Coxiellose:

Infektionskrankheit mit Zoonotischen Potenzial

Dr. Romana Steinparzer, MSC

Coxiellose, auch Q-Fieber genannt, ist eine durch den Erreger Coxiella burnetii verursachte Infektionskrankheit. In Österreich besteht keine Anzeige- oder Meldepflicht für bestätigte Infektionen. Geeignete Maßnahmen und Strategien sind erforderlich, um eine Weiterverbreitung des Erregers zu verhindern.

Mehr als 80 Jahre ist es her, seit der bakterielle Erreger Coxiella burnetii erstmals in Australien beschrieben ­wurde. Bei Mitarbeitern eines Schlachthofs wurde eine fieberhafte Erkrankung beobachtet, wobei die Ursache der Krankheitsfälle zuerst unbekannt war. Aus diesem Grund wurde die Erkrankung als „Query-Fever“ bezeichnet, was übersetzt „fragliches Fieber“ bedeutet. Davon leitet sich der bis heute verwendete Begriff Q-Fieber für eine durch Coxiella burnetii ausgelöste Erkrankung ab. Vielfach wird auch die Bezeichnung Coxiellose verwendet.

Risiko für den Menschen

Die erste Beschreibung von Q-Fieber bei Schlachthof­mitarbeitern ist nach unserem heutigen Wissensstand nicht ungewöhnlich. Coxiella burnetii ist ein Infektionserreger mit zoonotischem Potenzial, das heißt, eine Übertragung von Tieren auf den Menschen ist möglich. Einer der größten Q-Fieber-Ausbrüche (mit über 4.000 Infektionen bei Menschen) fand 2007 bis 2010 in den Niederlanden, ausgehend von infizierten Ziegenbetrieben, statt. Die Fähigkeit des Erregers, Sporen zu bilden, die durch den Wind über ­weite Strecken verbreitet und aerogen aufgenommen werden können, war der Grund für die zahlreichen Infektionen.

Personen mit einer Coxiella burnetii-Infektion haben ­einen asymptomatischen Krankheitsverlauf oder leiden an grippe­ähnlichen Symptomen. In schweren Fällen kann es zu einer atypischen Pneumonie und einer Hepatitis kommen. Selten kommt es zu einem chronischen Verlauf der Erkrankung, verbunden mit einer Endokarditis, welche jedoch lebensbedrohlich sein kann. Am häufigsten werden Erkrankungen bei Menschen in Zusammenhang mit infizierten Schafen, Ziegen oder Rindern beschrieben. Haustiere wie Schweine, Pferde, Hunde und Katzen können ebenfalls mit Coxiellen infiziert sein.

In Österreich sind größere Ausbrüche von Q-Fieber beim Menschen bisher nicht bekannt. Die Erkrankung ist nach der österreichischen Gesetzgebung nicht anzeige- oder meldepflichtig, weshalb keine offiziellen Zahlen zu humanen Infektionen in Österreich vorliegen. In Deutschland wurden in den Jahren 2017 und 2018 offiziell 129 bzw. 115 Fälle von Humaninfektionen an das Robert-Koch-Institut (Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit in Deutschland) gemeldet.

Erkrankungen bei Tieren

Die klinische Manifestation bei an Coxiellose ­erkrankten Tieren zeigt sich vorwiegend durch Reproduktions­störungen wie Aborte, Totgeburten und lebensschwache Neugeborene. Dabei können große Erregermengen in die Umwelt freigesetzt werden (Plazenta, Fruchtwasser, Lochien). Differenzialdiagnostisch sollte bei Reproduktionsstörungen immer auch an eine Coxielleninfektion gedacht werden. Das betrifft vor allem Schafe, Ziegen und Rinder. Über die Vaginalschleimhaut, Milch, Kot, Harn und Speichel von infizierten Tieren können ebenfalls Coxiellen ausgeschieden werden. Zu berücksichtigen ist, dass auch latent infizierte und klinisch gesunde Tiere Ausscheider von Coxiellen sein können. Ein klinisch unauffälliges, aber infiziertes Muttertier kann beispielsweise bei der Geburt eines gesunden Neugeborenen mit dem Geburtsmaterial den Erreger verbreiten. Latente Infektionen sind eine häufig auftretende Form der Coxiellen­infektion beim Tier.

Zecken als Vektoren

Schon kurz nach der Entdeckung des Erregers ­konnten Wissenschaftler feststellen, dass Zecken Träger von ­Coxiellen sein können. Durch Zeckenbiss und über den Zeckenkot wird der Erreger übertragen. Zecken ­spielen eine bedeutende Rolle im Übertragungszyklus von ­Coxiella burnetii. Laut wissenschaftlichen Studien konnte in den 1990er-Jahren in Tirol und in den 2000er-Jahren in Salzburg Coxiella burnetii in Zecken nachgewiesen ­werden. ­Aktuelle Daten zum Vorkommen von Coxiellen bei ­Zecken in Österreich liegen nicht vor.

