Sie sind aus Afrika wieder in unsere Breiten gezogen, um hier ihre Nester zu bauen und Junge großzuziehen. Es ist Ihnen sicher schon aufgefallen, dass es nicht mehr so viele Rauchschwalben gibt wie früher. Oft wird man angesprochen, wo denn die ganzen Schwalben geblieben sind, ob sie in den südlichen Ländern gefangen und verspeist worden sind. Das spielt sicher auch eine Rolle. Aber die Ursache liegt genauso bei uns. Unsere Landschaft ist ausgeräumt, die Insekten sind wegen des exzessiven Einsatzes von Insektiziden drastisch weniger geworden und die Schwalben haben Schwierigkeiten, Nistplätze zu finden.
Rauchschwalben gehören in den Viehstall
Rauchschwalben sind klassische „Kulturfolger“ und haben ihr Leben seit Jahrhunderten an jenes der Menschen angepasst und unsere Viehställe besiedelt. Mittlerweile ist ihr Überleben unmittelbar verknüpft mit der Möglichkeit, in Ställen ihre Nester zu errichten. Vielerorts sind Einbrüche in den Rauchschwalbenbeständen festzustellen. Neben dem Verlust an Lebensraum und Nahrungsgrundlage haben es die Tiere auch immer schwerer, geeignete Brutplätze zu finden, denn Rauchschwalben wird oft der Zutritt in Viehställe verweigert. Grund dafür sind Fehlinformationen und Bedenken rund um Hygiene sowie Angst vor der Verbreitung von Krankheiten.
Schwalben gelten als Wildtiere
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, Schwalben in Viehställen wären mit den EU-Hygienevorschriften nicht vereinbar. Das ist nicht richtig. Eine Richtlinie über Hygienevorschriften für Milcherzeugerbetriebe aus 1989 legte lediglich fest, dass Schweine und Geflügel nicht im Kuhstall oder in den Melkräumen untergebracht werden dürfen. Schwalben gelten jedoch nicht als Geflügel, sondern als Wildtiere und sind deshalb von dieser Bestimmung nicht berührt. Das bedeutet, Schwalben dürfen weiterhin in Kuhställen nisten. Die AMA (Agrarmarkt Austria) beschreibt in ihrer Gütesiegel-Richtlinie für Rinderhaltung Schwalben sogar als Nützlinge in Ställen, da sie zur Reduktion der Insektenplage beitragen. Immerhin jagen die eifrigen Tiere auch innerhalb der Ställe, vor allem wenn draußen Schlechtwetter herrscht. Kotbretter werden zur Unterstützung des Nestbaus und als Vorbeugung gegen mögliche Verunreinigungen empfohlen.
Es gibt keine Hinweise dafür, dass Rauchschwalben für Säugetiere relevante Krankheiten übertragen. Sie stellen daher keine Gefahr für die in den Ställen gehaltenen Nutztiere wie Rinder oder Pferde dar. Auch bei der Ausbreitung der Vogelgrippe spielen Schwalben wie alle Singvögel keine Rolle. Vogelgrippeviren treten vor allem bei Hühnern und Puten, aber auch bei Enten, Gänsen, Schwänen sowie anderen Wasservogelarten auf. Fehlinformationen und oft auch medial verbreitete Hysterie verleiten immer wieder Menschen dazu, selbst besetzte Schwalbennester mit Jungvögeln von den Wänden zu schlagen – dies ist nicht nur tier- und naturschutzgesetzlich verboten, sondern wäre darüber hinaus als Tierquälerei zu ahnden.