Afrikanische Schweinepest –

aktuelle Situation und Stand der Diagnostik

Dr. Adi Steinrigl und Univ.-Prof. Dr. Friedrich Schmoll
Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)

Die bedeutende Virus­erkrankung breitet sich rasch und scheinbar unaufhaltsam aus – zuletzt traten Fälle in der Slowakei auf. Eine Impfung gegen die Tierseuche ist leider noch nicht in Sicht, umfassende Vorsichtsmaßnahmen sind daher dringend einzuhalten.

Seit im Jahr 2007 die ersten Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASF) im Kaukasus (Georgien, Armenien) bekannt geworden sind, hat sich diese bedeutende Tierseuche, für die nur Schweineartige empfänglich sind, beständig Richtung Norden, Westen und Osten ausgebreitet. Eine besorgniserregende Entwicklung in jüngerer Zeit ist die rasche und scheinbare unaufhaltsame Ausbreitung des Virus in verschiedenen asiatischen Ländern seit 2018, vor allem in China. Daneben gibt es auch in der EU mehrere zum Teil seit Jahren von ASF betroffene Länder, zu denen seit 2017 auch an Österreich angrenzende Länder (Tschechische Republik, Ungarn, zuletzt Slowakei) zählen. Bisher konnte nur die Tschechische Republik die Seuche ausrotten, während Länder wie z. B. Ungarn oder Belgien trotz intensiver Bemühungen ständig neue Fälle melden. Diese Situation ist Anlass, die wichtigsten Informationen zur ASF nochmals zusammenzufassen und einen kurzen Einblick in die diagnostischen Bemühungen des Nationalen Referenzlabors für ASF, der derzeit einzigen Untersuchungsstelle für diese Krankheit in Österreich, zu geben.

Virus und Krankheit

ASF wird durch Infektion mit einem behüllten, doppel­strängigen DNA-Virus (ASFV) ausgelöst, bei dem gegenwärtig 24 verschiedene Genotypen unterschieden werden. Alle rezenten Ausbrüche in Europa (mit Ausnahme eines isolierten Infektionsgeschehens in Sardinien) und Asien werden von ASFV des Genotyps II verursacht. ASFV zeichnet sich durch hohe Tenazität aus und bleibt in der Umwelt, besonders aber in Blut und tierischen Geweben über sehr lange Zeit (Wochen bis Monate) infektiös. Dazu zählen auch nicht oder unzureichend erhitzte Lebensmittel aus Schweinefleisch wie Rohschinken oder Rohwürste. Erhitzen auf über 70 °C für mindestens 30 Minuten tötet das Virus zuverlässig ab, während Einfrieren nicht zu einer Inaktivierung des Virus führt, sondern die Infektions­fähigkeit verlängert. ASFV vom Genotyp II führt in naiven Wild- und Hausschweinpopulationen unabhängig vom Alter der Tiere zumeist zu einem akuten, hochfieberhaften Krankheitsverlauf mit nahezu hundertprozentiger Mortalität, bei gleichzeitig vergleichsweise geringer Kontagiosität. 

Hier unterscheidet sich die ASF deutlich von der klassischen Schweinepest, einer wichtigen Differenzialdiagnose, die eine höhere Kontagiosität aufweist. Pathoanatomisch können zumeist Blutungen und Schwellungen der inneren Organe (Lymphknoten, Milz, Leber, Niere, Lunge) gesehen werden, diese sind aber nicht pathognomonisch und können auch bei anderen infektiösen (z. B. PRRS, Salmonellose) und nicht infektiösen Krankheiten auftreten. Aufgrund der Tatsache, dass zu Krankheitsbeginn in einer Herde oft nur wenige Tiere erkranken, kann ein etwaiger ASF-Ausbruch auch übersehen werden. Daher ist die frühzeitige Abklärung von Todesfällen im Bestand, zum Beispiel im Rahmen einer amtstierärztlichen Ausschlussuntersuchung, die immer auch eine entsprechende Labordiagnose beinhaltet (siehe unten), von entscheiden­der Bedeutung für die Früherkennung. Gleiches gilt für tot aufgefundene Wildschweine, die unabhängig vom Fundort ebenfalls einer labordiagnostischen Untersuchung zugeführt werden sollten. Auch hier ist primär der/die zuständige Amtstierarzt bzw. -ärztin zu kontaktieren. Mit Fortdauer der Seuche in einem Gebiet treten dann vermehrt überlebende Wildschweine auf, die labordiagnostisch nachweisbare Antikörper und teilweise periodisch auch Virämie aufweisen. Die Rolle dieser Tiere als mögliche Virusreservoire ist noch nicht geklärt.

