Bericht über den Vertrieb von Antibiotika in der Veterinärmedizin

in Österreich 2013–2017

Mag. Reinhard Fuchs, Univ.-Doz. DI Dr. Klemens Fuchs
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Fachbereich Integrative Risikobewertung, Daten und Statistik
Zinzendorfgasse 27, 8010 Graz

Die rechtliche Grundlage für die Erfassung dieser Daten ist die Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-Verordnung. Im vorliegenden Bericht werden die Vertriebs- und die Abgabemengen von Antibiotika des Jahres 2017, die in der Veterinärmedizin für Nutztiere zugelassen sind, dargestellt und mit den Vorjahren verglichen. Die Gesamtvertriebsmenge an antimikrobiell wirksamen Substanzen für Nutztiere ist seit 2013 um 19 % zurückgegangen und liegt bei 44,61 Tonnen. Dieser Wert ist in etwa gleich hoch wie im Jahr 2016 (44,41 Tonnen). Die Vertriebsmenge der von der WHO als Reserveantibiotika eingestuften Antibiotika hat von 2016 auf 2017 um 2 %, von 5,23 auf 5,35 Tonnen, zugenommen. Über die Jahre halten Reserveantibiotika einen relativ konstanten Anteil von rund 12 % an der Gesamtmenge.

Ergebnisse der Vertriebsmengenerhebung

Gesamtergebnis

Im Vergleich zum Jahr 2016 kam es zu einer Zunahme der verkauften Gesamtmenge um 0,2 Tonnen. Das entspricht einer relativen Zunahme um 0,5 % (siehe Tabelle 1).

Nach wie vor werden mit 94 % mengenmäßig am meisten Antibiotika für die systemische Anwendung (QJ01) verkauft. In Abbildung 1 ist die verkaufte Menge auf Basis des in der Fachinformation angegeben ATCvet Codes (siehe Tabelle 1) dargestellt.

Betrachtet man die Art der Anwendung (siehe Abbildung 2), so liegen die oral anzuwendenden Präparate zur Behandlung von Einzeltieren oder Gruppen von Tieren – diese umfassen Pulver, Tabletten und Pasten – mit 36,3 Tonnen (81,4 %) auch im Jahr 2017 weit vor den anderen Anwendungsformen. Die parenteral anzuwendenden Präparate liegen mit 5,8 Tonnen (12,9 %) an zweiter Stelle, gefolgt von den oral zur Bestandsbehandlung eingesetzten Fütterungsarzneimittel-Vormischungen (Prämix) mit 1,3 Tonnen (3,0 %). Die Gruppe der intramammären Anwendungen, denen auch die Trockensteller zugeordnet wurden, macht mengenmäßig 1,1 Tonnen (2,4 %) aus.

Bei den Vertriebsmengen getrennt nach Wirkstoffgruppen (siehe Tabelle 2 und Abbildung 3) ist nach wie vor Tetrazyklin mit 24,9 Tonnen (55,9 %) an erster Stelle, gefolgt von den Penicillinen mit erweitertem Spektrum mit 6,0 Tonnen (13,5 %), den Sulfonamiden mit 3,4 Tonnen (7,5 %) und den Makroliden mit 3,1 Tonnen (6,8 %). Die Einteilung der Wirkstoffe zu Wirkstoffgruppen erfolgte analog zu den Vorgaben der EMA [Annex 4 in 3]. Zur Gruppe „Andere Antibiotika“ zählen dabei u. a. Rifaximin, Spectinomycin oder Paromomycin. Auswertungen zu den Wirkstoffgruppen der Makrolide, Fluorchinolone und zur 3. und 4. Generation der Cephalosporine sowie der Polymyxine werden auch gesondert in Kapitel 3.3 dargestellt.

Tierärztliche Hausapotheken

Um zu untersuchen, wie sich die verkauften Antibiotikamengen auf die einzelnen HAPO verteilen, ist in Abbildung 4 die kumulative Verteilung der Mengenanteile je HAPO an der Gesamtmenge dargestellt. Der sehr steile Anstieg der Kurve lässt darauf schließen, dass sehr wenige HAPO sehr große Mengen an Antibiotika beziehen. An der strichlierten roten Linie ist zu erkennen, dass 95 % der Antibiotika an 362 HAPO (rund 20 %) verkauft wurden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 80 % der HAPO nur 5 % der Gesamtmenge beziehen. 

