Was wissen die EU-Bürger

über Tiergesundheit?

Eine europäische Studie belegt: Die Befragten fühlen sich allgemein über das Thema „Tierarzneimittel“ durch die Medien schlecht informiert. Nur 18 Prozent fühlen sich gut informiert. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) weiß nicht, dass Tierarzneimittel vor dem Verkauf getestet und geprüft werden müssen. Drei Fünftel (61 bzw. 59 Prozent) wissen nicht, dass Tierarzneimittel den gleichen Sicherheitsstandards wie Arzneimittel für den Menschen unterliegen und von unabhängigen Wissenschaftlern bewertet und geprüft werden müssen, bevor sie in den Verkauf gehen. Wichtigste Informationsquellen zu Fragen des Tierarzneimitteleinsatzes bei Kleintieren sind Tierärzte (51 Prozent) und das Internet (58 Prozent).

Ende vergangenen Jahres hat der Europäische Verband für Tiergesundheit (IFAH-Europe) eine Bürgerumfrage veröffentlicht: In sechs EU-Staaten (Dänemark, Niederlande, Polen, Spanien, Großbritannien und Deutschland) haben insgesamt 6.000 Bürger mittels repräsentativer Online­interviews teilgenommen und wurden zu ihrem Wissen und ihrer Meinung über Tiergesundheit und die Anwendung von Tierarzneimitteln bei Haus- und Nutztieren befragt. Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass die Verbraucher grundsätzlich wegen der Anwendung von Tierarzneimitteln besorgt sind, gleichzeitig aber wenig darüber wissen. Auch sind die Zusammenhänge zwischen Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit nur wenig bekannt. Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, wie wichtig es ist, das Bewusstsein über die Vorteile von Tierarzneimitteln und ihre verantwortungsvolle Nutzung zu erhöhen sowie darüber zu informieren, welche Regulierung und Kontrollmaßnahmen gelten und wie diese wirken. 

Tiergesundheit und Tierwohl

60 Prozent der Befragten gaben an, nicht zu wissen oder nicht zu glauben, dass Tierarzneimittel eine positive Auswirkung auf das Wohlergehen von Nutztieren haben. 59 Prozent sprechen Nutztieren aber das gleiche Recht auf medizinische Behandlung zu wie dem Menschen. Nimmt man das Ergebnis des neusten Eurobarometers der Europäischen Kommission 1 hinzu, bei dem mehr als drei Viertel der Bürger einen besseren Schutz für Nutztiere wünschen, so wird deutlich, dass Menschen Tiergesundheit nicht unmittelbar mit Anforderungen für das Wohlergehen der Tiere verknüpfen.

Haustiere

47 Prozent der Befragten ist nicht bekannt bzw. sie glauben nicht, dass Tierarzneimittel eine positive Auswirkung auf das Wohlergehen von Haustieren haben. Insgesamt scheint die Bereitschaft, gesundheitsfördernde Maßnahmen bei Haustieren zu akzeptieren, größer zu sein als bei Nutztieren. Mehr als 40 Prozent der Befragten ist nicht bewusst, dass die Übertragung bestimmter Krankheiten vom Haustier auf den Menschen verhindert werden kann, wenn die Tiere geimpft werden. Grundsätzlich schnitten die veterinärmedizinischen Maßnahmen in der Verbrauchereinschätzung am günstigsten ab, mit denen sich Krankheiten verhindern lassen.

Sichere Lebensmittel

Die Studie macht deutlich, dass die Verbraucher insgesamt eher besorgt auf Tierarzneimittel reagieren, vor allem, was die eigene Gesundheit betrifft. ­Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Fakten bei den Befragten nicht bekannt waren und der Vorbehalt oft auf Annahmen beruht. Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) wissen oder glauben demnach nicht, dass die Behandlung kranker Nutztiere mit Tierarzneimitteln dazu beiträgt, Lebensmittel sicherer zu machen. Dass nur gesunde Tiere sichere Lebensmittel liefern können, scheint vielen nicht gegenwärtig zu sein. Die Lebensmittelsicherheit ist den Deutschen sehr wichtig, und die Diskussion um Antibiotikaresistenzen beeinflusst viele der Befragten besonders stark. Dies alles macht deutlich, dass mehr über die Produktion sicherer Lebensmittel informiert werden muss.  

Genehmigungssysteme

Die Tiergesundheitsindustrie investiert enorme Ressourcen in die Entwicklung, Prüfung und Herstellung von sicheren und wirksamen Tierarzneimitteln, und Europa hat eines der strengsten Genehmigungssysteme der Welt zur Prüfung und Kontrolle von Tierarzneimitteln. Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) ­fühlen sich darüber jedoch nicht gut informiert und rund 60 Prozent ist nicht bekannt, dass für Tierarzneimittel vergleichbare Sicherheitsstandards gelten wie für Medikamente im Humanbereich. 

Das Verhältnis gegenüber Tierhaltern und Industrie ist zudem durch Skepsis geprägt, in Deutschland stärker als bei den europäischen Nachbarn. Lücken zu den Fakten und das damit teilweise verbundene Unbehagen sind auf mangelnde sachgerechte Informationen zurückzuführen.