bpt-Neujahrsempfang 2019:

Tierärztekammer unterzeichnete Freundschaftsabkommen in Berlin

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Deutsch-österreichische Allianz: Der feierliche Besuch in der österreichischen Botschaft in Berlin sowie die Unterzeichnung eines Übereinkommens bildeten den Auftakt für eine Reihe gemeinsamer Aktivitäten im Jahr 2019. 

Eine Delegation der Österreichischen Tierärztekammer besuchte am Mittwoch, den 16. Jänner 2019, den Neujahrsempfang des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte (bpt) in der österreichischen Botschaft in Berlin. Botschafter Dr. Peter Huber bereitete über 100 geladenen Gästen einen herzlichen Empfang und betonte in seinen Grußworten die besondere Partnerschaft zwischen den beiden Nachbarländern. „Deutschland ist etwa zehnmal so groß wie Österreich – dieses Verhältnis lässt sich auch auf die Tierärzteschaft übertragen“, so Dr. Huber. Weibliche Studierende seien in der Veterinärmedizin jedoch in Österreich (mit einem Anteil von 80 Prozent) geringer vertreten als in Deutschland (90 Prozent). Dr. Huber hob hervor: „Die Bedeutung der Veterinäre im Lebensmittelbereich und im Tierschutz ist von sehr großem Wert und deren tägliche Arbeit enorm wichtig.“ 

bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder und ÖTK-Präsident Mag. Kurt Frühwirth sprachen in ihren Grußworten die gute und langfristige Zusammenarbeit in der D-A-CH-Region an und zeigten die Wichtigkeit des Zusammenhalts in der Tierärzteschaft auf. Besonders der Schulterschluss auf europäischer Ebene sei von großer Bedeutung im Erreichen gemeinsamer Ziele. Ao. Univ.-Prof. Dr. Petra Winter, Dipl. ECBHM, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien, ging in ihrem Statement auf die besondere Rolle der Universitäten in Zeiten tief greifender Veränderungen ein: Die Unis seien gefordert, den wissenschaftlichen Nachwuchs nicht von praktizierenden Tierärzten zu trennen und beide ­entsprechend auf die Zukunft vorzubereiten. Der Politikberater Prof. Dr. Karl Jurka analysierte aktuelle europapolitische Entwicklungen und ging insbesondere auf den Brexit und die Europawahlen im Mai 2019 ein. Er ließ sein Publikum hinter europäische Kulissen blicken und zeigte Zusammenhänge abseits bekannter Abläufe auf. 

Dr. Moder stellte in seiner Rede fest, dass über 80 Prozent des tierärztlichen Regulierungsrahmens bereits europäischen Ursprungs sind, äußerte sich kritisch gegenüber der  EU-weiten Arbeitszeitregelung von maximal zehn Stunden pro Tag und sprach die problematische Notdienstversorgung an (dazu siehe auch Beitrag von Dipl.-Kfm. Heiko Färber).

Tierärzte tragen Verantwortung

„Unser Beruf ist ein Gesundheitsberuf“, sagte Mag. Frühwirth in seinem Statement vor den Festgästen und erinnerte daran, dass dies leider noch immer zu wenig akzeptiert werde. Auf europäischer Ebene sei der Tierarzt bzw. die Tierärztin als gewerblicher Dienstleiter eingestuft. Dadurch verliere der Beruf nicht nur weiter an Wertschätzung, sondern büße auch an Stärke ein, wenn es darum geht, in wichtigen Gesundheitsfragen an vorderster Stelle zu argumentieren. Die politische Wahrnehmung und Umsetzung von wichtigen tierärztlichen Positionen lasse leider oft zu wünschen übrig. „Obwohl wir in Österreich auf strenge Regularien wie Tierärztegesetz oder Tierärztekammergesetz zurückgreifen können, macht die Liberalisierungsoffensive der Europäischen Kommission auch davor nicht halt. Ziel der Kommission ist es, eine bessere Regulierung und auch die Harmonisierung der freien Berufe in Europa voranzutreiben. Und obwohl wir in Österreich schon längst nur mehr Honorarempfehlungen haben beziehungsweise Kapitalinvestoren durch Schachtelgesellschaften schon oft fast 100-prozentige Kapitalgeber sind, haben wir dennoch eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof bekommen.“ Der europäische Blick, freie Berufe mit Unternehmen gleichzustellen und sie so als Teil der Wirtschaft wahrzunehmen, die auf Gewerbe und Gewinn ausgerichtet sind, sei eine zu einseitige Betrachtungsweise. 

Die freien Berufe seien vor allem durch ihre Gemeinwohlverpflichtung, Eigenverantwortlichkeit, hohe Professionalität und Unabhängigkeit ausgezeichnet und wollen diese Einstellung auch behalten. „Daher haben wir auch ein traditionelles Eigenverständnis der Nichtgewerblichkeit“, so Mag. Frühwirth und stellte weitere künftige Herausforderungen im Tierarztberuf fest: „Die Digitalisierung ist gewiss ein wichtiger Motor im gegenwärtigen Transformationsprozess, dennoch bleibt sie für Tierärzte schlichtweg ein Tool zur Verbesserung des Professionalisierungsgrades.“ 

Die Digitalisierung werde aber sicherlich nicht die psychosozialen, emotionalen Bereiche und Aufgaben, den persönlichen Kontakt und die persönliche Eigenverantwortung des Tierarztberufes ersetzen können. Zuversichtlich meinte Mag. Frühwirth abschließend: „Der Job des Tierarztes wird sicher nicht verloren gehen. Wir werden ihn aber in vielen Bereichen anders ausüben und unser Berufsbild wird sich verändern – das ist sicher. Was uns somit bleibt, ist mitzugestalten, rechtlich voraus- und mitzudenken und die künftigen Aufgaben und Herausforderungen anzupacken.“

Ein besonderer Höhepunkt des Neujahrsempfangs war die Unterzeichnung eines gemeinsamen Freundschaftsabkommens. Im Beisein der CVOs beider Länder,
Dr. Dietrich Rassow und Dr. Ulrich Herzog, unterzeichneten die beiden Präsidenten Dr. Moder und Mag. Frühwirth das Freundschaftsabkommen, das auch gleich den Startschuss für eine Reihe gemeinsamer Aktivitäten im Jahr 2019 darstellte. Ein weiteres Highlight in diesem Jahr bildet das 100-jährige Verbandsjubiläum des bpt, das am 27. März 2019 mit einem Festakt gefeiert wird. Festrednerin wird die deutsche Bundesministerin Julia Klöckner sein. 

Die Österreichische Tierärztekammer gratuliert ganz herzlich!