Ministerin Zarfl:

„Wir brauchen mehr Sensibilität im Umgang mit Antibiotika“

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Beim Symposium zum 12. Europäischen Antibiotikatag 2019 nahmen namhafte Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland teil. Der Einladung ins Ministerium folgten Medizinerinnen und Mediziner, Tierärztinnen und Tierärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie Pflegekräfte.

Anlässlich des am 18. November 2019 vom Gesundheitsministerium ausgerichteten Symposiums zum Europäischen Antibiotikatag 2019 mahnte Gesundheitsministerin Mag. Dr. Brigitte Zarfl einen noch sorgsameren Umgang beim Einsatz von Antibiotika ein: „Antibiotikaresistenzen sind eine Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier, die global bekämpft werden muss. Um weiteren Resistenzen vorzubeugen, sind eine korrekte Diagnose und darauf aufbauend die Auswahl des richtigen Antibiotikums – in der richtigen Arzneiform und Dosierung über den richtigen Zeitraum – von wesentlicher Bedeutung.

Das diesjährige Symposium, an dem namhafte Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland teilnahmen, war ein wesentlicher Beitrag, um Medizinerinnen und Mediziner, Apothekerinnen und Apotheker und Pflegekräfte weiter für einen verantwortungsvollen, zielgerichteten Einsatz von Antibiotika zu sensibilisieren und das Bewusstsein der Bevölkerung für einen noch sorgsameren Gebrauch von antimikrobiellen Substanzen zu schärfen“, so die Gesundheitsministerin. „Österreich hat im internationalen Vergleich eine gute Position bei Antibiotikaresistenzen. Trotzdem ist unser aktives Handeln notwendig, um die Situation nicht zu verschlechtern. Lösungsansätze zur Verminderung der Resistenzproblematik müssen Maßnahmen sowohl im niedergelassenen Bereich als auch in den Krankenanstalten beinhalten. Auch der Veterinärbereich sowie der Lebensmittelsektor müssen mitbetrachtet werden. Die Zusammenarbeit der Sektoren Human-und Veterinärmedizin sowie der Lebensmittel- und Umweltbereich sind wesentliche Faktoren. Österreich hat durch die Bündelung dieser Sektoren im BMASGK einen großen Vorteil“, führte die Gesundheitsministerin weiter aus. Um diese Position zu halten, sei es wichtig, die bereits seit Jahren laufenden Aktivitäten fortzuführen und auf neue Entwicklungen zeitgerecht zu reagieren.

Einen interessanten Beitrag im Rahmen des Symposiums trug ÖGVH-Präsidentin Dr. Petra Weiermayer vor. Sie präsentierte die Homöopathie als effektiven Lösungsansatz gegen Antibiotikaresistenzen: „Bakterien, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken, sind im Vormarsch. Das Problem ist groß: Expertenschätzungen zufolge könnten Antibiotikaresistenzen bis 2050 mehr Leben kosten als Krebserkrankungen – wenn nichts dagegen unternommen wird. Es handelt sich um ein Problem, für dessen Lösung ein Schulterschluss aller medizinischen Therapien dringend notwendig ist. Als effektive und kostengünstige Behandlungsmethode muss daher die Homöopathie als wertvolle Ergänzung zu konventioneller Medizin eingesetzt werden“, erklärte Dr. Weiermayer.

„Wir müssen den Einsatz von Antibiotika drastisch reduzieren, und das nicht nur beim Menschen, sondern vor allem auch in der Nutztierhaltung“, mahnte Weiermayer. Der große Nutzen der Homöopathie ist in der Biolandwirtschaft zu sehen. Seit mehreren Jahren verlangt die EU-Bioverordnung den bevorzugten Einsatz von Homöopathie und Phytotherapie in Biobetrieben. Und es zeigt sich, dass VeterinärmedizinerInnen mit komplementär­medizinischer Ausbildung signifikant weniger Antibiotika als rein konventionell arbeitende KollegInnen verschreiben – mit gleichem Erfolg! „Aber der Einsatz von Homöopathie in der Nutztierhaltung hat noch weitere Vorteile“, resümierte die Fachtierärztin: „Es gibt keine Rückstands- und Hemmstoffproblematik, was sich nachhaltig positiv auf Mensch, Tier und Umwelt auswirkt. Abgesehen davon braucht es folglich keine Wartezeiten und es gibt daher keine finanziellen Einbußen für den Landwirt – zudem verursacht eine homöopathische Behandlung auch geringere Kosten als der Einsatz von Antibiotika.“

Auch die WHO fordere in ihrem Strategiepapier Traditional Medicine Strategy 2014 – 2023 die Aufnahme der Integrativmedizin in die nationalen Gesundheitssysteme. Weiermayer: „Schon 2012 zeigte ein australischer Report vielversprechende Evidenz der Wirksamkeit von Homöopathie in unterschiedlichen Indikationen. Seither wurde die Evidenz vielfach bestätigt.“ Die ÖGVH-Präsidentin präsentierte Studien und EU-Forschungsprojekte, die zeigen, dass homöopathische Arzneien bei der Behandlung von bakteriellen Infektionen sowohl im Zusammenspiel mit Antibiotika als auch als alleinige Therapie wirksam sein können. „Denn es geht nicht um ein Entweder-oder zwischen konventionellen und komplementärmedizinischen Heilungsansätzen, sondern um ein Miteinander, ein Sowohl-als-auch. Und es geht auch um die Wahlfreiheit und die Vielfalt in der Gesundheitsversorgung. All das gilt für Mensch, Tier und Landwirtschaft. Grundvoraussetzung für die Wirksamkeit der Homöopathie ist aber die individuelle Auswahl des Arzneimittels durch entsprechend ausgebildete homöopathische Tierärzte“, betonte Weiermayer.

Hinweis:

Der Europäische Antibiotikatag (EAAD) ist eine Initiative des Europäischen Parlaments und des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und findet seit 2008 jährlich statt. Ziel dieses Aktionstages ist die Bewusstseinsbildung in den betroffenen Fachgruppen sowie in der Bevölkerung hinsichtlich des umsichtigen Gebrauchs von Antibiotika.