Bildgebende Verfahren sind ein wichtiger Bestandteil der Abklärung von Erkrankungen und oftmals für die Diagnosestellung unerlässlich. Der Bereich Großtierradiologie der Klinischen Abteilung für Bildgebenden Diagnostik der Vetmeduni Vienna ist mit allen gängigen Geräten ausgestattet und unterstützt überwiegend bei der weiteren Patientenabklärung nach Überweisung von PferdepraktikerInnen. Wir sprachen darüber mit Dr. Katrin Schieder von der Klinischen Abteilung für Bildgebenden Diagnostik an der Vetmeduni Vienna, die den Bereich Pferde und Großtiere betreut.
Frau Dr. Schieder, wann kommen welche bildgebenden Verfahren bei Pferden zum Einsatz?
Im Zuge der Abklärung vor allem orthopädischer Patienten werden in einem ersten Schritt vorwiegend Röntgen und Ultraschall eingesetzt. Auch in der Zahnmedizin ist die Röntgenuntersuchung häufig eines der ersten bildgebenden Verfahren nach der klinischen Untersuchung. Als weiterführende diagnostische Modalitäten dienen dann CT, MRT und Szintigrafie.
Seit wann haben Sie welche Geräte?
Die Röntgenanlage an der Pferdeklinik leistet seit über 20 Jahren großartige Dienste. Die technischen Weiterentwicklungen vor allem des letzten Jahrzehntes haben wir natürlich mitgemacht: Im Klein- und Großtierbereich verfügen wir mit Flachbilddetektoren und Speicherfoliensystemen mittlerweile über mehrere digitale Systeme zur Aufzeichnung von Röntgenaufnahmen und auch in den anderen Verfahren wie Ultraschall, MRT und CT ist es uns ein Anliegen, am Puls der Zeit zu bleiben. Seit knapp zehn Jahren bietet die Vetmeduni Vienna auch Szintigrafien zur weiterführenden Diagnostik an.
Planen Sie neue Investitionen im Bereich der bildgebenden Diagnostik?
Die Anschaffung einer neuen Röntgenanlage, die auf die Anwendung bei Pferden und anderen Großtieren ausgerichtet ist, ist ein aktuelles Projekt. Des Weiteren haben wir an der Pferdeklinik einen Schwerpunkt im Bereich Zahnmedizin. Bei diesen Patienten ergeben sich diagnostische Fragestellungen, die über das Potenzial der Röntgendiagnostik hinausgehen. Eines der dann eingesetzten Verfahren ist die Computertomografie, die wir im Moment in Allgemeinanästhesie anbieten. In den nächsten Jahren ist die Anschaffung eines Computertomografen in Planung, der es ermöglicht, den Kopf und die kraniale Halswirbelsäule am stehenden, sedierten Pferd zu untersuchen. Diese detaillierten Darstellungen der genannten Regionen können dann ohne Allgemeinanästhesie und in einer ähnlich kurzen Durchführungszeit wie bei einer Röntgenuntersuchung angefertigt werden.
Wie viele Patienten haben Sie am Tag?
Wir fertigen pro Jahr ca. 18.000 Röntgenaufnahmen von Pferden und zusätzlich einen kleineren Anteil von Wiederkäuern sowie zunehmend von Neuweltkameliden an. Durchschnittlich sind das täglich etwa fünf Röntgenuntersuchungen. Je nach Komplexität der Fragestellung werden dann zwischen vier und 32 Aufnahmen gemacht. Die gewünschte Region wird in allen etablierten Standardprojektionen untersucht und im Bedarfsfall wird die Röntgenstudie noch durch spezielle Projektionen ergänzt. Im Unterschied zur Röntgenuntersuchung bei Kleintieren bewegen wir im Großtierbereich die Geräte um die Tiere herum, und häufig wird für jede Aufnahme neu positioniert. Das ist ein größerer Aufwand als beim Kleintier und daher auch mit einer längeren Durchführungszeit der Untersuchung verbunden.
Kommen PferdebesitzerInnen direkt zu Ihnen oder werden diese von PferdepraktikerInnen überwiesen?
Ein Großteil unseres Klientels sind Überweisungsfälle, wir arbeiten als Konsiliare. Die Erstabklärung hat dann bereits durch den Haustierarzt oder die Haustierärztin stattgefunden. Viele HaustierärztInnen verfügen über ein mobiles Röntgen- und Ultraschallgerät und stoßen damit in manchen Bereichen an die technischen Grenzen. Für eine notwendige weiterführende Diagnostik werden oft ergänzende bildgebende Verfahren benötigt; demnach wird dann an die entsprechende Klinik überwiesen. Natürlich können TierhalterInnen sich einen Ambulanztermin vereinbaren und direkt in unser Tierspital kommen. Wir haben unterschiedliche Ambulanzen, ähnlich wie in einem Krankenhaus, nur eben für Tiere. Neben dem klassischen Ambulanzbetrieb kann es je nach Erkrankung oder den notwendigen Abklärungsschritten aber auch erforderlich sein, dass Patienten stationär aufgenommen werden. Gerade für das Fluchttier Pferd ist es mitunter weniger Stressbelastung, stationär an der Klinik zu bleiben, als mehrmals transportiert zu werden.