Forschung:

Schweine kooperieren beim Problemlösen, ohne tieferes Verständnis

Viele Tierarten handeln zusammen, um ein gemein­sames Ziel zu erreichen. Bei Hausschweinen wurde kürzlich gezeigt, dass sie einen Holzbalken paarweise anheben („joint log-lift“, JLL), um an Futter zu gelangen. Nicht klar war jedoch, ob Schweine verstehen, dass sie für diese Aufgabe einen Partner brauchen. Eine nun in „Scientific Reports“ erschienene Studie der Veterinär­medizinischen Universität Wien konnte nicht nach­weisen, dass hinter dem kooperativen Verhalten ein nachweisbares tieferes Verständnis für die Notwendigkeit von Zusammenarbeit steckt.
In der Testanordnung der Studie wurden Schweine, die die JLL-Aufgabe zuvor in der Lernphase erfolgreich mit Partnerschweinen bewältigt hatten, in der Testphase zunächst alleine mit der Aufgabe bzw. dem ­Apparat konfrontiert. Sie konnten aber eine Tür öffnen, um einem vertrauten Partnertier aus dem Nachbargehege ­Zugang zu gewähren, damit es ihnen bei der Lösung des ­Problems hilft. 

In allen Versuchsbedingungen öffneten die Schweine die Tür zum Nachbargehege und ließen so das zweite Tier in ihr Gehege (sofern sich dieses dort befand). Ein Vergleich der verschiedenen Testbedingungen ergab aber, dass die Latenzzeiten zum Öffnen der Tür, um ­einen Partner zu rekrutieren, und zur Rückkehr zum JLL-Apparat nach dem Öffnen der Tür nicht darauf ­schließen lassen, dass die Versuchstiere die Not­wendigkeit eines Partners für die Problemlösung verstanden haben. „Wie viele andere Tierarten bei kooperativen Aufgaben dürften wohl auch Schweine bei der JLL-­Aufgabe ein ­komplexes kooperatives Ergebnis ­erzielen, ohne die Notwendigkeit eines Partners vollständig zu ­realisieren“, schließt daraus Studien-­Erstautor Jim McGetrick, vormals am Zentrum für Tierernährung und Tierschutz­wissenschaften der Vetmeduni und nun am Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien.

Gemeinsam in Aktion ohne Kenntnis der ­Zusammenhänge?

Laut Studien-Letztautor Jean-Loup Rault, Professor für Tierschutzwissenschaften an der Vetmeduni, lässt sich zusammenfassend sagen, „dass die Schweine in dieser Studie zwar während der Lernphase sehr erfolgreich einen Balken mit einem Partner hochheben konnten, die anschließende Testsituation jedoch nur begrenzte ­Hinweise darauf lieferte, dass sie die Notwendigkeit ­eines Partners für die erfolgreiche Bewältigung ­dieser Herausforderung auch verstehen, obwohl sie eine ­große soziale Motivation zeigen.“ 
Denn obwohl sie die Tür im Testgehege öffneten und es in einigen Fällen gelang, den Balken mit dem ­Partner in der JLL-Bedingung – in der ein Partnerschwein notwendig und (im Nachbargehege) vorhanden war – zu heben, zeigte der Vergleich der unterschiedlichen Test­bedingungen größtenteils nicht, dass sie ihr Verhalten daran anpassten, ob ein Partner benötigt wurde oder nicht. Zukünftige Arbeiten werden laut McGetrick er­forderlich sein, um festzustellen, ob Schweinen die Konsequenzen des Öffnens einer Tür in einer solchen Situation klar sind – denn auch das ist bislang nicht erwiesen. 

Der Artikel „Pigs solve a cooperative task without showing a clear understanding of the need for a partner“ von Jim McGetrick, Kimberly Brosche, Clémence Nanchen und Jean-Loup Rault wurde in „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Quelle: https://www.nature.com/articles/s41598-024-84529-3#:~:text=Pigs%20opened%20the%20door%20in,the%20need%20for%20the%20partner


Rückfragehinweis:
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
medienanfragen-REMOVE-NOSPAM@vetmeduni.ac.at