WAS WURDE AUS…

Ao. Univ.-Prof. Dr. med. vet. Karin Möstl

Mag. Eva Kaiserseder

„Im Leben kommt es manchmal anders, als man denkt!“

Wie hat sich bei Ihnen der Berufswunsch Tierärztin ergeben?
Ich hatte seit meiner Kindheit viel Kontakt mit Tieren und darüber hinaus Interesse an naturwissenschaftlichen und medizinischen Fragen. So war mein kleines Mikroskop, das noch heute in meinem Bücherregal steht, stets ein wichtiges Stück im Urlaubsgepäck. Die Entscheidung, Tierärztin zu werden, fiel eigentlich schon in meiner Volksschulzeit.

Virologie als Ihr Fachgebiet – wie kam es dazu und warum?
Die Fachrichtung ist ganz anders gekommen als geplant. Eigentlich wollten mein Mann und ich die Tierarztpraxis meines Schwiegervaters in Oberösterreich übernehmen. Gleich nach Beendigung unseres Studiums hat sich dann aber für uns beide die Möglichkeit einer Tätigkeit an der Veterinärmedizinischen Universität geboten, was wir für die Erstellung der Dissertationen nutzen wollten. Mich hat Prof. Bürki über die Studienkanzlei fragen lassen, ob ich für ein Projekt und dann für ein Jahr eine Karenzstelle annehmen möchte, was ich gerne tat. Daraus sind dann nach mehreren Verschiebungen unserer Übersiedelung nach Oberösterreich – und schließlich der Entscheidung, an der Universität zu bleiben – fast 36 Jahre an der Virologie, samt Habilitation, geworden.

Was hat Ihnen in dieser Zeit -besonders Freude gemacht, was war weniger schön?
Mein Tätigkeitsfeld an der Viro-logie war eine für mich ideale Kombination von Lehre, Forschung und Routinediagnostik. Die Lehrtätigkeit bot mir den Kontakt zu den Studierenden und die Möglichkeit, Wissen weiterzugeben; das habe ich immer gerne gemacht. Die bear-beiteten Forschungsthemen waren interessant und spannend – einem Virologen wird niemals langweilig, weil dieses Wissensgebiet immer wieder neue Herausforderungen bietet. An der Routinediagnostik schließlich habe ich geschätzt, dass ich einen Zugang zu praktischen Fragestellungen und zur praktisch tätigen Kollegenschaft hatte – ein Berufsfeld, das ich ja ursprünglich selbst betreiben wollte. Etwas weniger Freude haben mir die -mitunter sehr zeitaufwendigen administrativen Aufgaben gemacht. Ich hätte auch gerne mehr Flexibilität in meiner persönlichen Zeit-einteilung gehabt, was aber durch den Routinebetrieb und die fixen Zeiten für -Vorlesungen und Übungen nicht möglich war. Das hätte mir jedoch die Vereinbarkeit mit der Familie und die Betreuung meiner Tochter wesentlich erleichtert. Insgesamt gesehen habe ich aber die Entscheidung für den Lauf meiner Berufstätigkeit nie bereut.

Die Branche hat sich stark verändert – Stichworte Frauenanteil, Nutztierpraktikermangel oder Wunsch nach Anstellung versus das frühere Standardmodell Selbstständigkeit. Wo sehen Sie Fallstricke und welche Entwicklungen sind gut?
Im tierärztlichen Berufsstand gibt es heute weit mehr Frauen, das Interesse liegt viel stärker als früher auf Kleintier- und/oder Pferdemedizin, obwohl Frauen durchaus auch in der Nutztiermedizin „ihren Mann stehen können“. Der Wunsch vieler Tierärztinnen nach Kindern und einer Vereinbarkeit von Beruf und Familie bringt eine Zunahme von Anstellungsverhältnissen und Gemeinschaftspraxen mit sich. Ich kann das gut nachvollziehen. Von großer Bedeutung wird weiterhin die tierärztliche Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitswesen bleiben, zur Gesunderhaltung von Menschen und Tieren.  

„Die Möstls“ – Sie und Ihr Mann Erich – waren eine Institution an der Wiener Vetuni. Wie war es, einen Partner, der auch vom Fach ist, zu haben? Wurde zu Hause heiß debattiert oder der Job im Büro gelassen? 
Interessante Fragestellungen wurden nicht im Büro -ge-lassen. Es waren aber nicht unbedingt heiße Debatten, sondern eher spannende Fachgespräche. Dadurch, dass wir zwar beide Veterinärmediziner sind, aber aus verschiedenen Fachrichtungen kommen, haben wir unsere Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen. Das war oft sehr anregend und inspirierend. 

Sie waren auch als Vizerektorin für Lehre für Curriculum und Co. zuständig – welche Herausforderungen gab es hier? Welche Neuerungen waren schwer durchzubringen,
wo gab es gute Erfolge?
Die Zeit als Vizerektorin für Lehre möchte ich nicht missen. Das war eine hochinteressante und spannende Tätigkeit mit neuen Arbeitsfeldern, etwa rechtlichen Fragestellungen, in die ich mich einarbeiten musste. Der intensive Kontakt mit den Studierenden hat mir viel Freude bereitet. Sehr positiv habe ich auch die Zusammenarbeit mit den Lehrenden unserer Universität empfunden. Als schwierige Herausforderung habe ich erlebt, dass nicht wenige Studentinnen stark auf Kleintiere und Pferde fokussiert waren und an anderen Fachbereichen wenig Freude hatten. Dazu gab es so manche schwierige Diskussion. 

Sie sind begeisterte Reiterin und haben selbst Pferde. Wie kam es dazu und was macht Ihnen am Reiten die meiste Freude? 
Ich reite seit meiner frühen Jugend, wobei mir nicht nur die Sportart als solche, sondern auch der intensive Kontakt zu den Pferden immer Freude bereitet hat. Während meiner Gymnasial- und Studienzeit habe ich etwas Turniererfahrung gesammelt. Mit zunehmendem Zeitmangel ist es dann mehr bei der Freizeitreiterei, manchmal auch mit Wochenritten, etwa in Island, geblieben. Nun habe ich wieder mehr Zeit, reite fast täglich, genieße gemeinsame Ausritte mit meinem Mann und nehme auch wieder an Trainingskursen teil.

Den Alltag der Pensionistin Karin Möstl – wie kann man sich den vorstellen? 
Ich habe nach wie vor voll ausgefüllte Tage. Schön ist, dass ich nun viel mehr Zeit für die Familie, speziell auch für die beiden Enkelinnen, habe. Das bereitet mir große Freude, und außerdem können mein Mann und ich damit unsere Tochter und ihre Familie unterstützen. Zu meinen Hobbys zählen weiters Kochen und Brotbacken. Ich bin auch noch fachlich tätig, etwa als Chairwoman des European Advisory Board on Cat Diseases (ABCD, www.abcdcatsvets.org; Anm.), engagiere mich im Vorstand der Vereinigung Österreichischer Kleintiermediziner und bin zweite Chefredakteurin der Wiener Tierärztlichen Monatsschrift – also ein recht volles Programm, aber mit viel Möglichkeit einer selbstbestimmten Zeiteinteilung.

Ein Satz, der Ihr Berufsleben summiert? 
Im Leben kommt es manchmal anders, als man denkt; so auch in meinem Fall – und es ist sehr gut gelaufen.