Wie geht's dir, Tier, mit uns?

Animalicum 2024

Tierärztin Tanja Warter

Die oben genannte Frage steht im Mittelpunkt des ­ANIMALICUMs 2024 in Bregenz, das in Kooperation mit der ÖTK stattfindet – über das bewusste und auch unbewusste menschliche Tun und seine Auswirkungen auf unsere Tiere. 

Seit 2017 gibt es das ANIMALICUM in Bregenz. Mit seiner interdisziplinären Ausrichtung, bei der Tiere aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln beleuchtet werden, hat es sich zu einer wichtigen Kenngröße entwickelt, stets mit hochkarätigen Vortragenden internationaler Universitäten besetzt. Nach dem Erfolgsthema im Vorjahr, bei dem sich alles um Alter und Abschied drehte, steht heuer die Frage „Wie geht’s dir, Tier, mit uns?“ im Zentrum. Veranstalterin und Tierärztin Tanja Warter: „Wohl und Leid der Tiere sind von dem abhängig, wie wir mit ihnen umgehen. Bei Hunden und Katzen haben Menschen oft fixe Vorstellungen davon, wie das Miteinander aussehen soll. Und wenn es nicht so läuft, hängt schnell der Haussegen schief und die Schuld wird dem Tier rübergeschoben.“ 

So entstand die Idee, die Beziehung zu Haustieren beim ANIMALICUM auch psychologisch zu beleuchten. Den Eröffnungsvortrag hält die Psychologin Prof. Dr. Andrea Beetz. Sie ist Professorin für Heilpädagogik im Fernstudium der IU Internationalen Hochschule in Erfurt (D), Präsidentin der Internationalen Gesellschaft für tiergestützte Therapie und eine der wenigen national und international renommierten Expertinnen auf diesem Gebiet. Zum Einstieg in die Thematik wird Beetz darüber berichten, was es Menschen eigentlich gibt, mit Hunden und Katzen zusammenzuleben – trotz aller Aufgaben, Kosten und der Verantwortung.

Die Bindung von Hund und Mensch gezielt untersucht hat Mag. Dr. Iris Schöberl. Die Verhaltensbiologin erklärt, wie Tiere menschliche Emotionen lesen und sogar nach außen spiegeln können – und welche Bedeutung dieses Wissen für das Miteinander von Mensch und Tier hat.

Abseits der Psychologie bestehen im alltäglichen Mit­einander immer wieder konkrete Problemsituationen, die den Tierschutz auf den Plan rufen. In fast allen Städten und Gemeinden stellen Streunerkatzen ein solches Problem dar. Fangen, kastrieren, aussetzen – ist das tatsächlich die Lösung? Darüber berichtet beim ANIMALICUM Prof. Dr. Uwe Truyen. Er ist Professor für Tierhygiene und Tierseuchenbekämpfung und Direktor des Instituts für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig und präsentiert eine Langzeitstudie über die Chancen eines Pilotprojekts im Umgang mit Streunerkatzen in Leipzig.

Neben verwilderten Hauskatzen, die ein Tier- und auch ein Artenschutzproblem darstellen, ist bei den Hunden aktuell das Thema Auslandshunde ein Dauerbrenner. Ist es gut, sie zu uns zu holen – oder vor allem „gut gemeint“? Welche Probleme tauchen mit Hunden aus dem Auslandstierschutz auf? Und was, wenn die Aufopferung doch kein gutes Ende nimmt? PD Dr. Dorothea Döring, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, stellt eine neue Studie zu diesen Frage­stellungen vor.

Die Frage, wie es den Tieren mit uns Menschen geht, macht auch vor jenen Geschöpfen nicht halt, die auf den Tellern landen. Ohne die komplexen fachlichen Aspekte der Nutztierhaltung im Detail aufzuwerfen, gibt es übergeordnet einen gesellschaftlichen Trend, der sich unmittelbar auf Tiere auswirkt: den Trend zum veganen Leben. Untersuchungen der Betriebswirtschafterin Christine Schäfer vom Gottlieb-Duttweiler-Institut in der Schweiz veranlassen die Forscherin zu der Hypothese, dass wir Menschen bereits 2050 gar kein Fleisch mehr essen werden.

Den Vortragsblock „Katze Spezial“ übernimmt in diesem Jahr PD Dr. Franziska Kuhne. Sie ist Fachtierärztin für Verhaltenskunde, Fachtierärztin für Tierschutz, Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie, und Dozentin für Ethologie, Tierverhaltenstherapie und Tierschutz am Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie nimmt die häufigsten Probleme in der Mensch-Katze-Beziehung unter die Lupe, zeigt Lösungsmöglichkeiten auf und nimmt auch den Einfluss des Menschen und seine Einstellung zur Katze genauer ins Visier.

Einen neuartigen Ansatz auf dem Weg zu einem freundschaftlichen Miteinander von Hund und Mensch stellt Vera Bürgi in „Hund Spezial“ vor. Anstatt stets beim Hund etwas verbessern zu wollen, sieht sie das Potenzial am oberen Ende der Leine. Bürgi ist Coach und Trainerin für Selbstmanagement nach dem Zürcher Ressourcen-Modell (ZRM) und entdeckte die Anwendbarkeit des ZRM-Coachings auf das Team Hund-Mensch aufgrund der Bedeutung unbewussten menschlichen Handelns.
 

Wie es exotischen Tieren ergehen kann, wenn sie als Haustiere bei uns gehalten werden, davon weiß Sabine Öfner zu erzählen. Sie ist langjährige tierärztliche Leiterin der Reptilienauffangstation in München und gibt beim ANIMALICUM Einblicke in eine unbekannte Welt faszinierendster Wesen und deren Schicksale.

Das Thema Recht bzw. Rechte ist unerlässlich, wenn es um das Wohl von Tieren geht. Welchen Schutz ein Tier genießt, hängt unter anderem davon ab, ob es sich um ein Haus-, Nutz- oder Wildtier handelt. Auch die Tierart spielt eine Rolle, nicht zu vergessen das Land, in dem das Tier lebt. Prof. Dr. Dr. h. c. Anne Peters ist überzeugt: Das geht auch übersichtlicher und gerechter – und zwar mit einem internationalen Tierrecht. Peters ist Rechtswissenschafterin und Direktorin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg und lehrt u. a. globales Tierrecht.

ANIMALICUM 2024 - Wie geht's dir, Tier, mit uns?
Termin: 
15. und 16. März 2024 in Bregenz am Bodensee
Infos und Anmeldung: www.animalicum.com