Das Bienensterben ist in aller Munde, jeder fürchtet sich vor den Auswirkungen – was sind die Ursachen und was können wir tun?
Es gibt nicht nur eine Ursache für die Dezimierung der Bienenvölker, es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Parasiten, konkret die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe, sind ein zentrales Problem für die Honigbiene, zudem auch Mikroorganismen wie Bakterien, Viren sowie Pilze, die Krankheiten der Bienenbrut sowie der erwachsenen Bienen verursachen. Dazu zählen neben der Amerikanischen und Europäischen Faulbrut die Kalk- und Steinbrut, Nosemose, Sackbrut und andere gemeinsam mit der Varroamilbe auftretende Viruserkrankungen wie das Deformierte-Flügel-Virus, das Akute Bienenparalyse-Virus, das Chronische Bienen-paralyse-Virus, das Schwarze Königinnenzellen-Virus und das Kashmir-Bienenvirus. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die die Immunität der Bienen beeinträchtigen, ist ebenso problematisch. Die Abnahme der Pflanzenvielfalt, besonders in Gebieten mit Monokulturen, führt zu einer Mangelernährung der Bienen, wobei sich besonders der Mangel an essentiellen Aminosäuren negativ auf die Immunität der Honigbienen auswirkt. Auch der Klimawandel ist der Bienengesundheit nicht sehr zuträglich.
Fachtierärzte für Bienen sind in diesem speziellen veterinärmedizinischen Fachgebiet der Bienenkrankheiten und deren Behandlungsmöglichkeiten sowie der Lebensmittelsicherheit ausgebildet und stehen den Imkern zur Seite. Wir bieten auch Betriebserhebungen und -Beratungen für Imker im Rahmen des Österreichischen Bienengesundheitsprogrammes an. Intensive Forschungen zur Bienengesundheit untersuchen derzeit z. B. die Pathogenität von Sekundärinfektionen bei Varroamilbenbefall. Ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Bienen bilden blühende Blumenwiesen, heimische Sträucher und Bäume im eigenen Garten und auf öffentlichen Grundstücken und eine größere Pflanzendiversität in der Landwirtschaft. Was die intensiv betriebene Landwirtschaft und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln betrifft, ist eine positive Lösung im Sinne der Bienengesundheit aufgrund verschiedener Interessenslagen nicht einfach. Da gilt es gemeinsam Bewusstsein zu schaffen.
Wie sind Sie eigentlich auf die Biene gekommen?
Ich hatte 20 Jahre lang eine Kleintierpraxis in Wien; familiäre Umstände haben mich in die Steiermark geführt, wo ich gemeinsam mit meinem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen habe. Mein Interesse für die -Biene entstand durch meine Gartenarbeit, wo ich begonnen habe, mich mit dem Düngen und Kompostieren zu beschäftigen – genau genommen habe ich die konkreten Auswirkungen bei einem Lavendelstock gesehen, der nach chemischer Düngung von keiner einzigen Biene mehr aufgesucht wurde. Mein Interesse für die Hintergründe war geweckt, dann ergab eines das andere: Vertiefung in die Bienenwelt, Ausbildungen und Professionalisierung. In den letzten Monaten konnte ich auch als Sachverständige mein Wissen einbringen und zusätzlich sehr viel Erfahrung sammeln – das Zusammenspiel von Honigbiene, Imker, örtlichen Bienenzuchtvereinen, Landesverband und Amtstierarzt ist sehr spannend für mich.