Epidemiologie

Die AGES erstellt auf Basis von ADNS-Daten (ADNS = Animal Disease Notification System) regelmäßig aktuelle Verbreitungskarten zur ASF in Europa, die auf der Webseite der Kommunikationsplattform VerbraucherInnen-gesundheit (KVG) öffentlich einsehbar sind (siehe Weblink unten). Abb. 1 zeigt die aktuelle Situation zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels. Belgien und Ungarn waren bisher ausschließlich von Fällen in der Wildschweinpopulation betroffen, die jedoch aufgrund der tierseuchenrechtlichen Situation für die betroffenen Länder ebenfalls schwere wirtschaftliche Beeinträchtigungen für die Hausschweinehaltung und Schweinefleischwirtschaft bedeuten (Verbringungseinschränkungen, notwendige Freitestungen und Exportbeschränkungen). 

An dieser Stelle ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass in der gegenwärtigen Situation der Verbreitung der ASF in Europa dem Risikofaktor Mensch eine große Bedeutung zukommt: im Bereich der Hausschweinehaltung vor allem aufgrund eines niedrigen Biosicherheitsstandards mit weitgehend unkontrolliertem Tier-, Personen-, Waren- und Fahrzeugverkehr sowie einer unzureichenden Unterbindung möglicher Kontakte zu Wildschweinen (z. B. durch entsprechende Umzäunung). Ein besonders hohes Risiko stellt die Verfütterung von Fleischabfällen dar (Abb. 2). Beim Wildschweinbestand sind als Risikofaktoren vor allem die unsachgemäße Entsorgung von Fleisch-/Wurstabfällen (Reiseproviant), sowie Jagdtourismus in von ASF betroffene Gebiete zu nennen. Daneben findet bei Wildschweinen auch eine Ausbreitung von Tier zu Tier im betroffenen Gebiet statt, die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist hier aber mit geschätzt 2–5 km/Monat als relativ gering zu beurteilen. Eine Übertragung durch Zecken spielt im derzeitigen Ausbruchsgeschehen in Europa keine Rolle.

Früherkennung und Labordiagnose

Aufgrund der oben geschilderten unspezifischen Symptomatik und der oft geringen Morbidität sowohl in Haus- als auch Wildschweinpopulationen ist die Früherkennung der ASF von besonderer Bedeutung. Die bereits erwähnte Auschlussuntersuchung bei Hausschweinen durch den Amtstierarzt führt im Gegensatz zu einem Verdachtsfall nicht zur sofortigen Betriebssperre, dennoch werden die Proben hier bevorzugt untersucht, sodass im Regelfall bei Vorliegen negativer Ergebnisse noch am selben oder am Folgetag Entwarnung gegeben werden kann. 

Mittel der Wahl zum Nachweis einer ASFV-Infektion ist die Real-Time-PCR, die genetische Erregerbestandteile mit höchster Sensitivität und Spezifität nachweist. Zum Nachweis von Antikörpern kommen kommerzielle Testsysteme (ELISA) zum Einsatz. Beide Testarten werden durch regelmäßige Teilnahme an internationalen Ringversuchen kontinuierlich überprüft. Neben der Untersuchung von Verdachtsfällen und Krankheitsausschlüssen werden Haus- und Wildschweine von der AGES auch im Zuge von mehreren amtlichen Überwachungsprogrammen auf ASFV getestet; auch diese Untersuchungszahlen sind öffentlich zugänglich (Abb. 3).

Fazit

Eine weitere Ausbreitung von ASF in Europa und darüber hinaus ist aufgrund der gegenwärtigen Situation wahrscheinlich. Obwohl es mehrere teilweise erfolgversprechende Studien zu Impfstoffen gibt, ist derzeit noch keine Impfung gegen ASF in Sicht; wichtig ist daher die Einhaltung hoher Biosicherheitsstandards in der Tierhaltung und ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmittelabfällen sowie bei der Jagd. Die Labordiagnostik ist am Nationalen Referenzlabor der AGES gut etabliert und in der Lage, im Verdachtsfall rasch das Vorliegen von ASF zu erkennen.