Endoparasiten bei Katzen

Nur Giardien und Toxoplasmen?

Prof. Anja Joachim und Dr. Maria Unterköfler
Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität Wien

Katzen können ähnlich wie Hunde von einer Reihe von Endoparasiten befallen werden. Manche davon sind katzenspezifisch und sollten bei der Planung der Parasitenkontrolle berücksichtigt werden.

Zu den katzenspezifischen Endoparasiten gehört Toxoplasma gondii (Abb. 1), der ausschließlich in Feliden Oozysten ­bildet und beim Menschen Infektionen verursachen kann. Obwohl die kongenitale humane Toxoplasmose in Mitteleuropa selten ist, gilt die Kontrolle der Infektion von Katzen durch adäquate Fütterung als wichtige Präventionsmaß­nahme für zoonotische Infektionen. Infek­tionen mit Giardien können abhängig von Genotyp zoo­notisch oder nicht zoonotisch sein. Derzeit gibt es aber keine Hinweise, dass sich Menschen in Mitteleuropa regelmäßig an Giardien von Haustieren infizieren. Wegen der direkten Übertragung (häufig über Zysten im Wasser) ist eine Infektions­prävention nur durch strikte Hygiene bei reinen Wohnungskatzen zu bewerkstelligen. Infizierte Katzen mit Durchfall sollten behandelt werden, um die Krankheits- und Ausscheidungsdauer zu verkürzen.

Bandwürmer werden häufig als wichtige Zoonoseerreger genannt. Die in Mitteleuropa bei Katzen vorkommenden Arten haben jedoch kaum Zoonosepotenzial. Der Gurken­kernbandwurm, Dipylidium caninum (Abb. 2), kann Katzen über den Fraß infizierter Flöhe befallen. Humane Infek­tionen finden auf dieselbe Weise statt und sind ent­sprechend selten. Über die Prävalenzen bei Katzen ist aufgrund fehlender sensitiver Nachweismethoden wenig bekannt. Bei Flohbefall sollte jedoch immer auch die Möglichkeit einer Infektion mit D. caninum in Betracht gezogen und umgekehrt beim Nachweis von Bandwurmbefall auch eine Flohbekämpfung mitbedacht werden.

Die bei Hunden mit entsprechendem Risikoverhalten sehr bedeutenden zoonotischen Echinokokken (in Österreich Echinococcus multilocularis) sind bei Katzen hingegen nicht bedeutsam – Katzen sind gemäß experimenteller Infektionsstudien keine geeigneten Wirte für diese Würmer. Durch den Verzehr infizierter Kleinnager wird aber der bei Katzen häufiger vorkommende Bandwurm Taenia taeniaeformis übertragen. Die Eier sind im Kot selten nachzuweisen, da sie meist mitsamt den Proglottiden ausgeschieden werden; diese sind jedoch gelegentlich im Fell infizierter Tiere zu sehen. Dieser Wurm ist kein Zoonoseerreger und stellt auch für Katzen kaum eine Beeinträchtigung dar, jedoch sind die beweglichen Glieder an den Tieren oftmals für BesitzerInnen ein erheblicher Ekelfaktor. Im Gegensatz zu den bei der Katze kaum vorkommenden zoonotischen Bandwürmern ist der Katzenspulwurm ein durchaus bedeutsamer Zoonoseerreger. Toxocara cati (syn. Toxocara mystax, Abb. 3) ist vor allem bei jungen Hauskatzen häufig. Die Infektion kann oral durch die Aufnahme von larvenhaltigen Eiern oder infizierten Stapelwirten oder laktogen über Larven in der Muttermilch stattfinden. Im Gegensatz zu Toxocara canis ist für T. cati keine pränatale Infektion beschrieben. Wenn eine Infektion der Mutter im letzten Drittel der Trächtigkeit oder kurz vor Beginn der Laktation stattfindet, werden während der gesamten Säugezeit Larven mit der Milch übertragen, was zu sehr hohen Wurmbürden bei den Kitten führen kann.

Aufgrund der Körperwanderung kommt es zu Husten, nach Ansiedlung der Würmer im Dünndarm zu Enteritis mit Durchfall und Abmagerung, in schweren Fällen sogar zu rachitischen Erscheinungen.

