Samstags frei?

Über geänderte Öffnungszeiten und andere Neuerungen

Dr. Astrid Nagl

Ich weiß noch allzu gut, wie das war: Die Samstags­ordination ging offiziell von acht bis zwölf Uhr – in den ersten drei Stunden war es ruhig, um halb zwölf Uhr begann dann das Telefon zu läuten, und meistens dauerte die Sprechstunde bis vier oder fünf Uhr nachmittags. Auf den Samstagsdienst hätten wir alle gerne verzichtet, und so hat ihn auch niemand freiwillig übernommen. Um jeden Samstag wurde innerhalb des Teams hart verhandelt. Aber zusperren?

Was werden die Leute sagen?

Dann wäre die Ordination nur noch an fünf Tagen in der Woche geöffnet. Wie würden das die Kund*innen annehmen? Wäre das nicht eine zu große finanzielle Einbuße? Wir bräuchten neue Visitenkarten. Und überhaupt geht das nicht, weil – na eben, weil es nicht geht. Wir hatten samstags immer geöffnet. Nur, weil es uns allen nicht gefällt, ist das noch kein Grund, es zu verändern … oder? Wieso wehren wir uns so dagegen, etwas zu verändern? Ist ein bekanntes Übel wirklich so viel besser als ein unbekanntes?

Kann das funktionieren?

Eine Kollegin, die bereits vor einiger Zeit auf die Samstagsordination verzichtet hatte, sagte dazu nur: „Wenn ich gewusst hätte, wie angenehm das ist, hätte ich schon viel früher samstags zugesperrt!“ Das gab mir den Mut, es zu versuchen – und rückblickend kann ich ihre Einschätzung nur bestätigen. Wenn ich gewusst hätte …! Auch andere Kolleg*innen im Umkreis haben ihre Öffnungszeiten im Laufe der Jahre mehrfach verändert. Wenn es um die Kinderbetreuung geht, jemand ausfällt oder in Karenz geht oder man selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht voll einsatzfähig ist, muss eine Veränderung umgesetzt werden – ob man es will oder nicht. 

Andere Menschen – andere Lösungsansätze

Erinnern wir uns gemeinsam (nur ganz kurz, denn es herrschte große Aufregung) an die Umstellung auf die Registrierkassa oder die Datenschutzverordnung und andere Neuerungen. Nach einiger Zeit sind die neuen Abläufe integriert – und dann kommt die nächste Aufgabe. So müssen wir immer wieder neu denken und vieles neu organisieren; so, wie es für die jeweilige Situation besser passt. Dabei kann es helfen, das Thema mit Kolleg*innen zu besprechen und auch das ganze Team mit einzubeziehen. Gerade wenn man sich selbst schon überfordert fühlt, ist es nicht leicht, kreative neue Wege zu finden. Doch vielleicht fällt einem Teammitglied eine gute Lösung ein. Und wenn es anfangs etwas holprig läuft – tief durchatmen! Mit der Zeit wird jede Veränderung zur Gewohnheit. Bis die nächste kommt …