7 Fragen an…

Dr. Theresa Kuen und Dr. Julia Zedinger, Inhaberinnen der Tierarztpraxis Elterleinplatz.

Mag. Eva Kaiserseder

Chronische Schmerzen sind gerade im Kleintiersektor – Stichwort alterndes Haustier – ein großes Thema. Wir haben mit Dr. Kuen und Dr. Zedinger, die in ihrer Praxis auch eine Schmerzambulanz betreiben, darüber befragt, welche Therapieoptionen für die Patientenbesitzer im Moment attraktiv sind, welche Wege es gibt, dem Schmerz beizukommen, und wie die Mischung aus Präventiv- und Akutmedizin sowie Nachsorge aussieht.  

Wie groß ist das Thema Schmerz und Schmerztherapie beim geriatrischen Patienten?
Es ist eines der wichtigsten Themen in unserer Praxis. Den meisten Besitzern ist durchaus bewusst, dass ihr Tier im Alter an diversen Schmerzen leiden kann, und vorbeugende Untersuchungen bzw. Schmerztherapie in Form von alternativer Therapie, z. B. Medikamente auf Kräuterbasis, sind sehr beliebt. 

Chronische Schmerzen beim alten Tier: Wie verbreitet ist das bei Hund und Katze?
Chronische Schmerzen bei geriatrischen Patienten sind sehr verbreitet – der Hund, der schwerer aufsteht, die Katze, die nicht mehr so hoch springt … Es ist ähnlich wie bei uns, denn wie viele alte Menschen ohne Schmerzen gibt es schon?

Und wie sehr sind chronische Schmerzen beim adulten Tier ein Thema?
Wir sehen solche Patienten v. a. nach angeborenen orthopädischen Erkrankungen oder nach traumatischen Ereignissen, die bleibende Schäden hinterlassen. Auch adulte Hunde mit Übergewicht und daraus resultierenden orthopädischen Problemen zählen zu unseren Patienten.

Welcher Schmerz kommt am häufigsten vor?
In unserer Praxis sind das Gelenksschmerzen aufgrund arthrotischer Veränderungen.

Thema Multimorbidität: Wie sehr kann man hier begleitend in Sachen Schmerztherapie helfen?
Wichtig ist definitiv eine gute Diagnostik. Eine ältere Katze mit Rückenschmerzen wird durch die Gabe eines Schmerzmittels, das nur auf Gelenke einen positiven Effekt hat, nicht wieder zwei Meter hoch springen, wenn gleichzeitig eine chronische Niereninsuffizienz vorliegt. Daher sollte schon eine genaue Untersuchung vorliegen, um die richtige Schmerztherapie auswählen zu können, auch, um abschätzen zu können, ob z. B. der Abbau über die Leber oder die Niere geeigneter für das entsprechende Tier ist oder ob es Nebenwirkungen geben kann, die mit anderen chronischen Erkrankungen konkurrieren. 

Wie groß ist die Bereitschaft der Tierbesitzer, eine Schmerztherapie – bzw. in welchem Ausmaß, etwa bei chronischen Leiden – in Angriff zu nehmen? Wie nehmen Sie das Bewusstsein der Tierbesitzer für die Thematik wahr?
Da wir oft aus dem Wunsch des Tierbesitzers nach einer guten Schmerzdiagnostik und Schmerztherapie aufgesucht werden, sehen wir eine große Bereitschaft der Besitzer, diverse Therapien in Anspruch zu nehmen. Da viele Menschen selbst diverse schmerzhafte Probleme haben, ist das Verständnis für eine solche Situation beim Tier sehr empathisch: Der Tenor lautet: „Mein Tier soll nicht leiden“ – und damit ist keinesfalls die Euthanasie gemeint!

Wie sieht die optimale Mischung aus Präventiv-medizin, Akutmedizin und weiterführender Behandlung aus?
Eine gute und umfassende Diagnostik bei den ersten Symptomen, schnelle, zielgerichtete medikamentöse Schmerztherapie im Akutfall und regelmäßige Kontrollen. Als weiterführende Behandlung empfehlen wir vorbeugende Therapien (z. B. Unterwasserlaufbandtherapie im Rahmen eines physiotherapeutischen Therapieplans sowie Akupunktur).