7 Fragen an…

Uwe Moldrzyk ist Leiter der Abteilung Ausstellung und Wissenstransfer am Museum für Naturkunde Berlin. Er war als Projektleiter für die Konzeption, Planung und Umsetzung der Wanderausstellung „Parasiten – Life Undercover“ verantwortlich.

Mag. Eva Kaiserseder

Was macht den Erfolg dieser Thematik aus?
Parasiten sind ein universelles Thema, weil sie eine große Relevanz für uns Menschen haben – egal ob es um Parasiten geht, die auf Homo sapiens spezialisiert sind, um jene, die die Nutztierhaltung beeinträchtigen, oder Plagegeister, die unsere Haustiere heimsuchen und so zu uns ins Wohnzimmer gelangen. Viele Besucher hatten es – meistens unfreiwillig – in ihrem Leben schon selbst einmal mit dem einen oder anderen Parasiten zu tun. Dadurch gibt es schnell einen persönlichen Bezug zum Thema. Das Inte-resse an fundierten Informationen ist also hoch.

Parasiten haben kein gutes Image. Wie vermittelt man dem Besucher die Wichtigkeit dieser Spezies?
Die Relevanz ist, siehe oben, schnell da. Und es gibt viele überraschende Informationen, die den Besuch zum spannenden Erlebnis machen. Die Ausstellung lebt auch davon, dass Parasiten nicht verteufelt werden, sondern neutral und sachlich informiert wird. Und es gibt positiv besetzte Beispiele wie etwa die Wurmtherapie bei chronischen Darmentzündungen. Meiner Einschätzung nach kommt die Ausstellung durch den Mix von Emotionalität und wissenschaftlichen Hintergründen so gut an.

Warum sind Parasiten evolutionär so erfolgreich?
Der Erfolg kommt durch die konsequenten Anpassungen, die natürlich nicht zielgerichtet vollzogen werden, sondern ein Zufallsprodukt aus Variabilität und Selektion darstellen. Parasiten besetzen Nischen, die sie nicht mit vielen Konkurrenten teilen müssen. Die Ausstellung versucht auch zu zeigen, wie Parasitismus entsteht. 

Wie bestückt man eine derartige Ausstellung visuell? Viele Menschen finden Parasiten ja per se als „Ungeziefer“ eher abstoßend. 
Abstoßend bedeutet ja nicht unattraktiv. Viele Menschen finden einen gewissen Grusel auch anziehend. Die Ausstellung arbeitet, wo es immer geht, mit Originalen. Viele Parasiten, so klein sie auch sind, sind in Acrylblöcke gegossen und sehr ästhetisch in Szene gesetzt. Besucher müssen genau hinsehen und überwinden damit in gewisser Weise auch die Distanz zum Thema. Ähnlich wie bei einem Flohmarktbesuch „juckt“ es den Besucher in der Ausstellung. Das ist eine sehr emotionale Reaktion, die auch den Zugang zum Thema erleichtert – so paradox das jetzt auch klingen mag. 

Die Wissensvermittlung an jüngeres Publikum: Worauf wurde hier besonders achtgegeben? 
Die Ausstellung richtet sich zwar an alle Altersklassen, kann aber gerade hier über wichtige Themen aufklären und darüber hinaus eine allgemeine Faszination für Naturthemen und Wissenschaft wecken. Speziell bei dieser Altersgruppe sind die Zusammenhänge zwischen der Ausbreitung von Parasiten, dem Klimawandel und der Globalisierung wichtig.

Welchen Bezug haben Sie als Projektleiter während der Beschäftigung mit der Thematik dazu bekommen?
Die Komplexität der Mechanismen von Parasit-Wirt--Beziehungen ist zum Teil unglaublich spannend – selbst für einen Biologen wie mich. Aus Sicht eines Ausstellungsmachers ist das Interessanteste aber sicher die Erkenntnis, wie global und universell das Thema ist. Die Ausstellung mit genau denselben Inhalten funktioniert in Mittel-europa, Skandinavien und Australien gleichermaßen. 

Was sind die Ausstellungshighlights?
Die Schau lebt von den vielen Originalpräparaten. Neben den Parasiten werden auch viele Wirte gezeigt. Das kommt bei vielen Besuchern sehr gut an: Gruseln bei Zecken und Wanzen und dann positive Emotionen bei Katze, Hund, Meerschweinchen und Co. Die am meisten fotografierten Objekte sind aber mit Sicherheit der afrikanische Springbock mit Madenhacker oder die Anopheles-Mücke in 60-facher Vergrößerung.

Mehr Infos unter www.naturkundemeuseum.berlin