Ergebnisse der Abgabemengenerhebung

In der Abgabemeldung müssen hausapothekenführende Tierärztinnen und Tierärzte angeben, welche Antibiotika in welcher Menge an welche landwirtschaftlichen Betriebe abgegeben wurden. Dieser Meldeverpflichtung sind insgesamt 583 von 1742 HAPO für das Meldejahr 2017 nachgekommen. Die restlichen 1159 HAPO sind von der Meldeverpflichtung ausgenommen (z. B. reine Pferdepraktiker oder reine Kleintierpraktiker), haben keine Antibiotika abgegeben oder nicht gemeldet. Von den oben erwähnten 362 HAPO (Top 95 %), haben 332 eine Abgabemeldung bzw. Leermeldung gemacht. Insgesamt wurden rund 36 Tonnen an landwirtschaftliche Betriebe abgegebene Antibiotika gemeldet. Die Differenz von circa 8,6 Tonnen (19 %) zur Meldung der Hersteller, Depositeure und Arzneimittelgroßhändler lässt sich durch die oben angeführten Gründe (Anwendung durch Tierarzt bzw. Tierärztin, Meldebefreiung, Nichtmeldung) erklären.

Speziesbezogene Auswertungen

Neben der Angabe, an welche landwirtschaftlichen Betriebe Antibiotika abgegeben wurden, müssen die hausapothekenführenden Tierärztinnen und Tierärzte auch melden, für welche Tierart und Nutzungsart die Antibiotika abgegeben wurden. In Abbildung 5 ist zu sehen, dass im Jahr 2017 knapp drei Viertel der Menge für die Tierart Schwein abgegeben wurden, gefolgt von Rind mit 20 % und Geflügel (6 %).

Da sich die Tierbestände und Schlachtzahlen der diversen Tierarten voneinander unterscheiden, werden die Abgabemengen wie auch im ESVAC-Bericht [3] in Abbildung 5 normiert dargestellt.

In Abbildung 6 sind die Abgabemengen für Schwein, Rind und Geflügel in mg/PCU dargestellt. Die jeweils linke Klammer gibt die normierte gemeldete Abgabemenge wieder. Die Summe der gemeldeten Abgabemenge ist, wie im Abschnitt tierärztliche Hausapotheken beschrieben, um etwa 19 % geringer als die gesamte Vertriebsmenge. Diese Differenz wurde für die jeweilige Tierart berücksichtigt und hochgerechnet in den rechten Klammern in der Abbildung dargestellt. Die in der Grafik dargestellten Werte sind in der Tabelle 3 zu sehen.

Abgabemengen für Schweine

In Tabelle 4 sind die gemeldeten Abgabemengen für Schweine je Wirkstoffgruppe in Tonnen dargestellt. Eine Aufteilung der Abgabemengen für Schweine nach Nutzungsarten ist in Tabelle 5 dargestellt. Dies bedeutet zum Beispiel, dass ein Anteil von 31,8 % aller abgegebenen Antibiotika in der Schweinemast verwendet wurde.

Abgabemengen für Rinder

In Tabelle 6 sind die gemeldeten Abgabemengen für Rinder je Wirkstoffgruppe in Tonnen und in Tabelle 7 anteilsmäßig in Prozent nach Nutzungsart dargestellt.

Abgabemengen für Geflügel

In Tabelle 8 sind die gemeldeten Abgabemengen für Geflügel je Wirkstoffgruppe in Tonnen dargestellt. Analog zu den vorherigen Abschnitten (Abgabemengen für Schweine und Rinder) sind in der Tabelle 9 die Abgabemengen prozentuell nach Nutzungsart für Geflügel dargestellt.

Diskussion

Nach Rückgängen in den Jahren 2013 bis 2016 war die Vertriebsmenge von antimikrobiell wirksamen Substanzen für Nutztiere im Jahr 2017 wieder geringfügig höher (+ 0,5 %) als 2016. Die größeren Rückgänge aus den Jahren 2015 und 2016 waren zum Teil auf aufgehobene Zulassungen einzelner Produkte (z. B. Aufhebung einiger Tetrazyklin-Sulfonamid-Kombinationspräparate) zurückzuführen.

Auf Basis des neuen Erfassungssystems, bei dem hausapothekenführende Tierärzte ihre Abgabemengen je Betrieb, Tierart und Nutzungsart melden müssen, ist es möglich, speziesbezogene Auswertungen zu erstellen.

Der komplette Bericht ist als Download erhältlich:

https://www.ages.at/service/suche/?L=&id=28848&q=Antibiotika