in den Alterungsprozess bei Hunden zeigt, aber auch ­Parallelen zum menschlichen Altern zieht.

Die klinische und histologische Präsentation von mensch­licher Alzheimer-Krankheit (AD) und kognitiver Dysfunktion beim Hund (CCD) weisen viele Ähnlichkeiten auf. Wie bei Menschen nimmt auch die kognitive Funktion des Hundes im Lauf seines Lebens ab. Klinische Anzeichen dieses Rückgangs scheinen mit Lern- und Gedächtnisdefiziten, Verlust der räumlichen Wahrnehmung, veränderten sozialen Interaktionen und gestörten Schlafmustern verbunden zu sein. Darüber hinaus dürften sich bei menschlicher AD und CCD bestimmte neuropathologische Merkmale wie die Ablagerung von Amyloid-β-Plaques überlappen.
Die beobachteten Parallelen zwischen CCD und menschlicher AD legen nahe, dass Hunde mit CCD ein wertvolles Tiermodell für Forscher*innen sein könnten, insbesondere, um Merkmale neurodegenerativer Erkrankungen zu untersuchen, die auch für den menschlichen Kontext relevant, aber schwierig zu untersuchen sind. Darüber hi­naus könnten Hunde mit CCD als Kandidaten für präventive und/oder therapeutische Strategien bei AD dienen.
Die kognitive Dysfunktion (CCD) tritt bei etwa 14 bis 35 Prozent der alternden Hunde auf. Dazu haben Forschende der University of Washington in der Zeitschrift „Scientific Reports“ folgende Ergebnisse veröffentlicht: Die Wahrscheinlichkeit, dass Hunde eine kognitive Dysfunktion entwickeln, hängt auch mit ihrer Aktivität zusammen – bisher, so die Wissenschaftler*innen, wurde CCD in relativ kleinen Kohorten von Hunden unter Verwendung mehrerer verschiedener Bewertungsskalen beschrieben. Nun haben Forscher*innen den Zusammenhang zwischen verschiedenen Hundemerkmalen, den Quartilen der vorhergesagten Lebensspanne und der CCD untersucht. Das Durchschnittsalter der Hunde lag bei 6,9 Jahren, die Krankheit kam insgesamt bei 1,4 Prozent der Hunde vor. Für die Studie wurden Daten von etwa 15.000 Hunden ausgewertet.

Bewegung als Prävention

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung war, dass Hunde, die als aktiv eingestuft wurden, ein geringeres Risiko für CCD haben als Hunde, die als nicht aktiv eingestuft wurden. Bewegung kann also als präventive Maßnahme gesehen werden. Bei Hunden desselben Alters, Gesundheitszustands, Rassetyps und Sterilisationszustands war die Wahrscheinlichkeit einer CCD bei Tieren, die nicht aktiv waren, 6,47 Mal höher als bei Hunden, die sehr aktiv waren. Umgekehrt könnte die Krankheit selbst jedoch auch dazu führen, dass Hunde weniger aktiv sind – und es sich deshalb lediglich um eine Korrelation handeln. Auch Hunde, die etwa neurologische oder Augen- bzw. Ohrenerkrankungen haben, könnten demnach eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, an CCD zu erkranken.
Der Zweck dieser Studie war es, die Bandbreite der kognitiven Funktion und die Prävalenz von CCD in einer sehr großen Stichprobe von Begleithunden zu beschreiben, die am Dog Aging Project (DAP1) teilnahmen. Das DAP verwendete die Umfrage Canine Social and Learned Behavior (CSLB), eine minimal modifizierte Version der validierten CCD-Bewertungsskala, entwickelt von Salvin et al. Darüber hinaus wurden Assoziationen zwischen lebensgewichtsbasierten Lebensspannenquartilen und CCD untersucht. Die Klassifizierung der Lebensspanne eines Hundes in Quartile und die Quantifizierung der Vorhersagefähigkeit der CCD-Bewertungsskala in jedem Quartil ermöglichen potenziell präventive Gesundheitsmaßnahmen von Besitzer*innen und Tierärzt*innen. Die Forscher*innen sind jedenfalls davon überzeugt, dass die Ergebnisse letztendlich zu einer rechtzeitigeren Erkennung und Behandlung von CCD führen könnten.

Quellen

  1. https://dogagingproject.org/ 
  2. Evaluation of cognitive function in the Dog Aging Project: associations with baseline canine characteristics, Sarah Yarborough2, Annette Fitzpatrick2, Stephen M. Schwartz2 & Dog Aging Project Consortium, Scientific Reports, DOI: doi.org/10.1038/s41598-022-15837-9, 25. August 2022

Fußnoten

1 Das Dog Aging Project der University of Washington ist eine Langzeitstudie, die darauf abzielt, das Altern von Hunden besser zu verstehen. Es sammelt Daten über das Verhalten, die Gesundheit und die genetischen Merkmale von Hunden, um Einblicke in den Alterungsprozess bei Hunden zu gewinnen und auch Parallelen zum menschlichen Altern zu ziehen.

2 Abteilung für Epidemiologie, University of Washington