Diagnostische Abklärung

Besteht der Verdacht einer Coxiellose aufgrund des klini­schen Krankheitsbildes, gibt es verschiedene Möglich­keiten, eine Infektion mit labordiagnostischen Mitteln zu bestätigen. Der indirekte Erregernachweis von ­Antikörpern im Blutserum kann serologisch mittels Komplement­bindungsreaktion (KBR), Immunfluoreszenz (IF) und Enzym Linked Immunosorbent Assay (ELISA) durchgeführt werden. Der Nachweis von Coxiella burnetii-Antikörpern besagt, dass das Tier Kontakt mit dem Erreger hatte, jedoch nicht, zu welchem Zeitpunkt dieser stattgefunden hat. Ein Antikörpertiter-Anstieg nach einer wiederholten Probennahme in einem zeitlichen Abstand ist der Nachweis eines akuten Krankheitsgeschehens. Serologisch können infizierte von geimpften Tieren nicht unterschieden werden. Der direkte Erregernachweis erfolgt molekularbiologisch (PCR) oder über die Anzucht des Erregers im Kulturversuch. Geeignete Proben dafür sind vor allem Abortmaterial (Feten und Plazenta), Vaginaltupfer (vorwiegend bis zu einigen Wochen post partum) und Milch.

Aktuelle Zahlen und Daten aus Österreich

In der Tiermedizin besteht in Österreich ebenso wie in der Humanmedizin keine Anzeige- oder Meldepflicht für nachgewiesene Coxielleninfektionen. In der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) ­werden Proben von Rindern, Schafen und Ziegen auf ­Coxielleninfektionen untersucht. In den vergangenen drei Jahren (2016 bis 2018) lag der Anteil an serologisch positiv getesteten Rindern bei circa zehn Prozent, und in circa 16 bis 19 Prozent der getesteten Rinderbetriebe war mindestens ein Rind positiv (Abb. 1 und 2). Schafe und Ziegen wurden ebenfalls serologisch getestet, jedoch in einer geringen Anzahl von durchschnittlich etwa zehn ­Betrieben pro Jahr. Sowohl bei Schafen als auch bei ­Ziegen wurden serologisch positive Tiere festgestellt.

Proben von Aborten bei Rindern, Schafen und Ziegen und Milchproben von Rindern wurden molekularbiologisch (PCR) auf Coxiella burnetii getestet. Der Erreger konnte dabei mehrmals nachgewiesen werden (Abb. 3, 4 und 5).

Im Jahr 2010 wurden in der AGES (IVET Innsbruck) 7.580 Blutproben von Schafen aus 62 österreichischen Bezirken und 4.095 Blutproben von Ziegen aus 64 österreichischen Bezirken serologisch auf Coxiella burnetii-­Antikörper untersucht. Die Untersuchungen wurden im Auftrag des BMG (Bundesministerium für Gesundheit) mit dem Ziel der serologischen Q-Fieber-Istzustandserhebung bei Schafen und Ziegen in Österreich durchgeführt. Die Blutproben stammten aus dem jährlich durchgeführten Brucella melitensis-Überwachungsprogramm. 1,82 Prozent der Schafe und 1,97 Prozent der Ziegen wurden positiv auf Coxiella burnetii-Antikörper getestet.

Bekämpfung und Prophylaxe im Tierbestand

Ein Coxiella burnetii-positiver Tierbestand kann eine große Herausforderung darstellen. Versucht man, eine Coxiellen-infektion zu kontrollieren, sollte das Ziel sein, die Ausscheidung des Erregers durch infizierte Tiere zu reduzieren und im besten Fall vollständig zu -unterdrücken, um eine Weiterverbreitung und Neuinfektionen zu vermeiden. Dadurch kann auch das Risiko einer zoonotischen Infektion von Menschen minimiert werden. Doch welche Möglichkeiten stehen dafür zur Verfügung?