Im Verlauf der Infektion kommt es ähnlich wie beim Hund zur Ausbildung einer Immunität gegen die Spulwürmer, ­sodass diese abgetrieben werden und erneute Infektionen nur noch zu geringen Wurmbürden führen. Allerdings können vor allem Mäusejäger durch regelmäßigen Verzehr infi­zierter Stapelwirte immer wieder Larven aufnehmen, die sich nach Ablauf einer Entwicklung in der Darmwand (ohne Körperwanderung) zu Adulten entwickeln und über Monate Eier abgeben.

Das Zoonosepotenzial von T. cati wird als geringer eingestuft als das von T. canis, allerdings sind die Prävalenzen in der Katzenpopulation (2 % in Österreich, 2017) wesentlich höher als in der Hundepopulation (0,6 % in Wien und Niederösterreich, 2018) – und da die österreichische Katzen­population mit rund zwei Millionen Tieren mehr als doppelt so groß ist wie die Hundepopulation und zudem Katzenkot, der im Freien abgesetzt wird, auch kaum aufgesammelt werden dürfte, muss das Zoonoserisiko für T. cati ebenfalls als hoch angesehen werden. Dazu kommt, dass Katzen ihren Kot bevorzugt in weichem Untergrund wie in Beeten oder Sandkästen absetzen, wodurch sich die Kontaktraten mit T. cati bei der Gartenarbeit oder dem Spielen in Spielplatzsandkästen erhöhen.

Freigänger haben also nicht nur aufgrund der Jagdmöglich­keiten für Stapelwirte und der höheren Kontaktrate mit larven­haltigen Eiern ein höheres Infektionsrisiko, sie dürften auch hauptsächlich an der Umgebungskontamination mit Eiern beteiligt sein. Aber auch reine Wohnungskatzen können sich mit T. cati infizieren, wenn etwa larvenhaltige Eier am Schuhwerk in die Wohnung getragen werden. Da bei der serologischen Diagnose der humanen Larva migrans eine Speziesdifferenzierung nicht möglich ist, ist der Anteil von T. cati an humanen Infektionen nicht bekannt. Außer T. cati kann bei Katzen gelegentlich auch der nicht zoonotische (und aufgrund einer fehlenden Körper­wanderung und geringeren Eiproduktion auch klinisch weniger bedeut­same) Spulwurm Toxascaris leonina vorkommen, der Feliden und Kaniden befallen kann. Neben Spulwürmern kommen im Verdauungstrakt bei Katzen auch Hakenwürmer (Ancylostoma tubaeforme, selten Uncinaria stenocephala) vor. In­­fektionen finden über frei lebende Drittlarven oral, bei Ancylostoma auch perkutan statt. Laktogene Infektionen scheint es bei Katzen nicht zu geben. Enteritis und Durchfall durch Hakenwürmer sind beschrieben, geringgradige Infektionen sind meist klinisch unauffällig. Im felinen ­Respirationstrakt können sich auch Lungenwürmer (Aelurostrongylus abstrusus, Abb. 4) ansiedeln.

Die Infektion erfolgt über die Aufnahme von Larven mit oder aus infizierten Schnecken-Zwischenwirten. Da die ausgeschiedenen Erstlarven in der Flotation kaum zu detektieren sind, bleibt die Infektion ohne gezielte Diag­nostik (Auswanderverfahren) häufig unentdeckt. Das klinische Bild ist sehr variabel und kann von völliger Abwesenheit von Veränderungen bis zu schwerer, nicht selten sogar tödlich verlaufender Dyspnoe reichen.

Die Veränderungen im Lungenparenchym sind auch bei klinisch unauffälligen Katzen mittels bildgebender Ver­fahren deutlich zu sehen. Da unabhängig vom klinischen Bild die Respirationsleistung infizierter Katzen häufig deutlich eingeschränkt ist, empfiehlt sich insbesondere bei Tieren mit erhöhtem Risiko vor einer Allgemeinnarkose eine spezielle parasitologische Untersuchung zum Ausschluss einer Aelurostrongylose, um narkosebedingte Komplikationen zu vermeiden.

Wurminfektionen können mit verschiedenen Anthelmin­thika behandelt werden. Neben der Koproskopie ist auch eine Risikoanalyse gemäß ESCCAP-Vorgaben (esccap.de) sinnvoll, um das individuelle Infektionsrisiko beurteilen und daraus resultierende Empfehlungen für die Ent­wurmungsfrequenz und die Anwendung von Nematodiziden oder auch Kombinationsprodukten mit Praziquantel geben zu können. Katzen sind zwar keine kleinen Hunde, aber auch auf die planvolle Entwurmung von Katzen sollte aus den oben genannten Gründen nicht verzichtet werden.