Heimtückische Gefahr

Von Vektoren übertragene Krankheitserreger bei Hunden

Bettina Kristof

Fälle von Infektionserregern, die von Vektoren auf Hunde übertragen werden, sind im Zunehmen. Das ist nicht allein dem Klimawandel geschuldet, es gibt auch noch andere Faktoren, die an der Ausbreitung der Vektoren beteiligt sind: Tiertransporte, Tierimporte, aber auch Zugvögel, die von den Vektoren als Transportmittel genützt werden, begünstigen ihre Ansiedelung in unseren Breiten. 
Priv.-Doz. Dr. Hans-Peter Fuehrer, der am Institut für Parasitologie, Department für Pathobiologie, der Vetmeduni Vienna tätig ist, gab uns einen Einblick in das Thema „Vektoren und von diesen übertragene Erreger bei Hunden“ – und einen Ausblick, was wir in dieser Richtung in Zukunft erwarten können.

Herr Dr. Fuehrer, mit welchen neuen Vektorenerkrankungen bei Hunden sind wir aktuell konfrontiert?

Relativ neu treten in Österreich Dirofilarien auf, die von Stechmücken übertragen werden. Dirofilaria repens ist ein Fadenwurm, der in Hautknoten sitzt und in Österreich bereits mehrfach nachgewiesen wurde; der Herzwurm, Dirofilaria immitis, setzt sich in der Arteria pulmonalis fest. 

Besteht auch die Gefahr von Zoonosen durch Vektoren?

Unter den Infektionserregern, die durch Vektoren auf Hunde übertragen werden, sind Borrelien, Anaplasmen und Dirofilarien zoonotisch. Bei Dirofilaria repens kann es beim Menschen Hautknoten geben, oder die Würmer gehen ins Auge oder ins Augenlid. Bei Dirofilaria immitis verkapseln sich die Würmer in der Lunge – diese Erkrankung wird beim Menschen selten erkannt. Borrelien und Anaplasmen kann man beim Menschen serologisch nachweisen.

Mit welchen weiteren Vektorenerkrankungen rechnen Sie in naher Zukunft?

Die Asiatische Tigermücke, die tagsüber sticht und Diro­filarien auf den Hund übertragen kann, etabliert sich gerade in einigen Regionen Österreichs. Die Braune Hunde­zecke, die in Österreich zurzeit noch nicht heimisch ist, kann andere Krankheitserreger übertragen als unsere Zecken, etwa Hepatozoon canis, aber auch Babesia canis vogeli und Ehrlichia canis. 
Womit wir auch rechnen müssen, ist, dass durch den Klima­wandel die Sommer nicht nur heißer, sondern auch länger werden – das bedeutet, dass es jedes Jahr mehrere Generationen an Vektoren geben wird. Die Krankheitserreger werden also ein höheres Potenzial haben, sich zu vermehren. 

Gibt es aktuelle Studien zu Vektorenerkrankungen bei Hunden?

Wir haben in einer Studie festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen den Haltegewohnheiten von Hunden und dem Auftreten von Dirofilaria immitis gibt. Die Stechmücken, die derzeit Dirofilaria immitis über­tragen, sind vorwiegend nachts aktiv; in Ungarn und der Slowakei werden Hunde nachts oft draußen gehalten und sind somit den Stechmücken vermehrt ausgesetzt. Daher findet man Dirofilarien in diesen Nachbarländern – auch direkt an der Grenze zu Österreich – häufiger. In Österreich übernachtet nur ein Bruchteil der Hunde außerhalb des Hauses und somit sind diese Tiere auch weniger durch nachtaktive Stechmücken gefährdet. Es wird allerdings vermutet, dass es durch die Etablierung der tagsüber stechenden Tigermücke, die ebenfalls ein guter Vektor von Dirofilarien ist, zu häufigerem Auftreten von Dirofilarien kommen wird.

Welche Empfehlungen haben Sie für Tierärzt*innen in der Praxis?

Ganz wichtig ist die Anamnese. Bei charakteristischen Symptomen sollte man hinterfragen, wo sich der Patient aufgehalten hat, aber das machen die meisten Tierärzte ohnedies. Reiserückkehrer respektive importierte Hunde sollte man auch auf Erreger screenen, die bei uns nicht heimisch sind, aber im Reiseland oder im Herkunftsland vorkommen. Derzeit werden häufiger Tiere aus exotischen Regionen wie Thailand und Afrika importiert, dort kommen natürlich noch ganz andere Erreger vor. Vor ­Kurzem wurde ein Hund aus einem afrikanischen Land importiert, der mit Trypanosomen infiziert war – zu dieser Gruppe gehören Einzeller, die beim Menschen die Schlafkrankheit verursachen und zum Tod führen können. Wenn man einen Hund aus dem Ausland mitnimmt, muss man sich bewusst sein, dass dieser an einer Infektion erkrankt sein kann, die dann mit einer teuren und langwierigen Behandlung verbunden sein kann.