Mag. Eva Kaiserseder
„Das Reflektieren ist Gold wert!“
Sie sind frischgebackener „Master of Medical Education“. Was kann man sich darunter vorstellen?
„Master of Medical Education“ ist ein berufsbegleitender Studiengang für Mediziner, um alle Aspekte rund um medizinische Studien zu erlernen. Diese Aspekte sind typischerweise das Lehren, das Prüfen und das Planen und Erstellen von Studienplänen. Dieses Studium dauert zwei Jahre und ist für Humanmediziner, Zahnmediziner und natürlich auch Veterinärmediziner geeignet. Als fertiger Arzt oder Ärztin beziehungsweise Tierärztin oder Tierarzt, der oder die eine Anstellung an der Universität annimmt, hat man ja noch keine Ausbildung als LehrerIn bekommen, obwohl Lehre zu den Grundaufgaben der Universität gehört. In diesem Masterstudium bekommt man also einerseits eine sehr fundierte Ausbildung im Lehren und Prüfen, darüber hinaus werden in weiteren Modulen aber auch Kompetenzen im Curriculum-Management, wo man sich mit der Planung desselben beschäftigt, in Ausbildungsforschung und Projektmanagement vermittelt.
Was war für Sie persönlich der Grund, diese Ausbildung zu machen?
Lehre war seit meinem Eintritt in die Vetmeduni ein wichtiger Teil meiner Aufgaben. Ich habe bald begonnen, die angebotenen Didaktik-Kurse der Universität zu belegen, und habe den klinischen Unterricht mit den Studierenden sehr gerne gemacht. Zusätzlich habe ich die Übungen an der Klinik für Orthopädie und später Pferdechirurgie für die AssistentInnen organisiert. Vor etwa zehn Jahren habe ich dann verschiedene Tagungen und Kongresse über Hochschuldidaktik besucht und die Weiterbildungsmöglichkeiten kennengelernt. Glücklicherweise hatte ich nach der Berufung von Frau Prof. Jenner die Möglichkeit, dieses MME-Studium als Weiterbildung zu belegen und damit alle Kompetenzen für die verschiedenen Lehraufgaben an unserer Uni noch einmal von der Pike auf zu lernen.
Wie sah der Lehrplan aus?
Das Studium ist modular aufgebaut, mit acht Präsenzwochen, jeweils mit Vor- und Nachbereitungsaufgaben. Zusätzlich muss man schon zur Bewerbung ein Lehrprojekt vorbereiten und darüber eine Projektarbeit schreiben sowie weiters ein Masterprojekt und eine Masterarbeit planen, durchführen und publizieren.
Die verschiedenen Module hatten zentrale Themen wie Curriculumsentwicklung, Kommunikation, Lehren und Prüfen, Ausbildungsforschung, Leadership und Fakultätsentwicklung sowie Evaluierung. Zusätzlich haben wir aber auch jedes Mal eine andere Universität und deren medizinisches Curriculum in Deutschland, Österreich und Holland kennengelernt und eine davon grundlegend, wie bei einer Akkreditierung, überprüft.
Wie lange gibt es diese Fachrichtung schon und was macht sie so spannend?
Das Studium wird vom Deutschen Fakultätentag seit 2004 angeboten. Es wird in Heidelberg organisiert, aber in acht verschiedenen Universitätsstädten abgehalten. Diese Tour durch das medizinische Deutschland in einer festen Studiengruppe von circa 25 Kolleginnen ist äußerst anregend und hilfreich. Wirklich kompetente DozentInnen und hoch motivierte KollegInnen machen eigentlich jede Studienwoche zu einem intensiven Lernerlebnis – und auch zu einem Vergnügen.
Und, Hand aufs Herz, als Lehrender: Welche Skills an Ihren Vortragenden fanden Sie gut, welche weniger?
Das Erlernen und Beobachten der vielen verschiedenen Möglichkeiten, Unterricht zu gestalten, und das Reflektieren der eigenen Vorlesungen sind schon Gold wert. Methoden, um die Studierenden nicht zu langweilen und sie selbst zu aktivieren, habe ich gerne mitgenommen. Ich war von der Kompetenz der meisten Dozenten sehr beeindruckt. Besonders hilfreich fand ich die besondere Aufmerksamkeit für die Fragen und Bedürfnisse aller Teilnehmer. Weniger berauschend sind dann die Show-typen, die es mit manchen Methoden eher übertreiben. Aber auch bei den Lehrenden gibt es eben viele verschiedene Charaktere.
Welche Learnings nehmen Sie in Ihren Alltag an der heimischen Uni mit?
Ein guter Unterrichtsstart, viel konsequentes „blended learning“, also Diskussion von vorbereiteten Inhalten, Interaktion und Selbstreflexion durch Quiz und Klickern; das sind Mittel, die ich jetzt noch öfter einsetze – aber auch die Begeisterung und den Willen, meinen KollegInnen bei ihrer Lehre zu helfen und unsere Lehre als Ganzes noch besser zu machen.
Stichwort Weiterbildung: Welche Bedeutung hat der Bereich für Sie persönlich und für den Berufsstand generell?
Weiterbildung ist für mich eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es gibt ja dauernd neue Entwicklungen und Erkenntnisse, sowohl als Lehrer als auch als spezialisierter Tierarzt. Da ist es gut, wenn Weiterbildung auch in guter Qualität angeboten und ermöglicht wird. Sowohl in der Pferdeklinik als auch in der ÖGT arbeite ich daher seit Langem an Kursen für TierärztInnen mit. Ich freue mich, wenn ich andere dabei unterstützen kann.