Coxiella burnetii ist empfindlich gegen einige Antibiotika, jedoch konnte bisher der Erfolg einer antibiotischen Behandlung verbunden mit einer reduzierten Erregerausscheidung von infizierten Tieren nicht eindeutig bestätigt werden. Zahlreiche Berichte liegen jedoch über die erfolgreiche Anwendung der Schutzimpfung zur Bekämpfung und Prophylaxe einer Coxiellose vor. In Österreich gibt es derzeit einen zugelassenen Impfstoff für die Anwendung bei Rindern und Ziegen. Erste Erfolge zeigen sich durch den Rückgang einer klinischen Ausprägung der Coxiellose, wie zum Beispiel einer Reduktion der Abortrate. Labordiagnostisch kann überprüft werden, ob eine Ausscheidung des Erregers durch die Impfung reduziert oder auch vollständig unterdrückt werden konnte. Dafür eignet sich insbesondere Abortmaterial, sofern noch Aborte vorliegen, oder auch Plazenta und Lochien von der Geburt gesunder Tiere. Vaginaltupfer und Milch sind ebenfalls geeignetes Probenmaterial. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine intermittierende Ausscheidung des Erregers vorliegen kann, und infizierte Ausscheider als falsch negativ diagnostiziert werden können. Solange der Verdacht besteht, dass Erreger ausgeschieden werden, oder dies durch labordiagnostische Untersuchungen bestätigt wird, sollten Maßnahmen zur Verhinderung der Weiter-verbreitung des Erregers am Betrieb gesetzt werden. -Folgende Empfehlungen können dazu gegeben werden:

• Tiere im Zeitraum um die Geburt und vor allem während der Geburt getrennt von anderen Tieren aufstallen. Nach der Geburt gezielte Reinigung und Desinfektion der Umgebung und der verwendeten Gegenstände für die eventuell durchgeführte Geburtshilfe. Keine Geburten im Freien.

• Abortierte Feten oder tot geborene Tiere rasch in geschlossenen Behältern entsorgen (Tierkörperverwertung). Bereiche, in denen der Abort oder die Totgeburt stattgefunden hat, reinigen und desinfizieren.

• Ausscheidung von Tieren aus dem Bestand, bei denen der Erreger vor allem mehrmals nachgewiesen wurde.

• Kein Aufenthalt anderer Tiere – vor allem von Hunden und Katzen – in den Stallungen, da diese den Erreger (Sporen) verschleppen können.

• Bei Weidehaltung mit starkem Zeckenbefall Verwendung von Akariziden.

• Frischen Mist nicht auf die Felder bringen. Vor allem bei trockenem und windigem Wetter können Sporen über weite Strecken verbreitet werden. Laut wissenschaftlichen Studien sollte der Mist mindestens 90 Tage gelagert werden, damit keine infektiösen Coxiellen vorhanden sind.

Schutz von Personen vor einer zoonotischen Infektion

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in den meisten Fällen aerogen über Tröpfchen oder Staub. Besonders eingetrocknetes Geburtsmaterial oder Zeckenkot können über die Luft in die Atemwege von Personen gelangen und eine Infektion auslösen. In Betrieben mit Coxiella-burnetii-positivem Nachweis sollte streng auf Hygiene, insbesondere bei der Geburtshilfe vor allem auf das Tragen von persönlicher Schutzkleidung, geachtet werden. Beim Scheren von Schafen sollten Atemschutzmasken getragen werden, da sich in der Wolle Kot von infizierten Zecken befinden kann. Die alimentäre Aufnahme des Erregers ist ebenfalls möglich. Aufgrund der Ausscheidung über die Milch stellt Rohmilch ein Risiko dar. Durch Pasteurisierung können Coxiellen abgetötet werden.

Personen mit einem erhöhten Risiko, an Q-Fieber zu erkranken, sind schwangere Frauen und -immunsupprimierte Personen. Für Schwangere besteht ein Risiko für eine Fehlgeburt, weshalb diese den Kontakt zu infizierten Tieren vermeiden sollten. Für Risikopersonen mit häufigem Tierkontakt, wie Landwirte, Tierärzte oder Schlachthofmitarbeiter, wäre vermutlich eine prophylaktische Impfung sinnvoll, jedoch ist derzeit in Europa kein zugelassener Impfstoff für Menschen verfügbar.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Infektionen von Menschen mit Coxiella burnetii zu vermeiden, sind die frühzeitige Erkennung und das Setzen von entsprechenden Maßnahmen zur Bekämpfung und Prophylaxe von Coxielleninfektionen in den Tierbeständen.

Fazit

Coxiellose, auch Q-Fieber genannt, ist eine durch den Erreger Coxiella burnetii verursachte Infektionskrankheit. Der Erreger konnte in Österreich meist in Zusammenhang mit Reproduktionsstörungen wie Aborten bei Rindern, Schafen und Ziegen nachgewiesen werden. In Österreich besteht keine Anzeige- oder Meldepflicht für bestätigte Coxielleninfektionen in der Human- und Veterinärmedizin. Geeignete Maßnahmen und Strategien, wie zum Beispiel die Schutzimpfung, Reinigung und Desinfektion am Betrieb und regelmäßige diagnostische Untersuchungen, sind erforderlich, um klinische Manifestationen und eine Weiterverbreitung des Erregers in einem Tierbestand zu verhindern. Aufgrund des zoonotischen Potenzials des Erregers ist beim Auftreten von Infektionen bei Tieren auch immer an den Schutz des Menschen zu denken.