Seit im Jahr 2007 die ersten Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASF) im Kaukasus (Georgien, Armenien) bekannt geworden sind, hat sich diese bedeutende Tierseuche, für die nur Schweineartige empfänglich sind, beständig Richtung Norden, Westen und Osten ausgebreitet. Eine besorgniserregende Entwicklung in jüngerer Zeit ist die rasche und scheinbare unaufhaltsame Ausbreitung des Virus in verschiedenen asiatischen Ländern seit 2018, vor allem in China. Daneben gibt es auch in der EU mehrere zum Teil seit Jahren von ASF betroffene Länder, zu denen seit 2017 auch an Österreich angrenzende Länder (Tschechische Republik, Ungarn, zuletzt Slowakei) zählen. Bisher konnte nur die Tschechische Republik die Seuche ausrotten, während Länder wie z. B. Ungarn oder Belgien trotz intensiver Bemühungen ständig neue Fälle melden. Diese Situation ist Anlass, die wichtigsten Informationen zur ASF nochmals zusammenzufassen und einen kurzen Einblick in die diagnostischen Bemühungen des Nationalen Referenzlabors für ASF, der derzeit einzigen Untersuchungsstelle für diese Krankheit in Österreich, zu geben.
Virus und Krankheit
ASF wird durch Infektion mit einem behüllten, doppelsträngigen DNA-Virus (ASFV) ausgelöst, bei dem gegenwärtig 24 verschiedene Genotypen unterschieden werden. Alle rezenten Ausbrüche in Europa (mit Ausnahme eines isolierten Infektionsgeschehens in Sardinien) und Asien werden von ASFV des Genotyps II verursacht. ASFV zeichnet sich durch hohe Tenazität aus und bleibt in der Umwelt, besonders aber in Blut und tierischen Geweben über sehr lange Zeit (Wochen bis Monate) infektiös. Dazu zählen auch nicht oder unzureichend erhitzte Lebensmittel aus Schweinefleisch wie Rohschinken oder Rohwürste. Erhitzen auf über 70 °C für mindestens 30 Minuten tötet das Virus zuverlässig ab, während Einfrieren nicht zu einer Inaktivierung des Virus führt, sondern die Infektionsfähigkeit verlängert. ASFV vom Genotyp II führt in naiven Wild- und Hausschweinpopulationen unabhängig vom Alter der Tiere zumeist zu einem akuten, hochfieberhaften Krankheitsverlauf mit nahezu hundertprozentiger Mortalität, bei gleichzeitig vergleichsweise geringer Kontagiosität.
Hier unterscheidet sich die ASF deutlich von der klassischen Schweinepest, einer wichtigen Differenzialdiagnose, die eine höhere Kontagiosität aufweist. Pathoanatomisch können zumeist Blutungen und Schwellungen der inneren Organe (Lymphknoten, Milz, Leber, Niere, Lunge) gesehen werden, diese sind aber nicht pathognomonisch und können auch bei anderen infektiösen (z. B. PRRS, Salmonellose) und nicht infektiösen Krankheiten auftreten. Aufgrund der Tatsache, dass zu Krankheitsbeginn in einer Herde oft nur wenige Tiere erkranken, kann ein etwaiger ASF-Ausbruch auch übersehen werden. Daher ist die frühzeitige Abklärung von Todesfällen im Bestand, zum Beispiel im Rahmen einer amtstierärztlichen Ausschlussuntersuchung, die immer auch eine entsprechende Labordiagnose beinhaltet (siehe unten), von entscheidender Bedeutung für die Früherkennung. Gleiches gilt für tot aufgefundene Wildschweine, die unabhängig vom Fundort ebenfalls einer labordiagnostischen Untersuchung zugeführt werden sollten. Auch hier ist primär der/die zuständige Amtstierarzt bzw. -ärztin zu kontaktieren. Mit Fortdauer der Seuche in einem Gebiet treten dann vermehrt überlebende Wildschweine auf, die labordiagnostisch nachweisbare Antikörper und teilweise periodisch auch Virämie aufweisen. Die Rolle dieser Tiere als mögliche Virusreservoire ist noch nicht geklärt.