Neujahrsempfang 2019:

Das Österreich-Jahr hat begonnen!

Dipl.-Kfm. Heiko Färber
Geschäftsführer des bpt

Einen Tag vor der Grünen Woche findet traditionell der Neujahrsempfang des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte (bpt) statt – dieses Mal in der österreichischen Botschaft in Berlin (siehe Beitrag ab Seite 8). 

Notfall und Notdienst

Nach den Grußworten ging bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder in seiner Rede auf aktuelle berufspolitische Themen ein. Insbesondere, so Moder, müsse sich die Politik nun endlich zügig um die tierärztliche Versorgung auf dem Lande, im Notdienst und im Notfall kümmern, um dem um sich greifenden Flächenbrand entgegenzuwirken. Notwendig seien klare Signale und schnelle Lösungen, z. B. durch eine Anpassung der Gebührenordnung (Notdienstgebühr) und die Flexibilisierung beim Arbeitszeitgesetz. Eine effektive ASP-Bekämpfung funktioniere ganz sicherlich nicht, wenn angestellte Tierärztinnen und Tierärzte bei punktgenauer Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes nach maximal zehn Stunden nach Hause gehen müssten, so Moder. Moder stellte klar, dass seiner Meinung nach das Arbeitszeitgesetz nicht über dem Tierseuchengesetz, dem Tierschutzgesetz oder den Heilberufsgesetzen stehen darf. Hier müsse die Politik nachjustieren.

Ferkelkastration

Mit Blick auf die von Bundestag und Bundesrat im vergangenen Jahr beschlossene Übergangsfrist für den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration wies der Präsident darauf hin, dass es jetzt Aufgabe der Politik sei, endlich Druck auf die Schlachtindustrie und den Lebensmitteleinzelhandel auszuüben. Eine Verweigerungshaltung gegenüber Ebermast und Immunokastration dürfe jedenfalls politisch nicht länger akzeptiert werden. Er ergänzte, dass er es sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht vorstellen könne, dass in den nächsten zwei Jahren die notwendigen wissenschaftlichen und rechtlichen Voraussetzungen für den „4. Weg“ (Lokalanästhesie) zu schaffen sind. Deshalb sollte jetzt mit Hochdruck an der Umsetzung der bereits vorhandenen praxisnahen Alternativen gearbeitet werden. An erster Stelle muss es jetzt um Planungssicherheit für Landwirte und Tierärzte gehen.

Brexit

Ganz im Zeichen des „Brexit“ stand der Vortrag des ­renommierten Berliner Politikberaters Prof. Dr. Karl Jurka zum Thema „Wohin steuert Europa?“. Nur einen Tag nach der Ablehnung des Brexit-Vertrages im britischen Unterhaus machte Jurka darauf aufmerksam, dass ein „harter Brexit“ enorme Auswirkungen auf das alltägliche Leben von Bürgern und Wirtschaft hätte – und eben auch auf die Tierarztbranche. Das Problem sei, so Jurka, dass viele Politiker, unter anderem auch in Großbritannien, das noch nicht begriffen hätten. Ein harter Brexit würde etwa dazu führen, dass ein Großteil der in der britischen Schlachttier- und Fleischuntersuchung beschäftigten EU-Tierärzte Ende März ihren Aufenthaltsstatus verlieren. Auch würde Großbritannien über Nacht seinen Tierseuchenstatus verlieren, was dazu führe, dass Tiere (auch Heimtiere!) nicht mehr in andere EU-Länder verbracht werden könnten. Angesichts einer einheitlichen Haltung der EU-27 gehe er auch nicht davon aus, dass es zu Nachverhandlungen des Brexit-Vertrages komme. Seine Prognose: Letztendlich wird die Verschiebung der Frist für den EU-Austritt Großbritanniens die einzige Lösung sein.

Freundschaftsabkommen

Höhepunkt des Neujahrsempfangs war die Unterzeichnung eines Freundschaftsabkommens zwischen dem bpt und der ÖTK. Mit diesem Abkommen wird nicht nur die seit vielen Jahren bestehende Freundschaft formell besiegelt, sondern auch das Österreich-Jahr im bpt offiziell eröffnet. Österreich ist auch Partnerland beim bpt-Kongress im Oktober in München.