Schlaue Füchse

forschen fächerübergreifend

Mag. Eva Kaiserseder

Vor einigen Wochen ging es an den Start und schon die sehr gut besuchte Eröffnung hat gezeigt: Es besteht reges Interesse. FFoQSI (sprich: Foxy) wird das neue „Austrian Competence
Centre for Feed and Food Quality, Safety and Innovation“ einprägsam abgekürzt. Das Ziel
des neuen COMET-Forschungszentrums ist
klar: Die heimische Lebens- und Futtermittel­produktion soll wettbewerbsfähiger und sicherer gemacht werden. 

Für den Konsumenten ist es zunehmend wichtig zu wissen, woher seine Lebensmittel stammen und unter welchen Umständen sie produziert worden sind – das sind längst keine großen Neuigkeiten mehr. Was für die allermeisten Konsumenten allerdings neu sein könnte: Lebensmittelsicherheit fängt schon dort an, wo noch weit und breit kein appetitlich verpacktes Produkt in Sicht ist. „Obacht beginnt ja schon beim Rohstoff, wo immer dieser heute herkommt!“, erklärt der Mikrobiologe Martin Wagner im Vetjournal-Gespräch. Er hat neben der Leitung des Instituts für Milchhygiene an der Vetmeduni nun auch die wissenschaftliche Leitung von FFoQSI inne. „Ein komplexer Vorgang wie zum Beispiel der Keimbefall eines Lebensmittels kann viele Ursachen haben. Grundsätzlich sind zwei Aspekte wichtig: nämlich die Eintragsquelle zu ermitteln und zu verstehen, wo Verbreitungs- und Vermehrungschancen bezüglich dieses Keims liegen. Die Verunreinigung kann schon beim pflanzlichen Futtermittel passieren und sich durch mangelnde Hygiene auf die Verarbeitung des Rohstoffs übertragen. Wenn man den Fall dann im Ganzen verstehen will, muss man die Beprobungs-Ansätze und Methoden vieler Disziplinen kombinieren“, so Wagner. 

„Für uns war es essenziell, die wichtigsten Elemente der Wertschöpfungskette unterzubringen. Das heißt, wir wollten in ein nachhaltiges Forschungssystem investieren. Oft kennt man ja die direkten Nachbarn in der Wertschöpfungskette, aber unsere Innovation ist, auch die Spieler an entfernteren Positionen zusammenzubringen“, skizziert er die Idee dahinter. „Interdisziplinarität ist ja etwas extrem Spannendes, man lernt viel voneinander.“ Deswegen wurden nebst der Vetmeduni auch andere namhafte Partner an Bord geholt, um die gesamte Forschung entlang der Wertschöpfungskette abzudecken. Insgesamt sechs wissenschaftliche Institutionen arbeiten bei dem Projekt auf akademischer Seite zusammen. Dazu gehören die Universität für Bodenkultur Wien, die FH Oberösterreich, das AIT (Austrian Institute of Technology), die AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) und RECENDT (Research Center for Non Destructive Testing). Aktuell über 30 Partner aus Wirtschaft und Industrie ergänzen das Portfolio. Auch Rektorin Petra Winter betonte vor kurzem „dass die Lebensmittelsicherheit zu den wichtigsten Aufgaben der Veterinärmedizin zählt“  und sprach „von der Unabdingbarkeit der Disziplinenvernetzung“. 

 
 
FFoQSI-DNS: Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft 

Drei Areas sorgen für die erwähnte disziplinenübergreifende Vernetzung: Die Green Area steht, nomen est omen, für die Produkte nicht tierischer Herkunft, während die Red Area alles rund um alle Produkte tierischer Herkunft beforscht. Auf die dritte, die Blue Area, ist Martin Wagner besonders stolz, fungiert sie doch als strategische Innovationsplattform zum Kompetenzaufbau am Zentrum: „Da zeigt sich die geballte Kraft von FFoQSI, hier geht’s um neue Methoden, um schnellere Analysewege, damit wir in Hinblick auf Qualität und Hygiene noch bessere Aussagen vor allem für die Wirtschaft treffen können.“ Stichwort Ökonomie: Wie eng sind FFoQSI und die Lebensmittelwirtschaft denn eigentlich verzahnt, fragen wir Martin Wagner. „Wir sind quasi ‚natürliche‘ Partner. Wir entwickeln hier Hand in Hand, also Wissenschaft und Wirtschaft, gemeinsam. Wenn unsere Wirtschaftspartner Entwicklungschancen bei einer Idee sehen, dann sind wir diejenigen, die den wissenschaftlichen Background liefern. Interessant sind etwa funktionale Stoffe unter anderem aus wertvollen pflanzlichen Verarbeitungsrückständen, die die FH Oberösterreich beforscht und die zu Lebensmitteln mit Zusatznutzen verarbeitet werden; so wird etwa an Hang-over-Drinks geforscht.“ FFoQSI-Geschäftsführer Jürgen Marchhart bezeichnet die Forschungsintegration „als die DNS von FFoQSI: den Brückenschlag zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden und deren praktischer Anwendung in der Wirtschaft. Die Verbindung dieser beiden Welten – Business und Academia – ermöglicht erst die zielgerichtete Grundlagenforschung ebenso wie die angewandte Forschung. Für mich ist das die ideale Kombination für die Entwicklung neuer Methoden zur Verbesserung der Lebensmittelqualität und -sicherheit und somit für Innovation.“

 
 
 
FFoQSI (Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety and Innovation) 

Geforscht wird entlang der gesamten Produktionskette von Futter- und Lebensmitteln. Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist mit der Universität für Bodenkultur und der FH Oberösterreich Konsortialpartnerin. Unter dem Dach von FFoQSI werden insgesamt sechs wissenschaftliche Partnereinrichtungen aus Forschungs- und Universitätsbetrieb vereint, über 30 Partnerunternehmen sind direkt in das Projekt eingebunden. Das Budget für die ersten vier Jahre beträgt 16 Mio. €, beheimatet ist FFoQSI am TFZ (Technologie- und Forschungszentrum) Tulln.

www.ffoqsi.at