Zusätzlich räumt Riggio der Körpersprache wichtige Bedeutung ein. Dabei geht es ihm weniger darum, ob die Arme verschränkt sind, was allgemein als abweisend bewertet wird, oder ob die Haltung aufrecht ist. Vielmehr hat Charisma für ihn mit Mimik zu tun. Menschen, die uns faszinieren, lächeln besonders oft und sie können mit ihrem Gesicht außerordentlich gut Erstaunen, Freude, Interesse oder Nachdenklichkeit kommunizieren. Gleichzeitig spiegeln sie ihr Gegenüber wider, passen sich mit Gesten und Gesichtsausdrücken an den anderen an, ohne vorher strategisch darüber nachgedacht zu haben. Diese Synchronität empfinden wir als sympathisch.
Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickelte Richard Wiseman weitere Tipps für Zweiergespräche: „Geben Sie dem anderen das Gefühl der Wichtigkeit, dass er Ihnen etwas bedeutet, dass Sie seine Anwesenheit genießen. Legen Sie sich ein einzigartiges Lächeln zu, nicken Sie oft, halten Sie Augenkontakt und hören Sie konzentriert zu, was Ihnen erzählt wird.“ Damit sind nach Richard Wiseman die wichtigsten Lerninhalte für eine charismatische Ausstrahlung geschafft.
„Gerade das Lächeln ist ein wichtiger Punkt“, erläutert Natalia Ölsböck. „Zusammen mit dem geraden Blick in die Augen des Gegenübers verleiht es uns ein selbstsicheres Auftreten.“ Doch sie warnt gleichzeitig, denn ein Lächeln müsse echt sein. „Mundwinkel, Augen, Muskeln und Fältchen geben uns sehr genau Auskunft darüber. Wer sein Lächeln nur aufsetzt, die Rhetorik nicht in Fleisch und Blut aufnimmt oder seine Verhaltensweisen so stark kontrolliert, dass Humor und Lockerheit abhandenkommen, wird kaum Bewunderer um sich scharen.“
Charisma ist allerdings auch eine Frage der Interpretation der Beobachter. Die Psychologin Maia Young von der Universität Kalifornien machte zu dieser Fragestellung ein wichtiges Experiment. Sie gab den Teilnehmern ihrer Studie unterschiedliche Informationen darüber, wie Menschen mit ihren Projekten erfolgreich wurden. Je weniger die Studierenden darüber wussten, wie viele Stunden harter Arbeit den Weg geprägt hatten, desto mehr außergewöhnliche und charismatische Eigenschaften schrieben sie ihnen zu. Für Maia Young war das der Beweis, dass Charisma mitunter ausschließlich im Kopf des Betrachters entstehen kann und fremden Menschen teilweise regelrecht unterstellt wird.
Ob lernbar oder nicht, Trug oder Realität: Charisma ist noch immer geheimnisvoll und kompliziert. Obwohl Zutaten bekannt sind, kennt die wahre Rezeptur noch niemand.