Univ.-Prof. Dr. med. vet. Anja Joachim
Sommerzeit ist Zeckenzeit – und damit steigt das Risiko, dass sich Hunde über den Stich der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) mit dem Erreger der caninen monozytären Ehrlichiose (CME) infizieren. Da die Erkrankung einen tödlichen Ausgang nehmen kann, die Symptome aber unspezifisch sind, ist eine frühe Diagnose wichtig. Parasitologin Prof. Dr. Anja Joachim empfiehlt dazu eine Kombination aus serologischen und molekularbiologischen Methoden.
Diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf CME: Bei Verdacht auf eine Infektion mit Ehrlichia canis können spezifische Antikörper im Blutserum mittels serologischer Untersuchung nachgewiesen werden. Diese sind frühestens eine, längstens vier Wochen nach der Infektion im Blut festzustellen. In der akuten Phase der Infektion können die Antikörpertiter noch negativ sein; in diesen Fällen ist ein Nachweis von Stadien im Blut mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) möglich, um den Verdacht einer akuten CME zu bestätigen.
Der molekularbiologische Nachweis ist sensitiver als die mikroskopische Diagnose, obgleich bei akuter CME durchaus Morula-Stadien in gefärbten Ausstrichen von Blut oder (mit höherer Sensitivität) von Buffy Coat nachzuweisen sind. Wenn bereits Symptome einer subakuten oder chronischen Infektion vorliegen, kann der Antikörpernachweis nach 2–3 Wochen wiederholt werden, um eine aktive Infektion anhand des Titeranstiegs/der Serokonversion zu bestätigen. Ein fehlender Antikörpertiter schließt das Vorhandensein einer CME nicht aus, hier kann die PCR-Diagnostik (Blut, Buffy Coat, Lymphknoten oder Knochenmarksaspirat) Aufschluss bringen.
Chronisch infizierte, klinisch unauffällige Hunde sind meist serologisch positiv und PCR-negativ. Hunde, die wegen CME behandelt werden, sollten wiederholt und regelmäßig nachuntersucht werden, um den Therapieerfolg zu überprüfen. Dabei muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass Antikörper über Monate nach Erregerelimination persistieren können. Da trotz hoher Übereinstimmung der beiden Methoden ein nicht zu vernachlässigender Anteil von Patienten (je nach Stadium der Infektion) entweder nur serologisch oder nur in der PCR positiv ist, sollten immer beide Methoden in Betracht gezogen werden. Für die Serologie stehen verschiedene kommerzielle Formate (IFAT, ELISA) zur Verfügung.
Je nach Krankheitsbild und Herkunft sollte man differenzialdiagnostisch auch an Infektionen mit anderen von Vektoren übertragenen Erregern denken, darunter Anaplasma platys, A. phagocytophilum, Babesia spp., Mycoplasma canis, Borrelia burgdorferi s.l., Hepatozoon canis, Leishmania infantum, sowie an immunmediierte nicht infektiöse Erkrankungen. Auch Infektionen mit mehreren Erregern kommen häufig vor. Zu beachten ist, dass der Nachweis von Antikörpern gegen A. phagocytophilum bei Tests mit Vollzellantigen falsch positiv ausfallen kann, wenn gleichzeitig eine chronische E.-canis-Infektion vorliegt. Kreuzreaktionen beim Nachweis von E. canis mit anderen Ehrlichenarten sind vor allem bei Hunden aus Amerika von Bedeutung.
E. canis tritt sympatrisch mit anderen vektorübertragenen Erkrankungen auf, daher sind Koinfektionen mit anderen Erregern häufig und eine genaue Abklärung der Erkrankungsursache(n) notwendig. Bei Hunden mit vorberichtlicher Exposition (Import aus oder Aufenthalt in Rh.-sanguineus-endemischen Gebieten) sollte bei entsprechender Symptomatik an eine CME gedacht werden. Ebenso sind klinisch unauffällige Blutspender mit vorberichtlicher Exposition auf eine Infektion mit E. canis hin zu untersuchen, da der Erreger auch mit dem Spenderblut infizierter Hunde übertragen werden kann.
Fazit: Laborklinische und anamnestische Hinweise auf eine vektorübertragene Erkrankung beim Hund sind differenzialdiagnostisch aufzuarbeiten, da letale Verläufe mit gleichzeitig unspezifischer klinischer Präsentation bei vielen dieser Infektionen, einschließlich der CME, möglich sind. Bei Verdacht auf eine CME stehen für die Diagnostik je nach Stadium und klinischem Verlauf serologische und molekularbiologische Methoden zur Verfügung. Eine ergänzende Verwendung erhöht die Nachweissicherheit. Der Nachweis von Antikörpern ist sehr sensitiv, es kann allerdings zu Kreuzreaktionen mit verwandten Erregern kommen. Die PCR bietet vor allem in der Anfangsphase der Erkrankung eine sensitive und spezifische Diagnostik.
Bei begründetem Verdacht sind negative Tests zu wiederholen.
Univ.-Prof. Dr. med. vet. Anja Joachim ist Leiterin des Instituts für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Mitglied der unabhängigen Expertenorganisation ESCCAP
(European Scientific Counsel Companion Animal Parasites).
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