Was ist Chiropraktik?
Chiropraktik ist die Wissenschaft, ärztliche Kunst und Philosophie, die die Gesundheit des Körpers durch Untersuchung und Behandlung des Nerven-Muskel-Systems ohne Medikamente und chirurgische Eingriffe wiederherstellt bzw. erhält. Im Mittelpunkt steht das Auffinden und Auflösen/Beheben von sogenannten „Subluxations-komplexen“ oder „Blockaden“ im Bereich von Gelenken.
Tierchiropraktik ersetzt die traditionelle Veterinärmedizin nicht, bietet jedoch insbesondere bei der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen der Wirbelsäule sowie bei vielen akuten und chronischen Schmerzzuständen mechanischen Ursprungs eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Chiropraktik ist eine manuelle Behandlungsmethode, die bei vielen Gesundheits- und Leistungsproblemen Einsatz findet.
Tierchiropraktik darf in Österreich nur von Tierärzten ausgeführt werden, die eine spezielle Ausbildung absolviert haben. Derzeit gibt es weltweit vier von der IVCA (International Veterinary Chiropractic Association), der Internationalen Tierchiropraktiker-Vereinigung, anerkannte Schulen, die diese Ausbildung anbieten. Dass in Österreich nur Tierärzte chiropraktische Untersuchungen und Behandlungen durchführen dürfen, gewährleistet, dass alle Aspekte der Veterinärmedizin einfließen und das Tier bestmöglich behandelt werden kann.
Die Wirbelsäule
Die Wirbelsäule des Hundes besteht aus sieben Hals-, dreizehn Brust-, sieben Lenden-, drei zum Kreuzbein verwachsenen Kreuzwirbeln und je nach Rasse unterschiedlich vielen Schwanzwirbeln. Die einzelnen Wirbel sind durch Gelenke miteinander verbunden (man zählt an der Wirbelsäule des Hundes ca. 200 Gelenke) und werden durch eine Vielzahl von Bändern unterstützt. Die Wirbelsäule bildet eine sehr komplexe Struktur aus Knochen, Bändern und Muskeln. Sie umgibt und schützt einen wichtigen Teil des Nervensystems: das Rückenmark.
Was ist eine Blockade und was bewirkt sie?
Chiropraktiker verstehen unter einer Blockade die funktionelle Fehlstellung eines Wirbels bzw. die Bewegungs-einschränkung eines oder mehrerer Zwischenwirbel-gelenke – damit geht die optimale Funktion der Wirbelsäule verloren. Die damit in Zusammenhang stehenden Muskelverspannungen sind als Verhärtungen rechts und links der Wirbelsäule spürbar.
Vom Rückenmark zweigen paarige Nervenbahnen ab. Diese Spinalnerven verlassen den Wirbelkanal durch Austrittsöffnungen, die durch zwei aufeinander folgende Wirbel gebildet werden (sogenannte Intervertebrale Foramen, IVF). Diese Nerven übertragen Informationen zwischen Gehirn und Organen, Muskeln, Haut und anderen Teilen des Körpers in beide Richtungen. Da das zentrale Nervensystem alle Organe und Gewebe überwacht und steuert, muss der ungestörte Informationstransport in beide Richtungen gewährleistet sein, um alle Körperfunktionen optimal aufrechtzuerhalten. Eine Blockade kann sich auf die Nervenstränge, die zwischen zwei Wirbeln aus dem Rückenmark austreten, auswirken. Eine Beeinträchtigung der Nervenfunktion kann die Reizleitung, die für die Koordination der Körperfunktionen und Muskelkontraktionen notwendig ist, negativ beeinflussen.
Jede Bewegung – vom leichten Zucken der Lefzen bis zum Luftsprung beim Fangen eines Balls – wird durch die Synchronisation vieler Muskeln ermöglicht. Wenn die Nervenfasern, die diese Muskeln innervieren, in ihrer Funktion gestört sind, bricht die Koordination zusammen. Kleine Störungen werden meist nur eine geringfügige Beeinträchtigung verursachen, können jedoch bewirken, dass der Hund nicht seine volle Leistung erbringen kann. Fehltritte in Folge mangelnder Koordination können dazu führen, dass weitere Gelenke und Sehnen oder Bänder am Bein verletzt werden.
Bei Blockaden versucht der Hund, die fehlende Flexibilität der Wirbelsäule zu kompensieren, indem er seine Bewegungen und die Körperhaltung verändert, um Schmerzen zu vermeiden. Dadurch werden andere Teile der Wirbelsäule oder die Gliedmaßen vermehrt belastet. Sekundär können so weitere Blockaden und eine Verschlimmerung des Zustandes hervorgerufen werden.
Wie äußert sich eine Blockade?
Das häufigste Symptom einer Blockade ist der Schmerz.Allerdings steht am Beginn oftmals keine akute Schmerzäußerung seitens des Hundes. Dem Besitzer fällt beispielsweise bei Arbeitshunden eine Verschlechterung der Leistung auf, ohne dass dafür medizinische Ursachen gefunden werden. Viele Tiere bewegen sich in Schonhaltung, haben einen steifen, gebundenen Gang mit mangelnder Koordination. Passgang ist ein Hinweis auf Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparats. Hunde, die aufgrund einer Problematik im Bereich des Rückens oder der Hüfte ihre Zehen schleifen, zeigen unterschiedlich stark abgenützte Krallen. Viele Hunde äußern Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Aufstehen – manche „gehen sich dann nach einigen Schritten ein“.
Besteht die Problematik schon längere Zeit, kann die Muskulatur an bestimmten Stellen atrophieren, also weniger werden. Es empfiehlt sich für den Besitzer, den Hund regelmäßig bewusst auf etwaige Asymmetrien der Muskulatur abzutasten. Andere Hunde wiederum werden durch ungewöhnlichen Juckreiz an bestimmten Körperstellen auffällig. Mögliche Symptome sind weiters Schwierigkeiten beim Springen ins Auto oder beim Treppensteigen, Berührungsempfindlichkeit an bestimmten Körperstellen bis hin zu Verhaltensänderungen etc.
Wie kann eine Blockade entstehen?
Der Chiropraktiker spricht von drei großen Ursachen für Blockaden: Trauma, Toxine und Stress. Zu einer Blockade kann etwa ein großes Trauma wie ein Autounfall führen. Weit häufiger sind es jedoch die vielen kleinen alltäg-lichen Traumen, die sich summieren und letztendlich in einer Blockade enden: Das erste Trauma im Leben stellt die Geburt dar; beim Junghund ist zu beachten, dass wiederholtes Ausrutschen auf glatten Böden besonders viele Schäden am wachsenden Bewegungsapparat verursachen kann. Daher sollte man dem jungen Hund (ebenso wie dem erwachsenen Hund) möglichst rutschfeste Böden bieten – durch das Auflegen von Antirutschmatten, geeigneten Teppichen usw.