7 Fragen an…

Univ.-Prof. Dr. Sibylle Kneissl

Mag. Eva Kaiserseder

Was verstehen Sie unter dem Begriff „gute Ausbildung“, was soll sie beinhalten?
Wir haben uns mit dem Curriculum 2014 für eine studentenzentrierte, kompetenzorientierte und interdisziplinäre Ausbildung entschieden, die die Auszubildenden möglichst nah an das spätere Berufsumfeld heranführen soll; es gilt, diesen Weg konsequent und kreativ umzusetzen. Im Unterricht sind daher die Felder „Lehren, Lernen, Prüfen und Aufgaben im späteren Berufsumfeld“ mit durchgehender Praxisorientierung abzustimmen. 

John Burville Biggs formulierte das didaktische Konzept des „constructive alignment“, ein Prozess, der – einfach erklärt – die zu lehrenden Punkte mittels rückwärts gedachtem Outcome bestimmt. Unter dem Schlagwort „assessement drives learning“ werden seinen Ideen in der Hochschuldidaktik weltweit rezipiert. 

Welche Anforderungen stellen Sie an gutes Lehrpersonal im Unterricht?
Es kommt nicht darauf an, WER ein guter Lehrer ist, sondern WAS ein guter Lehrer tut, also wie er seinen Unterricht strukturiert und organisiert, wie verständlich, aber auch wie verlässlich er ist und nicht zuletzt wie menschlich er sich seinen Studenten gegenüber verhält! Gute Lehre bedeutet Begeisterung, Unterricht auf Augenhöhe, Transformation vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter, Definition von Learning Outcomes und Konzentration auf die tatsächlich notwendigen Inhalte. Heraklit meinte, Lehren heißt, ein Feuer zu entzünden, und nicht, einen leeren Eimer mit Wasser zu füllen. 

Was liegt Ihnen in der neuen Position besonders am Herzen?
Ich habe mir die folgenden Punkte vorgenommen, und zwar sind das neben einer raschen Einarbeitung etwa die Schaffung von Freiräumen für selbst gesteuertes Lernen mit Reduktion der Arbeitsbelastung der Studierenden, z. B. den Abbau von Redundanzen in der Lehre oder den Ausbau von E-Learning; außerdem eine Abstimmung der Hörsaalgröße und Übungstieranzahl und die internationale Sichtbarkeit und Anerkennung mit dem Ziel der Reakkreditierung durch die European Association of Establishments for Veterinary Education im Jahr 2019. Zusätzlich möchte ich noch eine Qualitätssicherung im Bereich Lehre, den Austausch von Innovationen und verstärkte Anerkennung von individuellen Errungenschaften erreichen. Dies ist nicht ohne ein gemeinsames Miteinander möglich, das heißt, es ist mir wichtig, das Gespräch mit allen Interessensgruppen zu suchen und einzelne Schritte gemeinsam abzustimmen. 

Was sind für Sie persönlich Highlights des neuen Curriculums?
Drei Punkte möchte ich hier beispielhaft auflisten, nämlich den Fokus auf das Outcome „Kompetenzorientierte, interdisziplinäre Ausbildung“, dann die Etablierung von VetSIM, also speziell ausgestatteten Praxisräumen, die u. a. das selbstständige Üben von klinischen Tätigkeiten erlauben, und den Raum für Weiterentwicklung von persönlichen und sozialen Kompetenzen, die für den beruflichen Erfolg, besonders in einer fortschreitend digitalisierten Gesellschaft, notwendig sind. 

Sie sind dem Haus seit Ihrer Studienzeit verbunden. Welche Vorteile bringt das in Ihrer aktuellen Tätigkeit?
Eine fachliche und persönliche Verbundenheit ist eine gute und wichtige Voraussetzung für jede weitere Entwicklung.

Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Bildgebende Diagnostik: Wie sind Sie auf dieses Themengebiet gestoßen?
Ich bin von Prof. Mayrhofer 1994 zur Mitarbeit an der damaligen Klinik für Röntgenologie eingeladen worden. Kierkegaard formulierte: „Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.“ Da ich während meines Studiums u. a. als Studienassistentin an der Anatomie tätig war, ist rückblickend gesehen die Röntgenologie das beste klinische Pendant gewesen. 

Warum sind Sie gerne Tierärztin?
Schon früh habe ich ein großes Interesse an Medizin entwickelt. Ich arbeite gerne mit Tieren und fühle mich in der Nähe von Tieren besonders geerdet. Tierärztin zu sein kombiniert diese beiden Dinge und ermöglicht mir zudem, kranken Tieren zu helfen.