Mein Freund,

der Amtsschimmel

Dr. med. vet. Astrid Nagl
Tierärztin und Buchautorin

Die Buchhaltung abgegeben – leicht verspätet. Die Lieferscheine kontrolliert und ins System eingebucht.

Die Kühlschranktemperatur überprüft und die monatliche Medikamentenbestandskontrolle durchgeführt. Die Mitarbeiter*innen nicht nur im korrekten Umgang mit dem Röntgengerät unterwiesen und dies dokumentiert, sondern auch eine allgemeine Gesundheits- und Sicherheitsunterweisung abgehalten, dokumentiert und von allen Beteiligten unterschrieben abgelegt. Die Strahlenschutzuntersuchungen und Nachweise der Ausbildung und Weiterbildung zur Strahlenschutzzuständigen liegen vor. Ein Registrierkassenmanagement- und Ausfallsdokumentationsprotokoll wurde erstellt, ebenso wurde eine Datenschutzverordnungssicherheitsvorfallplanung durchgeführt. Die AGES-Leermeldung ist abgegeben. Ich habe sicher noch etwas vergessen …!

… ach ja, da war noch was: Patienten behandeln!
Der ganz normale bürokratische Aufwand nimmt in unserem Praxisalltag viel Raum ein. Kolleg*innen aus dem Nutztierbereich berichten von einem Anteil von bis zu 50 % Zeitaufwand für Dokumentationspflichten – im Vergleich zu 10–15 % vor noch zehn Jahren. Mengenströme und Medikamentenabgabeprotokolle erhöhen den organisatorischen Aufwand hier noch um ein Vielfaches. Diese Zeit kann oft nur schwer in einen Arbeitstag integriert werden – denn während wir Protokolle ausfüllen, verdienen wir nichts und die Wartezeit für die Kund*innen wird länger.

Ist das wirklich notwendig?
Die Dokumentationspflicht ist eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass bestimmte Maßnahmen auch wirklich umgesetzt werden. Wir alle sind uns einig, dass wir den Antibiotikaeinsatz reduzieren möchten, wir alle möchten hohe Sicherheits- und Hygienestandards für unsere Mitarbeiter*innen und für die Patient*innen gewährleisten. Gleichzeitig stehen wir beruflich ohnehin unter großem Druck.

Wie gehen Sie als Tierärztin oder Tierarzt damit um? Wie kann der bürokratische Aufwand im Arbeitsalltag bewältigt werden? Wie könnten wir die bestehenden Systeme zum Besseren verändern, um den tierärztlichen Beruf lebenswerter zu gestalten?
Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Wortmeldungen per E-Mail an: office-REMOVE-NOSPAM@tieraerzteverlag.at 


Weitere Artikel zum Thema:

vetmental
Auf nach Afrika!
Die Notwendigkeit des Urlaubs
vetmental
Rückendeckung
Die Stärke des Teams
vetmental
Unverbesserlich?
Umgang mit Fehlern