Einleitung
Im Krankheitskomplex der infektiösen Lahmheiten beim kleinen Wiederkäuer (KW) besitzt die hochansteckende und schmerzhafte Klauenerkrankung Moderhinke (MH) die größte Bedeutung. Hauptverursacher der Moderhinke ist das zu den gramnegativen Anaerobiern zählende Bakterium Dichelobacter (D.) nodosus (Abb. 1), das in der Pathogenese als obligater Erreger nachweisbar ist.
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass D. nodosus in zwei Varianten auftritt: Die benigne und die virulente Form unterscheiden sich in ihrem Virulenzfaktor, der sauren Protease.
Bei der benignen Variante des Erregers ist diese hitzelabil, bei der virulenten ist sie hitzestabil. Erreger der letzteren Variante können in tiefere Hornschichten eindringen und gravierende Entzündungen hervorrufen. Für die Auslösung der schweren klinischen Verlaufsformen ist immer die Infektion mit der virulenten Variante von D. nodosus erforderlich.
Klinik und Verbreitung
In der klinischen Ausprägung reicht das Krankheitsbild von der leichten Hautentzündung im Zwischenklauenspalt bis zur schweren Verlaufsform mit hochgradiger Unterminierung des Klauenhorns, die bis zur Ablösung des Klauenhorns von der Lederhaut führen kann. In den Abbildungen 2–5 sind die unterschiedlichen Schweregrade dargestellt. Tiere, die auf den Karpalgelenken kniend weiden, um die Klauen der Vorderextremitäten vom schmerzhaften Druck zu entlasten, sind ein deutliches Zeichen für Klauenerkrankungen und meist auf MH zurückzuführen (Abb. 6). Beschrieben wird jedoch auch der symptomlose Verlauf bei Vorhandensein der virulenten Variante von D. nodosus. Subklinisch infizierte Trägertiere sind maßgeblich für die Verbreitung des Erregers verantwortlich.
Das Wohlbefinden der Tiere wird je nach klinischer Ausprägung beeinträchtigt und führt in der Folge auch zu wirtschaftlichen Einbußen. Aufgrund der hohen Kontagiosität birgt die Sömmerung ein hohes Infektionsrisiko zur Verbreitung der MH bzw. zur Einschleppung in andere Herden. Bei der Alpung besteht überdies ein erhebliches Risiko der Einschleppung von MH auf die hochempfängliche Gams- und Steinwildpopulation.